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Ausstellungstipp: Immendorff/Lüpertz. Sammlung MAP, Museum der Moderne in Salzburg, bis 3. Juli 2011

Jörg Immendorff und Markus Lüpertz - zwei Männer, die für die deutsche Kunst der Nachkriegsmoderne stehen. Beide sind in den 40er Jahren geboren, beide provozieren das konservative Gemüt mit ihren radikalen Werken, beide setzen die Kunst als Medium der Gesellschaftskritik ein und beide reflektieren in ihren Werken Traditionen der Kunstgeschichte. Neben diesen Gemeinsamkeiten macht die Ausstellung aber auch die Kontraste in den Werken der beiden Künstler deutlich. Eine Empfehlung der Redaktion.

Mit der Ausstellung Immendorff/Lüpertz. Sammlung MAP zeigt das MdM SALZBURG erstmals einen größeren Komplex von Gemälden, Skulpturen und Grafiken aus dem umfangreichen Konvolut der Sammlung MAP, die dem Museum langfristig als Leihgabe zur Verfügung steht. Die präsentierte Auswahl an Werken ermöglicht einen eindrucksvollen und weitreichenden Überblick über das parallele Schaffen und die Entwicklung der beiden international renommierten deutschen Künstler, die bis zum Tod von Jörg Immendorff im Jahr 2007 freundschaftlich verbunden waren. In unterschiedlicher Weise, Deutlichkeit und malerischer Radikalität behandeln beide u. a. Themen der deutschen Zeit- und Kulturgeschichte und bedienen sich immer wieder zahlreicher Verweise auf die kunsthistorische Tradition. Trotz der in ihren Anfängen international vorherrschenden Richtungen von informel und abstraktem Expressionismus bleiben beide Künstler letztlich in eigenständiger Weise der Figuration verpflichtet.

Jörg Immendorff (1945-2007), der anfänglich bei Joseph Beuys in Düsseldorf studierte, sah in der Kunst ein Medium der politischen Agitation und revolutionären Einmischung in Form einer provokanten kritischen Auseinandersetzung mit Sachverhalten und Obrigkeiten. Seine mitunter bewusst grob gehaltenen, im zügig freien Stil ausgeführten Arbeiten sind ein gleichermaßen willentlich plakatives wie symbolisch aufgeladenes Aufbegehren gegen politischsoziale Missstände. So prangerte er etwa in seinem von 1977 bis 1983 entstandenen berühmten Bilderzyklus »Café Deutschland« die deutsch-deutsche Teilung vor dem Hintergrund des Kalten Krieges an und fertigte Bilder, die gerade auch aus heutiger Sicht ein bedeutendes ästhetisches Dokument der Zeitgeschichte darstellen. Mit dem immer wiederkehrenden Motiv des Affen, einer seit der Renaissance verwendeten Künstlermetapher, setzt er sich ironisch subversiv mit der Künstlerrolle auseinander und wendet sich gegen ein dogmatisches »Nachäffen« der Natur. In seinen späteren surrealistisch verästelten Werken, in denen er abstrakte Formen mit konkreten Bildmotiven, wie etwa Hans Baldung Griens (ca. 1484-1545) auf Stützen und Kugeln fortbewegender »Fortuna« kombiniert, vollzieht er einen radikalen, die Fläche betonenden Stilwandel. Darin nimmt er auch immer wieder Bezug auf die eigene Situation, als eine von der letalen ALS-Krankheit betroffene Person, für die die Kunst bis zum Schluss ein Lebenselixier darstellte.

Markus Lüpertz (*1941) bezeichnet seine gestisch - expressive Malweise ab Mitte der 1960er Jahre als »dithyrambische Malerei«, womit er einen direkten Bezug herstellt zu den feierlich rauschhaften Kult- und Lobesliedern zu Ehren des antiken Gottes Dionysos. Als Bildthemen dienen ihm anfänglich oftmals einfache Gegenstände und Motive, die zum Teil symbolhaft mit der deutschen Zeitgeschichte verbunden sind und die er in seinen Arbeiten in befremdlicher Weise monumentalisiert, inszeniert und letztlich in Frage stellt. Wie Immendorff arbeitet Lüpertz vielseitig als Maler, Zeichner, Grafiker und Bildhauer und dies immer wieder auch in den klassischen Gattungen Stillleben, Landschaft, Akt und Porträt. Seine Werke lassen eine intensive Auseinandersetzung mit der langen Tradition der Kunstgeschichte erkennen, die sich gleichermaßen in Rückgriffen auf die Klassische Moderne wie auch in der Umsetzung antiker Sujets artikuliert, so etwa bei der Darstellung mythologischer Figuren, deren oftmals roh und klobig wirkende Erscheinung dem Künstler als adäquaten Ausdruck archaischer Ursprünglichkeit dient. Von 1988 bis 2009 stand Lüpertz der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie als Rektor vor.

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