Ausstellungsbesprechungen, Meldungen zum Kunstgeschehen

Arno Rink - Malerei und Zeichnung, Grafik, Galerieverein Leonberg, bis 9. Juni 2010

Mit den Gemälden und Zeichnungen von Arno Rink (geb. 1940) wird in Leonberg eine Ausstellungsreihe mit Leipziger Künstlern fortgesetzt, die 2005 mit einer Werner-Tübke-Ausstellung begann. Rink lehrte von 1972 bis 2007 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, an der er zuvor bei Bernhard Heisig studiert hatte. Günter Baumann hat sich die Ausstellung für PKG angesehen.

So mancher wird sich die Augen reiben: Arno Rink in Leonberg? Es darf durchaus als ein Highlight in dem Vorort von Stuttgart gewertet werden, wenn der Ziehvater der jüngsten Leipziger Schule dort ausstellt, wo sonst vorwiegend – durchaus beachtliche – Künstler der Region präsentiert werden (zugegeben: auch Künstler aus dem Osten, wie Gudrun Petersdorf, waren schon mal darunter). Was der Weltbürger kaum ahnt, ist das Faktum, dass nicht nur der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph Schelling hier geboren wurde, sondern auch der Maler Tim Eitel, der Meisterschüler bei dem inzwischen emeritierten Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig war. So mag der Galerieverein gedacht haben, wenn schon ihr Künstler – immerhin noch immer einer der besten dieser figurativen Maler um Neo Rauch & Co. – längst nach Berlin abgewandert sei, holt man sich eben den Meister selbst ins Schwabenland. Freilich wird das Verdienst unwesentlich geschmälert dadurch, dass die mit 35 Gemälden schon mittelgroße und sehr feine Werkschau über die Galerie Schwind (Leipzig / Frankfurt am Main) nach Leonberg kam. Dessen ungeachtet sollte man sich die Ausstellung nicht entgehen lassen – nicht oft hat man in dieser Region die Möglichkeit, dem Zauber einer Malerei auf die Spur zu kommen, die ihre Wurzeln in der ehemaligen Staatskunst der DDR hat und sich dennoch wundersam in der bundesrepublikanischen Kunst entfalten konnte. Arno Rink, selbst Schüler von Werner Tübke und Bernhard Heisig, wurde 1978 und 1984 mit den höchsten Preisen ausgezeichnet, die die DDR zur Verfügung hatte. Ausgestattet mit einem außerordentlichen künstlerischen Knowhow und einem feinen Gespür für figurative Themen, die sich bestens als Nährboden eines magisch verrätselten Realismus eigneten, lag Rink (Jahrgang 1940) nahezu traumwandlerisch richtig, gegen ihn war sein Schüler und Akademienachfolger Neo Rauch (Jahrgang 1960) ein eher gebranntes Kind, das die Wende unmittelbar verkörperte. Und um wiederum Leonberg mit ins Boot zu holen: Tim Eitel (Jahrgang 1971) gehört dann schon zu einer Künstlergeneration, die alles daran setzten, um im Osten das zu lernen, was man im Westen stellenweise vergessen oder abgedrängt hatte – das Handwerk der Malerei. Was nun den Reiz des Rink-Werks ausmacht, ist der Übergang vom Erzählerischen zum Poetischen, vom Anklägerisch-apokalyptischen zum Abstrahiert-verspielten, vom Politischen zum (Privat-)Mythischen hin. Im Gegensatz zum 50. Geburtstag Neo Rauchs, der mit großem Medienaufgebot in Leipzig und München gefeiert wird, kommt die Ehrung zum 70. Geburtstag Arno Rinks still daher – es bleibt zu hoffen, dass seine Arbeiten aus eigener Kraft über die Region hinaus wirken werden.

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