Kataloge

Agentur Kunstraum Franziska Neubecker (Hg.): Maria Luisa Witte. Drawings, Hamburg 2006.

Das zehnseitige Katalogbändchen „Maria Luisa Witte. Drawings“ ist ein ungemein feinfühliges Werk geworden, das durch die Harmonie des wundervollen Textes (englisch) von Anke Feuchtenberger mit den fließenden, erfrischend ehrlichen Zeichnungen Maria Luisa Wittes zu einem Genuss für die Sinne wird.

Hervorragende Abbildungen ermöglichen das Eintauchen in emotional angereicherte Arbeiten, die den Betrachter in den Bann ziehen.

„Immersing in the drawings of Maria Luisa Witte is refreshing“ – so die Überschrift des Katalogbeitrages von Anke Feuchtenberger. Und damit wird bereits viel über die Arbeiten der 1974 in Buenos Aires geborenen Künstlerin ausgesagt, die aus dem Drama des Lebens schöpft, das ihr letztlich zu überleben hilft. Witte zeichnet und beschreibt alles, was sie bewegt en detail, vergleichbar einem Unfall, bei dem einer der Beteiligten den Kopf verliert und dann nach ihm für alle Ewigkeit suchen muss. Man kann diese Vorgehensweise so gut verstehen und nachvollziehen, weil es so wunderbar in Zeichnungen festgehalten ist. Maria Luisa Witte vermittelt dem Betrachter, wie er den Kopf wieder an seine richtige Stelle setzen kann, so dass der Strom ununterbrochen weiter fließt.

In den Arbeiten Wittes geht es stets darum, dass jemand einen anderen oder etwas anderes berührt. Und genau dadurch werden Spuren hinterlassen, denen die Künstlerin auf sehr behutsame Weise nachspürt. Sie webt wundervolle Bilder aus Stoffen, die sie kennt und die sie zu verarbeiten weiß. Anke Feuchtenberger bringt dies auf den Punkt wenn sie schreibt: „Maria Luisa shows us how we ourselves can remember and how we will survive.“

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So nimmt es nicht Wunder, wenn wir dem ersten Bild, das uns der Katalog präsentiert, tief getroffen gegenüber stehen. Die sensibel angelegte Zeichnung „Love is a dangerous current, part two“ zeigt eine junge Frau, die den Kopf in einen weichen Untergrund – vermutlich eine Matraze – presst, so dass man die verzweifelten Laute, die ihrem Mund entrinnen und durch den Untergrund erstickt werden, zu hören glaubt. Interessant ist, dass wir die Frau nicht horizontal, sondern vertikal sehen. Diese Änderung der gewohnten Sehperspektive ist ein Grund, weshalb man sich erst nach längerem und genaueren Betrachten von der Arbeit lösen kann – die Zeichnung bewegt, macht betroffen, nachdenklich und brilliert gleichzeitig in ihrer künstlerischen Ästhetik.

Mit dem Katalogwerk „Maria Luisa Witte. Drawings“ begegnen dem Betrachter außergewöhnlich fragil angelegte Arbeiten einer jungen Künstlerin, die durch ihren sanften Zeichenstrich und ihre behutsame Annäherung an Themen des Lebens eine ganz neue Tür zur Kunst aufgestoßen hat. Gerade in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation ist es einfach herrlich, wenn eine Künstlerin sich durch sanfte Töne bemerkbar macht. In diesem Sinne ist der Katalog nur zu empfehlen!

 

Bibliographische Angaben

Maria Luisa Witte. Drawings, Ausstellung vom 26. Mai bis 13. Oktober 2006 in der HSH Nordbank AG London Branch, hrsg. von der Agentur Kunstraum Franziska Neubecker, Hamburg 2006, 10 Seiten. (Auflage 1000)

Nähere Informationen zum Katalog und zur Künstlerin
http://www.agentur-kunstraum.de

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