Ausstellungsbesprechungen

Ausstellungen rund um den 125. Geburtstag des Automobils im deutschen Südwesten

Das Thema Auto und Kunst ist wohl so alt wie die Benzinkutsche selbst. Was liegt also näher, als anlässlich des 125. Jahres seit Erfindung von Carl Benz gleich eine Reihe von Ausstellungen zu zeigen – die bloße Auswahl zeigt das enorme Interesse vor allem im Stuttgarter Großraum. Diesen Ausstellungen widmete sich Günter Baumann.

Cordula Güdemann, Glückliche Zeit, 1988©Cordula Güdemann
Cordula Güdemann, Glückliche Zeit, 1988©Cordula Güdemann

Im Rückblick sind wahrscheinlich die für die Region wichtigen Namen von Gottlieb Daimler, Robert Bosch oder Ferdinand Porsche im Hinblick auf das Auto bekannter als der von Benz: Doch er war es, der das Patent im Januar 1886 anmeldete. Mit seinem Motor war die Spur vorgezeichnet, der die Entwicklung des Autos nahm (kaum mehr als die Gunst der Stunde – fast wäre das Benzingemisch aus dem Erfindungswettrennen geworfen worden; vgl. dazu Johann Günther König, »Die Geschichte des Automobils«, Stuttgart 2010). Eine Erfolgsgeschichte, die womöglich an ein Ende gelangt, zumindest was die herkömmliche Form und den herkömmlichen Treibstoff angeht. Auch das mag ein Grund sein, dass man ausgerechnet zum 125. Jahrestag ein großes künstlerisches Aufgebot auffährt.

Im Zentrum der Autogeschichte sozusagen, im Stuttgarter Mercedes Benz Museum, kann man bis 25. September 2011 Werke aus der Daimler Kunst Sammlung sehen: »Art & Stars & Cars« nennt sich die Schau mit rund 250 Arbeiten von über 100 Künstlern (die Sammlung umfasst insgesamt an die 2000 Exponate). So ranken sich Werke von Adolf Hölzel, Robert Longo und Andy Warhol neben Josef Albers, Norbert Kricke oder Anton Stankowski um den musealen Fahrzeugparcours. Da kann man im benachbarten Porsche-Museum nicht ruhig sitzen bleiben, wobei man hier weniger mit Kunst als mit den Nobelkarossen selbst protzt: Zum einen heißen die Stars hier »911« oder »917« (Insider können sich rasch das passende Modell dazu ausmalen), zum anderen erwartet den Besucher vom 17. September bis 13. November eine Präsentation künstlerisch gestalteter Fronthauben des »GT2«. In der zweiten Metropole in Baden-Württemberg, in Karlsruhe, macht das ZKM von sich reden: Bis 8. Januar 2012 steht die weitgefasste Mobilität selbst auf dem Programm – und auf dem Prüfstand. Unter dem Titel »Car Culture« wird das Auto zum Körper und zur medialen Schaltstelle. Das Renommierstück ist sicher Erwin Wurms »Fat Car« von 2002.

Die Bandbreite des sogenannten Automobilsommers vernetzt tatsächlich die Region. Die Architekturgalerie am Weißenhof sucht bis 18. September 2011 eine Verbindung zwischen der Architektur als Stadtraum und dem Auto herzustellen. Eingeladen hat Thomas Hundt dazu Ruedi Baur, Claus Leggewie, HG Merz und andere. In Sindelfingen – einer kulturell etwas vernachlässigten Hochburg der Autoproduktion – zeigt die Galerie der Stadt noch bis 28. August 2011 »Ein Bild von einem Auto« unter der Regie von Dietmar Henneka, der fast 90 Arbeiten zum Thema versammelt hat: Anton Stankowski ist auch hier dabei, David Douglas Duncan oder Miles Aldridge geben der Schau ein internationales Flair.

Nicht vergessen darf man die Ausstellung »Auto – Mobilität – Verkehr«, die als Jahresausstellung des Bundes bildender Künstlerinnen Württembergs bis 28. August zu sehen sein wird. Dass Frau und Auto in der Kunst keinerlei Berührungsängste haben, zeigt die Liste der Beteiligten: Ellen Eckel, Andrea Eitel, Christa Düwell, Doris Heidenreich, Ulli Heyd, Birgit Herzberg-Jochum, Friederike Just, Barbara Lörz, Leni Marx, Maike Mezger, Dorothee Nestel, Christa Planck, Jutta Reinhardt, Hilde Reiser, Iulia Staudacher, Margarete Steinmaier, Sabine Sulz, Susann Tauss, Susanne Wolf Ostermann, Rosi Zeller.

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