Ausstellungsbesprechungen

Asterix & Die Kelten, Völklinger Hütte bei Saarbrücken, bis 9. April 2012

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte zeigt in einer Deutschlandpremiere 128 Zeichnungen und Szenarien der Asterix-Väter René Goscinny und Albert Uderzo. In der 6000 m² großen Gebläsehalle erwacht der Mythos um das kleine gallische Dorf zu neuem Leben. Günter Baumann hat es sich angesehen.

Zugegeben, wer mit Asterix groß geworden ist, greift gern nach allen Ideen, die den kleinen, von Albert Uderzo und René Goscinny erfundenen Gallier und seine Freunde in Szene setzen – wohl wissend, dass mit dem viel zu frühen Tod des eigentlichen Ideengebers Goscinny der Gehalt der Asterix-Kultur von Jahr zu Jahr dünner wurde.

Diesen fraglos einprägsamen Comic-Kosmos im Ambiente einer Weltkulturerbestätte auszustellen, ist da schon von besonderer Größe, die an die Wurzeln des Kultkelten rührt. Denn der Hintergrund der Schau ist ja keine Hommage an den Comicstrip, sondern an die Stammesgeschichte der Kelten. Insofern ist die hier und da zu lesende Kritik, Uderzo habe praktisch keine Originale beigesteuert, sondern die Darstellung seiner menschlich-allzumenschlichen Protagonisten gerade mal auf längst bekannte Ab- und Nachdrucke aus den Heften beschränkt, nur halb gerechtfertigt.

Vor der Kulisse der knollennasigen Dorfbewohner, die nichts lieber tun, als mit den Römern auf Konfrontationskurs zu gehen (»Die spinnen, die Römer«) und unter der Angst leben, der Himmel könnte ihnen auf den Kopf fallen, präsentiert die Ausstellung keltische Artefakte, die sich teilweise in den herausragend beobachteten und hintersinnigen Paneels wiederfinden lassen, aber doch kaum zum Römer-Verhauen anregen, sondern zum unverkrampft-unterhaltsamen Betrachten einer untergegangenen Kultur einladen. Zwar weichen die kunsthistorischen Exkurse in den Asterix-Abenteuern dann doch weit von der Geschichte der Kelten ab – etwa in den parodistischen Einzelbildern nach Gemälden von Brueghel, Rembrandt oder Delacroix, aber das tut der exkursfreudigen Ausstellung keinen Abbruch.

Es ist schon beeindruckend, wie detailverliebt die Amphoren, Rasiermesser, Schuhreste (von wegen Sandalen!) oder Kleinkunstobjekte im gezeichneten Witz-Bild wieder auftauchen – oder eben nicht. Überraschend oft kommen die Zeichnungen dem ausgegrabenen Original recht nah. Doch gemessen an den 600 Exponaten sind die Comic-Sequenzen eben nur Beiwerk, das immerhin das Zeug hat, Leute ins Museum zu bringen, die sonst den Weg dorthin nicht finden würden. Ziel ist es in der Tat, den gewitzten Einfall Goscinnys, eine nationale Identifikationsfigur zu erschaffen, für die Archäologie nutzbar zu machen. Asterix ist nämlich Kelte (wie auch wurzelmäßig betrachtet die Saarländer, die nun die Ausstellung ausrichten), damit hätte er damals wohl nicht so recht punkten können wie als Gallier.

Völklingen kann übrigens auf eine ganz comicfreie Kelten-Ausstellung im Jahr 2010 zurückblicken, die hier zur kurzweiligen und nie moralisierenden Erlebniswelt erweitert wurde. Wunderbar ist der Exkurs in die museale Welt aus den Asterix-Alben und darüber hinaus: gemalte Parodien, ein fast authentisches Gallierdorf, die Hefte sowieso. Das mag manchem wie eine Werbeveranstaltung wider Willen vorkommen, wo doch die Archäologie im Vordergrund steht. Aber als eingefleischter Asterix-Fan sieht man das schlaue Kerlchen in seiner Funktion als kultureller Vermittler immer wieder gern.

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