Ausstellungsbesprechungen

Arno Fischer. Der Garten

Mit der Ausstellung „Der Garten“ zeigt die Robert Morat Galerie einen fotografischen Werkausschnitt des 1927 in Berlin geborenen Künstlers Arno Fischer, der als Leitfigur der Fotografie in der DDR und einflussreicher Lehrer gilt. Verena Paul hat für Portal Kunstgeschichte diese Ausstellung besucht und die im Laufe von drei Jahrzehnten entstandene Serie über den Garten des Fotografen auf sich wirken lassen.

In der Vergangenheit lehrte Arno Fischer an der HGB in Leipzig, an der FH Dortmund und bis zum heutigen Tag begeistert er Studenten der Ostkreuzschule für Fotografie und Gestaltung in Berlin für das fotografische Genre. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen und Büchern international präsentiert und publiziert. Im Jahr 2000 erhielt Fischer schließlich den Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh).

Nachdem das Fotografenpaar Arno Fischer und Sibylle Bergemann 1978 in Margaretenhof nördlich von Berlin ein Haus erworben hatten, richteten sie es sich als Lebens- und Arbeitsort ein, legten Garten und Teich an und bauten Volieren für die verschiedensten Vogelarten. Seither fotografiert Arno Fischer mit einer Polaroidkamera Details und Stillleben in seinem Refugium, wobei er nichts inszeniert, sondern die Umgebung mit neugierigen Augen entdeckt. Zu Triptychen arrangiert, besitzen die fotografischen Ergebnisse jener Streifzüge durch Haus und Garten eine ungemeine Strahlkraft. Neben der markanten Form der Polaroids entsteht diese Wirkung besonders durch das Bewusstsein, dass wir hier ein schnell entstandenes, aber auch einzigartiges Ergebnis gezeigt bekommen.

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Beim Betrachten der Arbeiten in den betont neutral gestalteten Ausstellungsräumen der Robert Morat Galerie werden wir zum stillen Teilhaber einer ruhigen, filigranen und ganz und gar unaufdringlichen Welt, die sich unseren Augen jedoch eindringlich und nicht selten wildwüchsig einprägt. Denn der Fotograf hielt sich öffnende Blumenkelche, Seerosen, Sträucher, Arbeitsgeräte im Garten oder den Blick durch Zäune auf die Weite des Landes gerichtet gleichermaßen mit seiner Kamera fest wie das strahlende Gesicht einer Puppe längst vergangener Zeiten oder geerntete Früchte und halbgeleerte Teetassen, die auf einem Tisch zufällig ihren Platz gefunden haben. Darüber hinaus spielt Arno Fischer mit der Ästhetik des Zerfalls und dem Reiz des Morbiden, wenn er beispielsweise die sich von einer Hauswand lösende Farbe in ihrer rissigen Struktur und dem bizarren Schattenspiel oder eine alte, rostige Radspeiche mit vertrockneter Blume en detail einfängt.

Es sind Arbeiten, die in einem Moment sachlich, analytisch, klar strukturiert und kühl anmuten und schon im nächsten von einer Poesie der Farben, Sanftheit der Formen, nostalgischer Wärme und Geborgenheit zeugen. Durch die Polaroids verfremdet, treffen wir auf Motive, die surreal und mystisch wirken, etwa wenn sich die organoide Form eines Holzstückes in ein Fabelwesen verwandelt oder getauter Schnee einen Totenschädel formuliert.

Die Robert Morat Galerie weiß mit der Ausstellung „Arno Fischer. Der Garten“ sowohl durch eine pointierte, sensible Werkwahl als auch eine schlüssige und klarlinige Präsentation der Arbeiten zu überzeugen.

Fazit: Lyrisch, subtil, verschwiegen und bisweilen verrätselt sind die fotografischen Arbeiten Arno Fischers ein eindringliches und besinnliches Erlebnis, das es zu entdecken und zu genießen gilt!
 

 

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