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Alles Grün? Irland in der Kunst

Am 17. März feiern die Iren den St. Patricks Day und begrünen Straßen, Häuser und sich selbst im Gedenken an ihren Nationalheiligen. Bekannt ist die Insel vor allem für Ihre herrliche Landschaft, ihre großen Literaten und diverse Alkoholika. Aber: Die Iren haben auch in der Kunst ihre Spuren hinterlassen!

Eines der frühesten Zeugnisse der irischen Kunst ist sicherlich das »Book of Kells«. Geschaffen wurde es um 800 zwar vermutlich auf der Hebrideninsel Iona. Die hier ansässige Abtei aber war eine irische Gründung und im 11. Jahrhundert landete das Kunstwerk an dem Ort, der ihm seinen Namen gab: Der Abtei Kells. Ein anderes, originär irisches Buchkunstwerk ist das »Book of Durrow«, das sogar noch älter ist! Beide Bücher sind durch ihre mit üppigen Knotenmustern verzierten Initialen bekannt geworden und präsentieren damit eines der bekanntesten Merkmale keltischer Kunst des Frühmittelalters. Die insulare Buchmalerei, die ihren Ursprung vor allem in Irland hatte, konnte aufgrund der besonderen Situation auf der Insel entstehen: Irland wurde nicht von der Völkerwanderung berührt und während antike Wissens- und Kunsttraditionen im Rest Europas nur mit einiger Mühe an ausgewählten Zentren erhalten werden konnten, blühte die Buchmalerei in Irland. So konnte hier eine eigenständige Kunst entstehen, die dank der Wanderungen irischer Mönche wiederum auf den Kontinent ausstrahlte. Mit dem Niedergang der keltischen Kultur erlosch aber auch eine eigenständige irische Kunst.

Aufgrund der englischen Dominanz seit der Eroberung durch die Normannen war die irische Kunst vor allem von englischen Stilen beeinflusst. Trotz steten irischen Widerstands prägte die englische Kunst und Kultur das Leben auf der Grünen Insel und lange Zeit konnte sich kein eigenständiger irischer Stil etablieren. Das änderte sich erst im 18. Jahrhundert mit der Gründung der Dublin Society’s School, die Kunst und Handwerk fördern wollte. Susanna Drury etwa wurde mit ihren Bildern des »Giant’s Causeway«, aber auch anderen Landschaftsbildern bekannt, während Hugh Douglas Hamilton vor allem mit seinen Porträts die hochgestellte irische Gesellschaft als Kundschaft gewann. Die Künstler des 18. Jahrhunderts reisten dabei gern nach Italien und ließen sich hier inspirieren, orientierten sich, wie zum Beispiel Thomas Roberts, aber auch an der französischen und niederländischen Malerei.

Seit der Unterzeichnung des Act of Union 1800 verließen aber zahlreiche irische Künstler ihre Heimat, um in den englischen Metropolen und Kunstorten zu arbeiten. Zum Beispiel ließ sich Norman Garstin im englischen Newlyn nieder, dessen Künstlerkolonie sich an der Schule von Barbizon orientierte und den englischen Spätimpressionismus prägte. So schuf Garstin denn auch Stadt- und Landschaftsansichten, in denen er sich am Beispiel Manets oder Degas‘ orientierte und es sich zur Aufgabe machte, das Landleben möglichst ungeschönt wiederzugeben. Augustus Burke dagegen begann seine künstlerische Karriere bereits als Mitglied der Royal Academy und lehrte an der Royal Hibernian Malerei. Akademisch weniger erfolgreich, aber äußerst populär war Francis Danby. Seine romantischen Landschaften sind Paradebeispiele für die britische Spielart dieser Epoche des 19. Jahrhunderts. Die 1823 gegründete Royal Hiberian Academy ermöglichte es ihnen und anderen Künstlern, einmal im Jahr ihre Werke zu präsentieren.

Übrigens: Ein Ire gilt als der Schöpfer des Wortes »Panorama« Robert Barker ging Anfang der 1780er Jahre nach Edinburgh. Um seine Gemälde der schottischen Stadt, die er in zylindrischer Form als Rundumsicht präsentierte, zu bezeichnen, schuf er den Kunstbegriff aus der Kombination der griechischen Wörter »pan« (all) und »horama« (Sicht). Er erwies sich dabei als besonders findig und ließ sich diese Form der Kunst patentieren.

Insbesondere im 20. Jahrhundert aber erregten irische Künstler international Aufsehen: In Francis Bacons Darstellungen des menschlichen Körpers ist der Schmerz omnipräsent. Sein Triptychon »Three Studies of Lucian Freud« (1969) setzte sich 2013 mit einem Verkaufspreis von 106 Millionen Euro an die Spitze der bis dato teuersten Gemälde der Welt. Inspirieren ließ er sich unter anderem von Goya, Velazquez oder Bosch, aber auch Picasso. Die Reduzierung seiner menschlichen und tierischen Protagonisten zur Kreatur, der Leid zugefügt wird, hat ihn bekannt gemacht und immer wieder für Skandale gesorgt. So machte er sich auch die »Eiserne Lady« Margaret Thatcher zur Feindin.

Auch Sean Scully ist gebürtiger Ire und besitzt die amerikanische und englische Staatsbürgerschaft. Er ist einer der bekanntesten Vertreter zeitgenössischer abstrakter Kunst und in zahlreichen Museen rund um den Globus präsent. Bekannt wurde er vor allem durch seine »Streifenbilder«. Geometrische Figuren und kräftige Farben lösten seine frühen figurativen Bilder ab und offenbaren heute Einflüsse aus der europäischen, aber auch orientalischen Kunst.

Kein Maler, sondern Fotograf ist Richard Mosse. Seine Kriegsfotografien aus dem Kongo brachten ihm internationales Renommee ein. 2013 stellte er im irischen Pavillon auf der Biennale in Venedig seine Video-Installation »The Enclave«. Als reiner Video-Künstler erhielt Duncan Campbell im Dezember 2014 den renommierten Turner-Preis für seine Arbeit »It for Others« darin setzt er sich in verschiedenen Episoden mit der Ausbeutung afrikanischer Kunst auseinander und zieht Verbindungen zum Marx’schen Kapital und dem Kampf der IRA.

Diese Beispiele sind natürlich nur eine kleine Auswahl irischer Künstler und ihrer Werke. Die Grüne Insel ist nämlich bunter als man denkt. In diesem Sinne: Lá fhéile Pádraig sona dhuit!

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