Ausstellungsbesprechungen

Berliner Impressionismus – Werke der Berliner Secession aus der Nationalgalerie

Lange war der Impressionismus eine Domäne der Franzosen. In einer Reihe von Ausstellungen in den vergangenen Jahren öffnete sich jedoch der Blick auf Europa und sogar auf die USA — der Impressionismus wurde als internationale Stilrichtung akzeptiert. So selbstverständlich wie etwa die Landschaftsmalerei Skandinaviens ließ sich die Malerei in Deutschland um die Wende zum 20. Jahrhundert nur schwer vom Sonderweg abdrängen, war doch die Tönung der Werke dieser Zeit eher düster gestimmt und mehr dem Porträt zugetan als der Landschaft.

Diesen Eindruck verstärkte noch die Perspektive  der Münchner und Stuttgarter Schule, die sogar düsterer daher kamen als die Berliner Schule. Umso erfreulicher ist es, wenn nun in einer fulminanten Auswahl Arbeiten der Berliner Secession in Neu-Ulm gezeigt werden — eine Entdeckungsreise in bekannte Gefilde.

 

Bekannt deshalb, weil es ja nicht wirklich um die Wiederbelebung vergessener Strömungen in der modernen Kunst geht, sondern um das Déjà-vu großartiger Malerei. 60 Werke aus der Berliner Nationalgalerie geben einen Überblick, der einmal mehr die herausragende Bedeutung von Corinth, Liebermann und Slevogt, darüber hinaus aber auch die Vielfalt der in Berlin ansässigen Künstler zeigt und einen Katalog motivgeschichtlicher Positionen bietet.

 

Lässt man sich auf die Schau ein, tauchen prompt Namen auf, die gar nicht so weit vom Schuss waren: Trübner und Orlik wären zu nennen, die man genauso wenig mit dem Impressionismus zusammenbringen wollte wie Leistikow & Co.: Realismus, Symbolismus oder Luminismus standen freilich Pate, ein Neuanfang wie in Paris war da in Deutschland kaum vorstellbar. Oder doch? Nimmt man sich etwa Walter Leistikow vor, begegnet uns eine Faszination für die Landschaft und eine alles andere als weltfremde Sehnsucht nach Ruhe in Motiv und Komposition, die ihresgleichen suchen. Dazu kommen spannende Bildausschnitte im Interieur und kühn ausgeleuchtete städtische Ansichten im Werk von Lesser Ury, die keine Spur einer Altherrenästhetik erkennen lassen, oder die lebendigen Porträts des Ehepaars Sabine und Reinhold Lepsius, die in Berlin Intellektuellenkreise um sich scharten, darunter auch Stefan George und seine Anhänger.

 

In einem wunderbaren Parcours findet der Betrachter in Neu-Ulm Einblicke in Berliner Verhältnisse, das Streben der Sezessionisten, den französischen Impressionismus aufzugreifen, ohne auf eigene Traditionen zu verzichten. Dass dabei Max Liebermanns enge Beziehungen in die Niederlande förderlich und nicht zu überschätzen sind, hat jüngst eine Ausstellung in Hannover deutlich vor Augen geführt. Ohnehin wird allein die Begegnung mit seinem Schaffen und dem seiner Kollegen Corinth und Slevogt eine Reise nach Ulm wert sein – spannt die Schau doch einen Bogen von Liebermanns Nordwijk bis nach Innsbruck (Corinth). So überschaubar die Ausstellung ist, gibt sie einen repräsentativen Blick frei auf jene Landschaften wie auf die Stadt mit ihrem Umland, auf die Boulevardbilder von Max Schlichting, auf Gärten, Interieurs und Personen wie z.B. Konrad von Kardoffs Porträt seines Vaters und Heinrich E. Linde-Walthers Bildnis des Dichters und PAN-Redakteurs Caesar Flaischlen.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten

Di, Mi, Fr, Sa 13–17 Uhr

Do 13–19 Uhr

So 10–18 Uhr

 

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