Ausstellungsbesprechungen

»beeindruckt« von Rembrandt

Er dürfte zu den berühmtesten Malern Europas zählen, der zudem auch als Grafiker einen erklecklichen Bekanntheitsgrad hat – die Pilgerscharen finden sich in Amsterdam ein, um Rembrandt, mit ganzem Namen Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–69), nicht nur im staatstragenden Rijksmuseum (falls geöffnet), sondern auch im malerischen Rembrandthuis zu besuchen. Letzteres steht entschieden für die Grafik, das Radierwerk des niederländischen Meisters. Nun hat man gute Möglichkeiten, das Schaffen Rembrandts auch hierzulande kennen zu lernen.

Von Kassel über Frankfurt bis München stehen die Gemäldegalerien offen; allein um seine Grafik steht es schlechter, was freilich auch auf konservatorische Gründe zurückzuführen ist. Nachdem im Bereich der Malerei die Abschreibungswelle der echten Rembrandts wohl auch ein vorläufiges Ende hat, zuweilen sogar einige Ex-Rembrandts auch wieder wirkliche Rembrandts sein dürfen, hat sich der Ruhm des Malers auf ruhigeren Gewässern breit gemacht. Die Radierungen waren immer schon weniger dem öffentlichen Streit ausgesetzt, manche Blätter hatten längst den Status unermüdlich wiederkehrender Kalenderseiten erreicht, das »Hundertguldenblatt«, »Die drei Kreuze« oder die »Ecce-homo-Szene« in jeweils all ihren Zuständen dürften schon fast Kultstatus haben oder zumindest Heerscharen von Schülern inspiriert (oder gefordert) haben, den Stichel in die Metallplatte zu graben. Nebenbei ist zu vermuten, dass so manche unanständige Radierung wohl nur selten den Weg ins erlauchte Rembrandt-Bewusstsein fand, man denke an den Hund im »Barmherzigen Samariter«, der unübersehbar seine Notdurft verrichtet – doch eine echte Entdeckung wäre es auch nicht.

Insofern gibt es nicht wirklich Überraschendes rund um Rembrandt zu zeigen, obwohl selbst jüngere Präsentationen wie »Rembrandts Landschaften« durchaus spannende Einblicke in das Werk ermöglichten. Und so sollte man sich trotzdem aufmachen, die wunderbare Ausstellung »beeindruckt von Rembrandt. Rembrandt und die englischen Malerradierer des 19. Jahrhunderts« in der Galerie Stihl in Waiblingen zu besuchen. Wann gab es so viel Rembrandt in der Stuttgarter Region zu sehen, noch dazu in einem auch architektonisch sehenswerten Haus, das Respekt verdient für sein Engagement um die europäische Kunstgeschichte (die Turner-Schau als Museumspremiere ist noch lebhaft in Erinnerung).

# Page Separator #

Die im Fahrwasser des Rembrandthauses und des Museums Schloss Moyland entwickelte und mit Unterstützung der Staatsgalerie Stuttgart realisierte Ausstellung stellt rund 40 Radierungen von Rembrandt weitere 40 Arbeiten englischer Malerradierer gegenüber, die sich von dem Niederländer anregen ließen und diese Tiefdrucktechnik im 19. Jahrhundert wieder aufleben ließen (»Etching Revival«): zu nennen – und hier nun teilweise auch zu entdecken – sind Francis Seymour Haden und James Abbott McNeill Whistler (von dem vor allem bzw. fast nur das Bildnis seiner Mutter bekannt ist). Ein Ausblick auf Kollegen der Moderne und der Gegenwart – von Martin Hardie bis Alfred Hrdlicka und über eine begleitende Sonderausstellung bis hin zu Diethard Blaudszun (geb. 1941) – weiten das Panorama beträchtlich aus.

Zur Ausstellung sind zwei Publikationen greifbar, einmal ein reich bebilderter Katalog über die Radierungen im Amsterdamer Rembrandthaus, der zum besten gehört, was man »auf die Schnelle« über das grafische Werk wissen muss, zum anderen ein dicker Wälzer, der das Verhältnis der englischen Malerradierer zu Rembrandt sehr speziell unter die Lupe nimmt – unter diesem Teilaspekt sicher ein Standardwerk, entstanden anlässlich der Ausstellung im Museum Schloss Moyland 2005.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag von 11 Uhr bis 19 Uhr
Donnerstag von 11 Uhr bis 20 Uhr

Kataloge
Peter Dering (Konzept und Redaktion): Rembrandt und die englischen Malerradierer des 19. Jahrhunderts. Hrsg. von der Stiftung Museum Schloss Moyland. Nijmegen 2005.
ISBN-10: 3-935166-28-1

Eva Ornstein-Van Slooten / Marijke Holtrop: Das Rembrandthaus. Rembrandt – Katalog der Radierungen. Zwolle/Amsterdam 2008.
ISBN 978-90-400-8511-6 

Diese Seite teilen

Besuchen Sie uns