Buchrezensionen, Rezensionen

Andreas Honegger: Die geheimen Gärten von Zürich. Traumhafte Refugien in der Stadt und am See, Deutsche Verlagsanstalt 2011

Der in diesem Jahr publizierte Band »Die geheimen Gärten von Zürich« öffnet dem Leser die Pforten zu über 30 privaten Parkanlagen, Gärten und Terrassen in der am See gelegenen Stadt. Dabei betreten der Autor Andreas Honegger und der Fotograf Gaston Wicky großzügige, herrschaftliche Anwesen, kleine, verwunschene Vorstadtgärten oder elegant konzipierte Terrassen hoch über der Altstadt. All diesen Gartenformen ist die Liebe zur Flora sowie die ästhetische Gestaltung von Natur gemein, was in vorliegendem Buch auf inspirierende Weise dargelegt wird. Eine Besprechung von Verena Paul.

Wer hätte das gedacht, dass Zürich seine grüne Seite auf derart charmante Weise zu präsentieren versteht? In Text und Bild beweisen Andreas Honegger und Gaston Wicky dem Leser, wie atemberaubend schön die Refugien dieser Stadt sind. Da sind zunächst die „Klassischen Villengärten und Parks am See“, die uns mit ihren weiten Rasenflächen, alten Baumbeständen, keck leuchtenden Blumenbeeten, mit abstrakten oder gegenständlichen, neuen oder antiken Objekten sowie einem atemberaubenden Ausblick auf den See in den Bann ziehen – beispielsweise jener verwunschene Park auf dem Moränenhügel, in dessen Winkeln und Nischen Gartenhäuschen, Stelen oder Statuen ihren Platz gefunden haben. Ein anderes Beispiel ist das hoch oben am Zürichberg gelegene Anwesen, das mit dem Farbenspiel der Rhododendren, den duftenden und von kleinen Buchshecken gesäumten Rosen und einem leise glucksenden Wasserspiel zum Träumen animiert. In einem anderen Garten weht hingegen ein Hauch von Japan, wobei sich hier nicht nur feurige Ahornbäume im Wasser spiegeln, sondern auch eine große, meanderförmige Eisenskulptur des Schweizer Künstlers James Lichini.

In den „Gärten botanischer Sammler“ treffen wir auf romantische Stadtgärten ebenso wie japanische Gärten, in denen sich die Besitzer mit Liebe und Sorgfalt der Auswahl der Pflanzen gewidmet haben. Dabei sind kleine Oasen, Orte der Ruhe und Entspannung entstanden, die das Herz eines jeden Gartenliebhabers höher schlagen lassen. Einmal beschreibt Honegger seinen Eindruck sehr anschaulich: »ein Garten mit einer Fülle von Blumen, die sich zu einer mit den Jahreszeiten wechselnden Sinfonie aus Grüntönen und Farben zusammenmischen, wie auf der Leinwand eines impressionistischen Malers.« Doch haben auch die Besitzer dieser Gartenformen nicht auf skulpturale Objekte verzichtet, wie das am See gelegene Anwesen beweist, in dem zwei riesige Eisenplastiken James Lichinis und Bernard Veners vor der atemberaubenden Kulisse des Sees aufgestellt sind.

Im dritten Kapitel haben Honegger und Wicky „Zwischen den Häusern und über den Dächern“ grüne Oasen entdeckt, die man so in der Stadt nicht erwartet hätte. Da begegnen dem Leser/Betrachter ein charismatischer Gemeinschaftsgarten hoch über den Dächern Zürichs, ein liebevoll umsorgter Schrebergarten oder aber der prachtvolle Garten im Villenviertel, in welchem eine fast 100 Jahre bestehende Gartenarchitektur dominiert.

Im vierten Kapitel schließlich rücken Gärten in den Fokus, bei denen die „Priorität der Gestaltung“ gilt. Ein wunderbares Beispiel ist Nicole Newmarks Garten, der sich um ein altes Bauernhaus schmiegt. Eindringlich – und durch die Aufnahmen für den Betrachter absolut nachvollziehbar – beschreibt die Besitzerin ihr Refugium, das in künstlerisch gestaltete und philosophisch angereicherte Räume unterteilt ist: »Der Garten ist ein Ort der Schönheit, Sinnlichkeit und Beschaulichkeit, ein Ausgleich zu unserer hektischen und aggressiven Außenwelt. Er lädt zum Genießen und Nachdenken ein. Die Reflexion über den Garten führt zur heute mehr als notwendigen Reflexion über die Erde.« Ein wenig exzentrisch darf es dagegen bei jenem Hortus conclusus sein, der sogar über ein Esszimmer im Freien verfügt, das märchenhaft entrückt erscheint. Man kann wohl nur erahnen, welch wunderbare Feste dort an der langen Tafel und im Schein der Kerzen gefeiert werden...

Resümee: Die Deutsche Verlags-Anstalt führt mit der klug arrangierten Publikation »Die geheimen Gärten von Zürich« eine Buchreihe fort, die durch informative, spannend zu lesende Textbeiträge ebenso überzeugen kann wie durch atmosphärische, qualitativ hochwertige Fotografien. Der Band, der dem ästhetischen Zauber der grünen Refugien mit schlafwandlerischer Sicherheit auf den Grund geht, hinterlässt beim Leser/Betrachter ungemeine Lust auf eine Zürichreise... Ein nebliger Herbsttag, ein bequemes Sofa, eine dampfende Tasse heißen Tees oder ein gutes Glas Rotwein und dieses tolle Buch auf den Knien, das uns in die stimmungsvollen Gärten der Stadt am See entführt – einfach wundervoll! Daher möchte ich das Werk allen ans Herz legen, die sich für Gärten und Gartenkunst interessieren und natürlich den Entdeckungsfreudigen, die neugierig geworden sind, welche Schätze sich hinter dichten Büschen, hohen Bäumen und Mauern oder über den Dächern Zürichs verbergen.

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