Der 1960 in Peking geborene Ah Xian blieb 1989 während eines Artist-in-Residence-Programms in Australien; – die Emigration bedeutete nicht nur existenziell eine entscheidende Wendung für den chinesischen Künstler, sie brachte ihm auch einen Systemwechsel im Werk ein.
Ah Xian machte sich die jahrtausendalte Tradition in der chinesischen Keramikherstellung sowie die fernöstliche Ikonografie der Blumen und Schmetterlinge, der Schlangen und Drachen, der Meereswelle und Bergidylle zueigen und prägte sie der menschlichen Halbfigur auf; – pikanterweise sind dies Abgüsse von Verwandten und Bekannten des Bildhauers. So kultiviert er das Vertraute im Fremdbild, gibt dem zeitlich Begrenzten einen Hauch von Unendlichkeit.
Je nach Material und Bearbeitung präsentieren sich seine Arbeiten mal im kitschig-floralen Überfluss (so eine gehämmerte Kupferbüste »mit Zehntausend-Blüten-Dekor in feiner Cloisonné-Technik«) oder in edler Schwermut (hier etwa in einer Landschaftsdarstellung »in Goldlack auf Schwarzlack«), mal als ornamentaler Fremd-Körper (Wolkenranken in schwarz-rotem Schnitzlack auf Körperabguss aus glasfaserverstärktem Kunststoff) oder als anthropomorpher Reliefgrund (Porzellanbüsten mit eingeätztem oder aufgesetztem Bogu-Dekor, das heißt, mit antiken Objekten versehenen Formen, in schwarzer oder roter Überglasur). Charakteristisch ist im Werk von Ah Xian die exaltierte Farbigkeit, die gegen die fast meditative Einkehrhaltung der plastischen Grundform aufzubegehren scheint. Darin unterscheidet sich Ah Xian von Kollegen wie dem Japaner Katsura Funakoshi, der formal wohl Pate gestanden hat, aber allenfalls in den verhalteneren Arbeiten noch präsent ist.
Im gestalterisch sehr stringent durchgeformten Katalog beleuchtet Stephan von der Schulenburg die althergebrachten Kunsthandwerkstechniken im Werk Ah Xians und kommt auf ein interessantes Ergebnis: »Im bunten Kleid aus Blumen, Drachen … und blumenverhangenen Bergidyllen im altchinesischen Stil manifestiert sich hier vielmehr eine besondere Form von V-Effekt: Wir werden konfrontiert mit realen Köpfen, die gewissermaßen an der Schönheit einer längst vergangenen Zeit ersticken.«
Innerhalb des Booms chinesischer Kunst hat sich Ah Xian mit seiner Heilbronner Schau einen respektablen Platz ergattert. Die Bedeutung und Tragweite der Ausstellung mag man auch daran ablesen, dass das Werk des Künstlers im Anschluss an Heilbronn auch noch in der Kunsthalle Recklinghausen und im Gemeentemuseum Den Haag zu sehen sein wird.
Dienstag bis Freitag 10-13, 14-17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag 11-17 Uhr
Städtische Museen Heilbronn: bis 27. Januar 2007, Kunsthalle Recklinghausen: 17. Februar bis 6. April 2008, Gemeentemuseum Den Haag: 19. April bis 7. September 2008.