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Ausstellungstipp: »Urban Art – Graffiti 21«, Möllerhalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, bis 1. November 2011

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte präsentiert mit »Urban Art – Graffiti 21« 56 Werke von 36 Street Art Künstlern (darunter auch der Pariser Graffiti-Pionier Blek le Rat) in der atemberaubenden Atmosphäre der Möllerhalle mit ihren rostbraunen Staubwänden und den begehbaren Silotaschen. Ihr rauer Charme macht diese Halle zu einem passenden Ausstellungsraum für eine Kultur, die ihren Weg endlich von der Straße in die Museen und Galerien gefunden hat. Eine Ausstellungsempfehlung unserer Autorin Verena Paul.

»Mit ‚Urban Art – Graffiti 21’ zeigen wir die 2. Generation der Street Art Künstler im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Wie kein anderer Ort ist dieses Meisterwerk der Industriekultur als große städtische Anlage ein kongenialer Ausstellungsort für Urban Art. Die Urban Art hat ein anderes Verhältnis zurzeit in der Kunst, sie atmet den Rhythmus junger Menschen und weist intensiv in die Zukunft. Der Dialog zwischen UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte und Urban Art ermöglicht spannende Einblicke in der Gegenwartskunst«, so Dr. Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.

Die Urban Art wurzelt in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts und ist bestimmt von großformatigen Schriftmotiven und figurativen Elementen, die auf Häuserwände gesprüht werden. Oft ohne Genehmigung und in einer rechtlichen Grauzone sorgen diese Graffitis für öffentliche Empörung. Seit wenigen Jahren allerdings wird Graffiti zusehends als Kunst wahrgenommen. Die Stars der Urban Art erzielen bei Auktionen beachtliche Summen und stellen ihre Werke in Museen und Galerien aus.

Und das erstaunt wohl kaum, war doch der künstlerische Anspruch schon immer ein Element der Graffiti-Szene gewesen. Beim klassischen Stil des so genannten Writing ging es ursprünglich darum, seinen Namen im öffentlichen Raum zu hinterlassen. Jugendliche der New Yorker Bronx hinterließen dergestalt in den späten sechziger Jahren auf U-Bahnwaggons und Häuserzeilen ihre Spuren und so entwickelte sich der Graffiti-Style zu einem weltumspannenden Ausdruck von Jugendkultur. Im Konkurrenzkampf der Graffiti-Writer entstehen immer neue und aufwendiger gestaltete Schriftbilder. Eine zweite Technik wurde von dem Graffiti-Pionier Blek le Rat bekannt gemacht, der durch Schablonen, den so genannten Stencils, Bilder und Porträts auf die Wände von Paris sprühte.

Die Stars der heutigen Urban Art aus New York, Paris oder Berlin entwickeln die klassischen Techniken weiter, so dass auf der Grundlage von Writings eine neue Kunstform entsteht, die sich dergestalt nur aus dem Graffiti entwickeln konnte: eine Mischung aus Kalligrafie, abstrakter Malerei und alternativer Subkultur. Während die Einen ganze Bildwelten erschaffen, die an Fotografien, klassische Malerei oder Comiczeichnungen erinnern, lassen die Anderen sich von Computerspielen inspirieren, entwerfen Großstadtlandschaften oder hinterfragen die Frauenbilder der Hochglanzzeitschriften.

Eingebettet in den industriekulturellen Charme der Völklinger Hütte verschafft sich eine wunderbar lebendige Kunstform endlich auch im Saarland Gehör und lädt die Besucher zu spannenden und überraschenden Entdeckungen ein.

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