Ausstellungsbesprechungen

August Macke und Cuno Amiet. Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafik

Kandinsky, Kirchner, Hodler – die Reihe der namhaften Künstler, die im 1903 gegründeten Jenaer Kunstverein ausstellten, ließe sich noch weit fortführen. Eine der erfolgreichsten Schauen in der 30jährigen Vereinsgeschichte im Jahre 1912 lieferte nun den Anlass für die diesjährige Herbstausstellung: »August Macke / Cuno Amiet. Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafik«.

Wie schon vor fast 100 Jahren glänzt die Kunstsammlung im Jenaer Stadtmuseum nun ein zweites Mal mit einer gemeinsamen Ausstellung der beiden Meister der Klassischen Moderne und betreibt damit gleichzeitig Aufklärungsarbeit zur regionalen Kunstgeschichte.

August Macke wurde 1887 im Sauerland geboren und fiel 1914 in der Champagne. Er studierte in Düsseldorf, empfing aber besonders während einiger Paris-Aufenthalte wichtige Anregungen aus der französischen Kunst. Erst als Mitglied der Künstlergruppe »Blauer Reiter« entwickelt er seinen von Farbflächen und Linien geprägten Stil weiter, hin zu einer kubistischen und futuristischen Formensprache. In der Hauptsache zeigen Mackes Bilder Menschen im Alltag aber auch den Mensch im Einklang mit der Natur. Als Inbegriff dessen entsteht 1911 das Gemälde »Indianer«, welches den Ausspruch des Künstlers in einem Brief von 1913 vorweg zu nehmen scheint: »das Rhythmische im Kunstwerk ist ein Gleichnis für das Rhythmische in der Natur selbst.« Seine Werke waren in der Bildgestaltung und Farbgebung prägend für die zeitgenössische moderne Malkunst.

Cuno Amiet, 1868 in Solothurn geboren und 1961 in Oschwand (Schweiz) verstorben, studierte in München und wurde wie Macke stark von der französischen Malerei beeinflusst. Ab 1906 war er jedoch Mitglied der Künstlergruppe »Brücke«, ab 1907 der Berliner »Secession«. Er engagierte sich dort besonders für den künstlerischen Nachwuchs und wurde so für die Schweiz zu einem Botschafter der Kunst. Er verarbeitete vom Spätimpressionismus über den Jugendstil bis hin zum Expressionismus verschiedene Stile, so dass sich uns heute ein überraschend heterogenes Werk präsentiert.

In einem der Räume des Obergeschosses wird die stilistische Vielfalt Amiets auf den Punkt gebracht. Hier sieht sich ungewöhnlich körperhaft-bauschende weiße »Wäsche« (1904) vor einem divisionistischen Hintergrund der »Schneeschmelze« (1904) gegenüber, die am Rande zur Abstraktion von den Kontrasten des weißen Schnees auf einer fast einheitlich dunklen, kaum zu erahnenden Landschaft lebt.
 

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Die großzügig präsentierten Biografien der Künstler belegen es: So unabhängig sich die beiden Künstler voneinander auch entwickelten, so wenig steht das Werk des einen dem des anderen in seiner Wirkungskraft nach. Fast 150 hochkarätige Leihgaben, über zwei Etagen verteilt, verdeutlichen das Streben nach lebendiger, farbiger Klarheit. Durch die Gegenüberstellung der Werkkomplexe kommt es somit nicht nur zu einem programmatischen Diskurs zwischen den Vertretern zweier Künstlervereinigungen, sondern es entspinnt sich vor allem ein Dialog der klaren und intensiven Farben – oder besser: Farbinszenierungen. In den Arbeiten beider Künstler werden durch das Spiel des Lichts Farbräume geschaffen, in die sich die Figuren und Gegenstände harmonisch einfügen. »Der sonnige Weg« (1913) von August Macke und anders die »Ruhepause im Garten« (1914) von Amiet führen dies eindrucksvoll vor Augen.

Treten die Zeichnungen und Holzschnitte rein optisch neben den farbintensiven Gemälden zunächst zurück, eröffnet sich dem Betrachter eine ebensolche Meisterschaft der Künstler in Linienführung, Komposition und Kolorit. Die farbigen Holzschnitte Amiets gehören zum Besten der Schweizer Druckgraphik im 20. Jahrhundert.

Der Kurator Erik Stephan ermöglicht dem Besucher mit der Ausstellung »August Macke & Cuno Amiet« ein seltenes Erlebnis. Ausführliches Informationsmaterial zu den Künstlern und ihren Beziehungen zum Jenaer Kunstverein sowie die geschickte Hängung der Werke überzeugen ebenso wie die Auswahl selbst.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten
Dienstags, Mittwoch, Freitag 10-17 Uhr
Donnerstag 14-22 Uhr
Samstag, Sonntag 11-18 Uhr

Eintrittspreise
8 € / ermäßigt 5 €
Kinder/Schüler 1 €

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