Die Galerie Rottloff liegt fast versteckt in einem geräumigen Stadthaus in Karlsruhe. Wüsste man nicht, dass hier eine der ersten Kunstadressen Karlsruhes existiert, würde man sie nicht finden, und dadurch einiges verpassen. Mai Miura hat sich dieses Kleinod genauer angesehen.
Die Galerie wurde von Helgard Müller-Jensen gegründet. Sie kam im Jahr 1958 nach Karlsruhe an die Akademie der Bildenden Künste, um hier Kunst bei HAP Grieshaber zu studieren. Sie war gerade einmal 22 Jahre alt, als sie 1961 in der Vorholzstrasse die Galerie Rottloff eröffnete – an der Akademie hatte sie alles gelernt, was es dort zu lernen gab. 1973 erwarb sie das Jugendstilhaus in der Sophienstrasse, wo sich seitdem die Galerie befindet und sowohl im Treppenhaus wie in den oberen Etagen wird ständig ein Teil ihrer umfangreichen Sammlung gezeigt.
Helgard Müller-Jensens besonderes Interesse galt damals der Kunst aus den Vereinigten Staaten, vor allem dem amerikanischen Expressionismus. Zahlreiche Reisen unternahm sie, um Ausstellungen internationaler Kunst zu sehen.
Die Galerie orientierte sich immer überregional, ja international. »Galeriearbeit besteht darin, dass man Künstler, die man wichtig und interessant findet, ausstellt und versucht, im Kontakt mit Besuchern und möglichen Käufern, deren Interesse für die Künstler zu wecken. Man versucht, einen Markt für Künstler zu schaffen, die bis dato vielleicht noch nicht bekannt waren«, so Müller-Jensen. »Durch die unterschiedlichen Positionen, die ich vertrete und zeige, ist es mir möglich, immer wieder neue Interessenten in die Galerie zu locken«, führt sie weiter aus. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Müller-Jensen in über 250 Ausstellungen mit mehr als 150 Künstlern zusammen arbeitete.
Müller-Jensens Ratschlag, den sie gleichwohl mit einem guten Teil eines für sie so typischen trockenen Humors Studenten der Kunstgeschichte, vielleicht zukünftigen Galeristen gibt, lautet: »Drei Voraussetzungen sollte man mitbringen: Kaufmännische Begabung, Kunstkenntnis und Zielstrebigkeit. Die Liebe zur Kunst muss sich unbedingt mit unternehmerischem Geschick paaren«.
Helgard Müller-Jensen sieht ihre Galerie als ihr Lebenswerk. Einer der wichtigsten Antriebe für ihre Arbeit sind die immer neuen Ideen, mit denen Künstler sie herausfordern. So entwickelt sich die Galerie Rottloff auch nach 50 Jahren noch beständig weiter, bleibt die Auseinandersetzung mit der Kunst weiter aufregend für die Galeristin. Anlässlich des Galerie-Geburtstages in diesem Jahr zeigt das Ettlinger Schloss eine Ausstellung, die einen Rückblick auf das Wirken der ebenso sympathischen wie erfolgreichen, engagiert und unternehmungslustig gebliebenen Galeristin ermöglicht.