Buchrezensionen

Berggruen, Heinz: »Leben ist keine Kunst – Heinz Berggruen liest seine schönsten Geschichten«, Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2006, Audio-CD.

Erst kürzlich wurde die Nachricht über den Tod des 93-jährigen Kunstsammlers, Kunsthändlers und Mäzens Heinz Berggruen vermeldet. Der Sohn eines deutsch-jüdischen Kaufmanns aus Berlin hat seiner Geburtstadt mit der »Sammlung Berggruen – Picasso und seine Zeit« eine der bemerkenswertesten Privatsammlungen der Klassischen Moderne hinterlassen.

Wie ungemein bewegt das Leben Berggruens war, dokumentieren nicht zuletzt eine Autobiografie und zahlreiche von ihm verfasste Erinnerungsstücke, in denen er von Begegnungen mit einigen der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts erzählt. Mit der Audio-CD »Leben ist keine Kunst« sind nun jene Auszüge aus seinen Publikationen erstmals zusammengefasst, die nicht so sehr von Kunstbetrachtungen und Bekanntschaften zu Prominenz aus Kultur und Politik bestimmt sind, sondern von ganz persönlichen Beobachtungen und Erlebnissen berichten.

Heinz Berggruen liest »seine schönsten Geschichten« selbst. Mit vereinzelt brüchiger, aber einnehmender Stimme nimmt er den Hörer zunächst mit in eine andere Zeit – das Berlin der Jahre zwischen den Weltkriegen. Sehr berührend sind die Erzählungen aus seiner Berliner Kindheit, wenn er beispielsweise an den »Bäckerjungen und Herrn Schaften« zurückdenkt. Die Beschreibungen des Wohnhauses, in dem er aufwuchs, Geschichten von alten Spielkameraden und die Erinnerungen an seine Eltern zeugen von seiner Verbundenheit zu Berlin.

Darüber hinaus erfährt der Hörer auch über die schwierigen Zeiten seines Lebens. In »Mein Onkel Sally« erzählt er von Diskriminierung in Nazi-Deutschland, der Flucht ins Exil und dem Neuanfang in Amerika. Nach dem Krieg kehrte er nur vorübergehend nach Deutschland zurück, eine Heimat fand er in Paris.

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Hier gründete er eine kleine eigene Galerie und kam nach und nach in Kontakt mit einigen der bedeutendsten Künstler seiner Zeit, darunter Picasso und Matisse. »Wo liegt Krotoschin?« ist eine Episode aus dem dortigen Kunstleben. In den 1990er Jahren kehrte er nach Berlin zurück, mit im Gepäck eine umfangreiche Privatsammlung.

Bewunderung und Anerkennung galt Berggruen neben der einzigartigen Sammlung, die er im Jahr 2000 den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz vermachte, auch wegen seiner Versöhnung mit Berlin, das ihn einst verstoßen hatte. Und so war eine der vielen Ehrungen, die ihm zuteil wurden, auch die des Berliner »Ehrenbürgers«, von dessen unerwarteten Vorteilen er zu berichten weiß.

Eine weitere Audio-CD ist für Mai 2007 geplant und wird die Geschichten über Begegnungen mit Künstlern aufnehmen (Heinz Berggruen: »Picasso, Giacometti und andere Begegnungen«, Klaus Wagenbach Verlag, erscheint voraussichtlich im Mai 2007).

 

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