Ausstellungsbesprechungen

All inclusive. Die Welt des Tourismus

Journey with (no) return. Flugreisenden vertraut klappert es im Foyer der Schirn. Der die Geräuschquelle suchende Blick fällt auf eine Anzeigetafel, wie sie gewöhnlich Auskunft über Flugziele, Abflugzeiten und -steige gibt. Doch so oft die Klappen auch rotieren und arretieren, stets zeigen sie nur schwarze Leere. Eine Reise ins Nirgendwo?

So eingestimmt betreten die Besucher von »All inclusive. Die Welt des Tourismus« die Ausstellung durch Ayþe Erkmens Ready-made-Sicherheitstor und treffen sodann auf ein Gepäckband, auf dem ein einzelner Koffer verloren seine Runden dreht. Über der Installation preisen in Acryl auf Leinwand gemalte Plakate billige Last-Minute-Reisen an (der genannte Betrag ist gleichzeitig der Preis des Bildes). Flughafenequipment fand auch in Form des Personenleitsystems »Crowd«, quasi ebenfalls ein Ready-made, von Eva Grubinger Eingang in die Ausstellung.

Phänomene des Tourismus – von Prostitution bis Umweltverschmutzung und Klimawandel – wollen die in der Schirn versammelten Exponate kritisch beleuchten. Dabei fallen die Ansätze so unterschiedlich aus wie die versammelten Medien von Malerei über Fotografie und Video bis hin zu Skulptur und Installation. Reproduzierte Klischees wie schweizerische Alpenpanoramen und klassische Souvenirs als ironische Kommentare oder Tracy Moffats poppig-bunte Bildergeschichten können mit einem amüsierten Augenzwinkern betrachtet werden, während andere Arbeiten direkter die Kehrseite der schönen heilen Touristenwelt präsentieren: Sozialkritische Aktionen und Dokumentationen, die einen Blick auf die Welt werfen, wie der Tourist sie für gewöhnlich nicht zu sehen bekommt. 

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Trotzdem einzelne Arbeiten den Anspruch der kritischen Auseinandersetzung erfüllen, wirkt die Ausstellung streckenweise beliebig zusammengewürfelt und austauschbar. Der Besucher flaniert vorbei an von Sand bedeckten Badelatschen, einem alufarbenen VW-Bus, einer Hängematte aus Talmi-Goldketten – selten lädt eine Arbeit ein, länger zu verweilen, die Geschichte hinter der Oberfläche zu entdecken. 

Der begleitende Katalog verstärkt diesen Eindruck noch. Kaum mehr als zwei Spalten Text beleuchten die Intention der Ausstellungsmacher. Die restlichen 200 Seiten dokumentieren die Ausstellung unterbrochen von zehn Reisegeschichten, die in einem öffentlichen Literaturwettbewerb unter allen Einsendungen ausgewählt wurden. Im Appendix werden die teilnehmenden Künstler, darunter Jonathan Monk, Thomas Struth und Peter Fischli & David Weiss, mit Vita, Werk und Kurzinterpretation der gezeigten Arbeit – die gleichzeitig als Handzettel in der Ausstellung dem Besucher die Deutung erleichtert – auf jeweils einer halben Seite gelistet.

Mal wieder zeigt sich die Sperrigkeit zeitgenössischer Kunst, die ohne Hintergrundwissen nicht entschlüsselbar ist, wie der Kompass »Ibi Sum« von Kris Martin oder die nur von einem Tag auf den anderen wechselnde Dia-Show »Today is just a copy of yesterday (Holiday)« von Jonathan Monk. Für Frankfurter dürfte die eigens für die Ausstellung geschaffene Videodokumentation »The Tourist Project« von Lee Mingwei interessant sein: Der Taiwanese erkundete im Herbst letzten Jahres geführt von Einheimischen die Main-Metropole abseits der touristischen Pfade aus individuellen Blickwinkeln.Das Ende der Ausstellung bildet ein Panoramafenster mit Blick auf den Dom, der noch einmal eine neue Perspektive auf Frankfurt ermöglicht. Nie war man dem imposanten Turm näher. Gleichzeitig erweist sich im letzten Raum die Ausstellung als Sackgasse, die Eintrittskarte wird zum Return-Ticket, der lange Weg zurück aus den Parallelwelten liegt noch vor einem.

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Das Ende der Ausstellung bildet ein Panoramafenster mit Blick auf den Dom, der noch einmal eine neue Perspektive auf Frankfurt ermöglicht. Nie war man dem imposanten Turm näher. Gleichzeitig erweist sich im letzten Raum die Ausstellung als Sackgasse, die Eintrittskarte wird zum Return-Ticket, der lange Weg zurück aus den Parallelwelten liegt noch vor einem.

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Öffnungszeiten
Dienstag, Freitag bis Sonntag 10-19 Uhr
Mittwoch und Donnerstag 10-22 Uhr

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