Ausstellungsbesprechungen

Asger Jorn in Italien

Asger Jorn (1914–73) war eine der Hauptfiguren der legendären Gruppe COBRA, die in den wenigen Jahren zwischen 1948 und 1951 die Kunstwelt bunter werden ließ. Zur Erinnerung: Der schlangengefährliche Name leitete sich von den Anfangsbuchstaben der Benelux-Metropolen COpenhagen, BRüssel und Amsterdam her.

Unvergessen sind Teilnehmer wie Appel und Alechinsky, Constant und Corneille, Lucebert und Nieuwenhuys sowie der Däne Asger Jorn. Noch vor der Glanzzeit des Informel schleusten sie die expressionistischen Leitelemente durch den Surrealismus, an Naiver Kunst und Kindergekritzel vorbei in eine ganz neu gesehene, abstrahierte Figuration bzw. figurative Abstraktion. Als in Deutschland das Informel blühte – Gruppe 53 (Düsseldorf), Spur (München), Gruppe 11 (Stuttgart) usw. – , war COBRA fast schon Geschichte.

 

Jorn, der wesentlich am Profil der Gruppe feilte – er verantwortete in besonderem Maße deren Zeitschrift – ließ sich 1954 in Italien nieder. Was eher als eine Verlegenheitsreise begann, hatte Folgen: Jorn entdeckte ein noch erfrischenderes Gefühl für die Farbe, die ihn weniger für die Malerei inspirierte als ihn zur Keramik verführte, der er wiederum alsbald wunderbare Formen entlockte. Eine große Auswahl seiner Arbeiten sind zur Zeit noch im Museum Villa Stuck zu sehen, bevor sie nach Emden weiterziehen. Verständlicherweise sind so grandiose, ja gigantische Werke wie das glasierte Keramik-Relief im Statsgymnasium Aarhus (1959) hier nicht zu sehen; doch vermitteln die unbändig vor Phantasie strotzenden, knetig-derben Figuren und andere quicklebendig-farbschrillen Keramiken den Schaffensdrang eines großen Meisters seines Fachs, das er freilich schon als Zwanzigjähriger kennen gelernt hatte. Aus zahlreichen Sammlungen brachten die Ausstellungsmacher faszinierende Arbeiten in Ton, aber auch in Marmor und Bronze zunächst nach Silkeborg, Jorns Wahlheimatstadt, dann nach München. Entstanden sind sie zum großen Teil in Albisola, wo das Töpferhandwerk eine beachtliche Tradition aufwies. Nachdem der dänische Künstler auch noch Paris als Wirkungsstätte für sich nutzbar machte, wurde der italienische Ort mehr und mehr zu einer Art Refugium, wo die Arbeit umso unbeschwerter ausfiel.

 

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Mit der Ausstellung soll erstmals dieser wichtige, bislang auch noch wenig erforschte Bereich in der Kunst Jorns ins Zentrum der Betrachtung gerückt werden. Das mediterrane Licht kam dem vorwiegend als Maler bekannten Künstler entgegen und vermochte die Krise sicher zu mildern, die eine Erkrankung Jorns Anfang der 1950erJahre hervorgerufen hatte. Davon scheint in den Jahren der temporären Plastiker-Euphorie keine Rede mehr gewesen zu sein. Begleitet wird die Keramik-Schau von einem schwergewichtigen Katalog, den die in Rom lebende Kunsthistorikerin Ursula Lehmann-Brockhaus verfasst hat. Der Band ist die erste umfassende Darstellung von Jorns keramischem Schaffen in Italien und enthält u.a. Texte des Künstlers sowie Erinnerungen von Zeitgenossen an die Jahre in Albisola.


 

Öffnungszeiten 

Mittwoch bis Sonntag, 11.00 bis 18.00 Uhr

 

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