Meldungen zum Kunstgeschehen

»Siebzigtausend« - Der Gewinner des Denkmalwettbewerbes Leipzig ist gekürt

Als im November 1989 die Berliner Mauer geöffnet wurde, hatten die Bürger der Stadt Leipzig einen großen Anteil an diesem Geschehen. Hier wirkte die »Friedliche Revolution« am stärksten. 22 Jahre später, im Oktober 2011 schrieb die Stadt Leipzig den »internationalen künstlerischen Wettbewerb für ein Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal« aus. Dieses sollte in Zukunft am Wilhelm-Leuschner-Platz, dem historischen Ausgangspunkt der Demonstrationen, als Erinnerung für zukünftige Generationen, sowie die internationale Öffentlichkeit stehen.

Aus dem Projektentwurf »Siebzigtausend« 3 © M M/ Annabau
Aus dem Projektentwurf »Siebzigtausend« 3 © M M/ Annabau

Insgesamt 325 Bewerber aus 31 Ländern reichten ihre Konzepte ein, aus denen dann eine Fachjury Anfang Juli 2012 die Gewinner kürte. M + M München & Annabau Berlin konnten mit ihrem Konzept »Siebzigtausend« die Jury überzeugen und gewannen die Ausschreibung. Die weiteren Plätze gingen an realities: united, Studio for art and architecture, Jan Edler und Tim Edler, Berlin mit Schlaich Bergermann und Partner Beratende Ingenieure, Berlin sowie Anna Dilengite, Tina Bara, Alba d’Urbano, Leipzig.

Das fertige Denkmal »Siebzigtausend« ist eine riesige rechteckige Fläche, die von 70.000 Farbfeldern bedeckt ist. Die Zahl wurde gewählt, um die Menge der Menschen darzustellen, die am 9. Oktkober 1989 in Leipzig demonstrierten. Diese Fläche ist zunächst kein fester unverrückbarer Boden. Sie besteht aus 70 000 einzelnen kistenförmigen Podesten, die man aus der unübersehbaren Zahl herauslösen kann: jedes gerade groß genug, um darauf stehen zu können. Die Arbeit übersetzt das Wesen der Friedlichen Revolution von 1989 als Bewegung einer Vielzahl von Individuen ohne Anführer in ein geometrisches buntes Farbenfeld.

Die Ordnung der Geometrie kann als Ablauf der Montagsdemonstrationen "in geordneten Bahnen" gelesen werden und bringt somit die Gewaltfreiheit zum Ausdruck. Die Besucher des Platzes können die ursprüngliche Anordnung schrittweise aufheben, in dem sie die einzelnen Podeste verrücken oder mitnehmen. Dadurch wird der Gedanke der Redefreiheit in private und öffentliche Räume, durch die ganze Stadt und darüberhinaus getragen. Ein wesentliches Grundthema der Revolution von 1989 bleibt somit lebendig.

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