Ausstellungsbesprechungen

Arbeiten von Annemarie Rudolph, Christoph Menger und Kerstin Leicher in der galerie m beck in Homburg/Schwarzenacker

Die galerie m beck zeigt bis zum 9. September 2009 in einer wunderbar kontrastreichen, perspektivschärfenden Parallelausstellung die Arbeiten von Annemarie Rudolph, Christoph Menger und Kerstin Leicher. Darüber hinaus sind die sich medial überlagernden Publikationen des im Saarland geborenen Autors Alfred Gulden zu sehen. Hier werden bildkünstlerische Werke von Samuel Rachl oder Reinhard Fritz für Guldens Lyrik zu einem lebendigen, scharfsinnigen und einfühlsamen Dialogpartner. Unsere Autorin Verena Paul hat die Ausstellung für Sie besucht.

Annemarie Rudolph – Zeichnungen

Die 1950 in Niedersachsen geborene Künstlerin Annemarie Rudolph fängt in ihren filigranen, teilweise aquarellierten Zeichnungen im Foyer der Galerie einen Mikrokosmos ein, der aus sanft fließenden Farbläufen, flirrend über das Papier huschenden Linien und zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion oszillierenden Formen entsteht. Mit traumwandlerischer Sicherheit in der Zeichentechnik und durch geschickte Kombination der verschiedenen Arbeitsmaterialien – Schellack, Tusche, Blei- und Farbstifte – lässt Rudolph auf dem Papier eine Symbiose aus Linienbündeln und Farbtupfern entstehen, der bisweilen ein von Leichtigkeit geprägter, „tänzerischer“ Duktus anhaftet.

Christoph Menger – Postcan

Der 1969 in Mannheim geborene Christoph Menger sucht über seine Schöpfungen in der Bel Etage der Galerie die Kommunikation mit dem Betrachter, indem er den Gebrauchsgegenstand Dose – von Andy Warhol bereits als Ikone des Konsums künstlerisch verarbeitet – einem neuen Kontext zuführt: Aus dem in quadratische, fingernagelgroße Pixel oder unregelmäßige Blättchen zerschnittenen Weißblech entstehen in mühevoller Kleinarbeit 3D-Bilder, Postkarten und Mosaikbilder mit faszinierenden Motiven.

Daher ist Menger – um mit Friedrich von Schiller zu sprechen – durchaus ein „Sohn der Zeit“, doch „zugleich ihr Zögling“ will er nicht sein. Denn seine Werke sind gegen den (Wegwerf-)Trend gerichtet und – wie Kurt Schwitters Kunst definiert hat – „ein Spiel mit ernsten Problemen“. Mengers Arbeiten „entstehen spielend, doch nicht ohne Grund.“ Seine als Marke „Postcans“ geschützten Postkarten sind unter Kennern nahezu Legende. Dafür hat er Dosen aus bis 1963 zurückliegenden Jahren verarbeitet. Darunter befinden sich Dosen aus Russland mit Gaugin-Motiven ebenso wie die gesamte Coladosen-Palette mit Diamond, Multi-Diamond und weißer Welle.

In seinem Schaffen orientiert sich Christoph Menger stets an einer von der polnischen Künstlerin Tamara de Lempicka aufgestellten Maxime: „Mein Ziel: Kopiere nie. Schaffe einen neuen Stil.“ Der Künstler unterstreicht diese Zielsetzung, wenn er sagt: „Als Nachahmer hätte ich keinen Wert.“ Er will „Unbeeinflusstes“ machen, Sachen, die buchstäblich „auf dem eigenen Müll gewachsen“ sind.

Kerstin Leicher – LichtStrahl LichtWarm

Die 1964 in Bad Marienberg geborene Künstlerin Kerstin Leicher hat sich mit ihrer substanziell ausgelassenen „Power-Art“ durch nennenswerte Ausstellungen auf nationaler und internationaler Ebene längst einen Namen gemacht, sei es auf Messen wie der Ambiente Frankfurt, der Art Multiple Düsseldorf, der Kunstmesse Salzburg und Kunstmesse AKZENTA Graz oder in renommierten Galerien und öffentlichen Institutionen. Ihre in Acryl und Ölkreide gefertigten Arbeiten befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen und überzeugen im Obergeschoss der Galerie durch eine ausgefeilte Technik, leuchtende Farbintensität und Formdynamik sowie eine erfrischende Motivauswahl, die eine unglaublich positive, kraftdurchtränkte, lichtüberflutete, surreale Welt vor unseren Augen entstehen lässt.

Alfred Gulden – TextBildBücher

Begleitend zu den drei Ausstellungen zeigt die galerie m beck mit TextBildBücher die wirkungsvolle Kombinationsmöglichkeit von Schrift- und Bildender Kunst in Publikationen des 1944 im Saarland geborenen Schriftstellers Alfred Gulden. In Gegenüberstellung mit Werken von Künstlern wie Samuel Rachl oder Reinhard Fritz avanciert Guldens Lyrik zu einem lebendigen, scharfsinnigen und einfühlsamen Dialogpartner. Dergestalt verschmilzt das Abgründige und das Tröstliche in einer kristallin geschliffenen, klanggewaltigen Sprache und die sicher geführten, rhythmisch aufgeladenen Lineamente und Farbflächen zu einer für den Leser/Betrachter mitreißenden Symphonie.

Mit schlafwandlerischer Sicherheit präsentiert die galerie m beck in der gegenwärtigen Parallelausstellung die Arbeiten der vier KünstlerInnen, die formal ästhetisch, überraschend anders, weltenhaltig und geheimnisvoll sind, so dass sie den Betrachter auf intelligente Weise zum genauen Sehen herausfordern!
 

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