Vortrag 24.10.2018, 18:15 Uhr
Vielleicht noch mehr als andere Bildgattungen stimuliert das Selbstporträt zum mimetischen Experiment. Wenn die Sichtbarkeit des Pinselduktus‘ die Formung des Gesichts ausstellt und die Offenheit der malerischen Faktur indiziert, was Malerei ist und wie sie entsteht und wenn in den ersten plastischen Werken dieser Gattung das „Machen“ eines „faber“ gewürdigt wird, wird in ihnen der poietische Vorgang selbst zum Thema gemacht. Welche Denkmuster diese Strategeme in der Frühen Neuzeit generieren, soll im Vortrag untersucht werden. So ist vor allem die poietische Reflexion über das ‚Formen‘ des Menschen in Analogie zum Schöpfungsakt Gottes ein heuristisches Konzept, dessen Relevanz für gemalte und das plastische Selbstporträt seit der Genese im frühen 15. Jahrhunderts untersucht werden soll. Dies verbindet sich mit dem Plädoyer, die Aufmerksamkeit nicht allein auf die Sujetebene der Bildnisse und die spezifische Form der Inszenierung der sich selbst Porträtierenden zu richten, sondern auch auf die Ebene der Darstellungsweise und damit die ‚Oberfläche‘ der Werke, die (nicht allein) im Selbstporträt zur bedeutungsvollen Membran wird.