Ausstellungsbesprechungen

Art Basel - ein Rückblick

Ein Stück Lebensalltag im Riesenformat. Qui Anxiong präsentierte einen chinesischen Zugwaggon, der die Besucher Schlange stehen ließ. An ihn scheint sich ein ganzer Trend angehängt zu haben. Zahlreiche Arbeiten chinesischer Künstler waren an der Art Basel präsent und bestätigten damit deren Kunst als etablierte Größe auf dem Kunstmarkt.

Zum 39. Mal öffnete vom 4. bis 8. Juni die Art Basel ihre Pforten. 300 Galerien aus aller Welt zeigten Werke von über 2000 Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts. Die USA waren mit 72 Galerien das am stärksten vertretene Land dem Deutschland (49) und die Schweiz (35) direkt folgten. In der Art Unlimited Ausstellungshalle luden 60 Großprojekte zur Betrachtung und teilweise zum Mitmachen ein.

Platzt die Kunstmarkt-Blase oder nicht? Eine Frage, die es gar nicht zu beantworten lohnt. Der Verkauf brummt und lässt die Galeristen zufrieden auf erfolgreiche Geschäftstage zurück blicken. Die Besucherzahl pendelte sich wie auch im letzten Jahr bei 60.000 ein. Beide Kataloge waren am letzten Tag ausverkauft.

Schließlich ging es in erster Linie ums Messegeschehen, das vor allem den Verkauf im Blick hatte. Entweder lockte der Name den Kenner oder das packende Motiv den Schaulustigen. Die ausgestellten Arbeiten mussten auf den ersten Blick überzeugen, da sie sonst im endlos wirkenden Messekosmos schlicht und einfach untergingen. Trotzdem schaffte es die Art Basel, die Gratwanderung zwischen Kreativität und Kommerz überzeugend zu meistern.

Diesmal verlegten die Veranstalter die Art Basel Conversations ins Zentrum der Art Unlimited und machte sie damit zum Bestandteil des regen Publikumsverkehrs in der Messehalle. Die Themen reichten vom Aufbau neuer Kunstinstitutionen in Ost-Europa über das Sammeln und Bewahren von Kunst der Neuen Medien bis hin zum Arbeitsfeld des Galeristen, der vom Rande des Kunstmarktes aus operiert. Die direkte Anbindung der Diskussionen an den Publikumsbetrieb gelang als geglückte Integration.

Die Kunstmesse als Querschnitt des gegenwärtigen Kunstgeschmacks, der gegensätzlicher nicht sein könnte. Wo sonst hängen Werke von Jonathan Meese und René Magritte in so unmittelbarer Nähe beisammen? Großformatige Fotografien scheinen auch weiterhin ein beliebtes Kaufobjekt zu sein. Daneben bewährten sich die Namen der klassischen Moderne als auch die Vertreter der Pop Art. Dass sich zwischen die gewohnte Kritik an Politik und Schönheitswahn zahlreiche Fotos Verstümmelter mischten, zeigte, dass auch die gegenwärtigen Kriegsschauplätze ihren Platz auf der Kunstmesse gefunden haben.

Kein Wunder also, dass Thomas Hirschhorn erstmals seit 2005 eine Arbeit in seinem Heimatland zeigte, das er seither aus politischen Gründen mit Ausstellungen boykottiert hatte. In der Art Unlimited Halle stand sein aus 44 Zimmer bestehendes »Hotel Democracy« aus Karton und braunem Klebeband. Eine politische Arbeit, in deren unmittelbaren Nachbarschaft der 12 Meter hohe Wachturm mit dem Titel »La Vigie« des Künstlers Fabrice Gygie bestens passte. Die auf- und abfahrende Kabine, die so unauffällig über das Geschehen wachte, wirkte bedrohlich und aufrüttelnd.

In stiller Dunkelheit funktionierte die selbsterklärende Arbeit »Schattenspiel« von Hans-Peter Feldmann. Überraschend simpel stellte er ein Figurenensemble aus flohmarktwürdigem Kinderspielzeug zusammen, welches auf drei Scheiben seine Runden drehte. Diese sichtbar einfach zusammengebauten Apparaturen, die von Scheinwerfern angestrahlt wurden, zauberten ein surreal schönes Bild auf die Wand. Ebenso ruhig und unaufgeregt ließ Jonas Dahlberg seine »Three Rooms« dem Erdboden gleich werden. Drei nebeneinander ablaufende Filme zeigten den langsamen Verfall dreier Zimmer, die sich wie schmelzendes Eis in ein Nichts auflösten. Eine bedrohliche Stille, die im Gegensatz zu wesentlich lauteren Arbeiten auf dem Messegelände stand. 

Eine merkliche Veränderung war nach dem Direktionswechsel in diesem Jahr nicht zu spüren. Die Art Basel präsentierte Kunst von hoher Qualität und gab sich trotzdem gewohnt bescheiden als »Familientreffen der Kunstwelt«. Ob der Kunstmarkt im nächsten Jahr dann wirklich seinen viel beschworenen Crash erlebt, werden wir spätestens zur 40. Ausgabe der Art Basel vom 10. bis 14. Juni 2009 erfahren.

Weitere Informationen: http://www.artbasel.com

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