Buchrezensionen, Rezensionen

Annette Seemann: Aus Weimar in alle Welt. Die Bauhausmeister und ihre Wirkung, E.A. Seemann Verlag 2009

Eine der bedeutendsten Phasen für die Entwicklung der Kunst, des Kunstgewerbes und der Architektur begann 1919 mit dem »Staatlichen Bauhaus« in Weimar. Das Buch beschreibt Leben und Wirken der berühmten Weimarer Bauhausmeister und die Wirkungsgeschichte des Bauhauses von Weimar bis Chicago.

Aus Weimar in alle Welt.Die Bauhausmeister und ihre Wirkung © Seemann
Aus Weimar in alle Welt.Die Bauhausmeister und ihre Wirkung © Seemann

Im Vorwort schreibt Annette Seemann, dass das Buch das Ziel verfolgt, die Heterogenität des Bauhauses innen und außen zu zeigen. Dies soll einerseits durch zwölf Biografien der einzelnen Lehrkräfte und andererseits durch den zeitgeschichtlichen Kontext in drei weiteren Kapiteln geschehen. Bei der Durchsicht des Inhaltsverzeichnisses fällt auf, dass der Abschnitt über den Werdegang des Bauhauses nach 1925 zehn Seiten, der über die Wirkungen des Bauhauses nach der Schließung 1933 nur acht Seiten umfasst. Auch sonst hält sich die Publikation an eher kurze übersichtliche Kapitel. Neben den biografischen Daten zu Geburt, Elternhaus, Ausbildung und Stellung am Bauhaus enthalten die Abschnitte auch gern Informationen darüber, dass beispielsweise Gropius im Ersten Weltkrieg in einem Husarenregiment diente, seine erste Frau Alma Mahler eine Affäre mit Franz Werfel hatte und Hannes Meyers Familie eine Architektengeneration bis in das 17. Jahrhundert nachweisen kann. Annette Seemann hat in ihrem Vorwort geschrieben, dass sie die Bauhausmeister menschlich darstellen möchte, geht darin aber zu weit. Die persönlichen Informationen erwecken neben den vielen bekannten allgemeinen Fakten zeitweise den Eindruck einer Boulevardzeitung.

Alles in allem gelingt es ihr, die Heterogenität am Bauhaus anschaulich zu dokumentieren. Der wichtigere Abschnitt des Buches, nämlich der über die weltweite Wirkung, fällt ziemlich kurz und allgemein aus. Fast jeder, der sich schon einmal mit dem Bauhaus befasst hat, kennt den Werdegang nach 1925 in Dessau. Seemann steuert zu diesem Wikipedia-Wissen auch nicht viel Neues bei. Das nachfolgende Kapitel über die Wirkung nach 1933 gibt ebenfalls nur stark verkürzte allgemein bekannte Fakten wieder. Schwerpunkte der Bauhaus-Rezeption sind nach 1933 die USA und nach 1945 auch Deutschland. Minoritätenpositionen der Rezeption sind die Tschechoslowakei, die Niederlande und Palästina anhand einiger kaum genauer besprochenen Gebäude und Institutionen.

Wer sich also kurz über die einzelnen Bauhausmeister und ihr Wirken vor und während ihrer Bauhauszeit informieren möchte, kann dies auf etwa 120 Seiten tun. Wer an einer ausführlichen Darstellung des Bauhausgedankens und seiner Rezeption interessiert ist, sollte die Publikation von Philipp Oswalt (Hg.) «Bauhaus Streit. 1919-2009. Kontroversen und Kontrahenten» lesen.


 

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