Buchrezensionen

Bering, Kunibert: Die Peterskirche in Rom. Architektur und Baupropaganda, in: Kultermann, Udo (Hg.): Architektur der Welt Band 7.

Richtig bemerkt Kunibert Bering im Vorwort, dass bereits eine unendliche Flut von Abhandlungen und Untersuchungen zu St. Peter in Rom vorliegen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die spannende Frage, was eine neue Publikation an zusätzlichen Informationen liefern kann.

Bering konzentriert sich auf den historischen und politischen Kontext des Bauwerks. Dabei betrachtet er die Genese der Peterskirche, die ökonomischen Überlegungen, aber auch die programmatischen Zielsetzungen. Er stellt die wichtigen Bauphasen, Bauherrn und Architekten vor, ausgehend von der Antike bis hin zum 20. Jahrhundert.

Das kleine Format mit 86 Seiten Text inklusive Abbildungen bedingt eine oberflächliche Einführung. Allein mit der Wiedergabe der bekannten Fakten füllt sich eine Großzahl des vorhandenen Platzes. Dazu kommen kurze Exkurse zu Einzelaspekten.

Beispielsweise geht Bering kurz auf die Ausgestaltung unter Leo I. ein. Wer mehr zu dem Thema lesen möchte, wird etwa auf Richard Krautheimer verwiesen. Und darin liegt über weite Strecken der Reiz dieses Heftes. Man wird neugierig, möchte mehr Informationen zu bestimmten Themen und findet meist gute Hinweise auf die weiterführende Literatur.

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Der Anspruch die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der einzelnen Bauphasen nicht außer Acht zu lassen, wird ebenfalls erfüllt. Etwa zur „Renovatio“ in der karolingischen Zeit findet sich ein kurzer Abriss, in dem Bering betont, dass die neuerstandene Rolle des Papsttums fortan die Sakralarchitektur prägte. Etwas enttäuschend knapp betrachtet Bering die Diskussion um St. Peter als Zentralbau unter Fra Giocondo, Bramante und Giuliano da Sangallo. Erst mit Michelangelo – ab 1535 „oberster Baumeister, Bildhauer und Maler des apostolischen Stuhles“ – setzt er wieder einen Schwerpunkt.

Die Stadtplanung Roms hat der Autor ebenfalls im Visier. Nach dem Einfall der Sarazenen 846 wurde der Vatikan vom römischen Stadtgebiet isoliert. Bering zeigt auf, wie dieser Zustand in den folgenden Jahrhunderten überwunden werden sollte. So beschreibt er die Petersplatzgestaltung unter Bernini im 17. Jahrhundert. Er schließt den Kreis im 20. Jahrhundert mit einer städtebaulichen Betrachtung, die die Trennung von Kirche und Stadt durch die Leoninische Mauer aufhebt, allerdings unter Einfluss des faschistischen Staates.

Das Buch aus der Feder von Kunibert Bering macht trotz, oder vielleicht gerade durch die reduzierte Seitenzahl, Lust auf mehr. Es kann nicht den Anspruch auf eine vollständige Darstellung der Peterskirche haben. Die Abbildungen – alle schwarz/weiß reproduziert – helfen bei der Lektüre, könnten allerdings in noch besserer Qualität gedruckt werden. Andererseits ist der Preis so gemäßigt, dass man nicht viel mehr erwarten darf. Trotzdem beinhaltet der flüssig lesbare Text alle wichtigen Gegebenheiten und hilft etwa Studenten zu einem schnellen Überblick über das doch sehr komplexe und langjährige Bauprojekt.

 

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