Buchrezensionen, Rezensionen

Bettina von Habsburg-Lothringen (Hg.): Dauerausstellungen. Schlaglichter auf ein Format, transcript 2012

Dauerausstellungen, Schausammlungen, ständige Ausstellungen - Präsentationsformen, in denen Objekte aus musealen Sammlungen auf Dauer veröffentlicht und im Zusammenhang gedeutet werden, gelten als wesentlich für die Identität von Museen. Der vorliegende Band fragt nach dem Potenzial dieses Ausstellungsformats. Jana Pippel hat das anregende Buch gelesen.

Wie können Museen in ihren ständigen Ausstellungen aktuell und dauerhaft, informativ und unterhaltsam, umfassend, aber nicht überfordernd Inhalte präsentieren? Welche Herausforderungen stellt das heutige Publikum? Wie verstehen sich die Museen selbst? Antworten auf diese und viele weitere Fragen bietet der neue Band »Dauerausstellungen. Schlaglichter auf ein Format« aus der Edition Museumsakademie Joanneum, die das Universalmuseum Joanneum Graz regelmäßig herausgibt.

Die Edition fordert sich selbst zu einer analytischen und kritischen Museologie auf. Nur so könne Museumsarbeit inspiriert und gleichzeitig die theoretische Auseinandersetzung mit diesem weiten Feld vorangetrieben werden. Genau diesem Anspruch wird der aktuelle Titel auch gerecht.

Die Struktur des Buches weist drei Teile auf. Im ersten wird zunächst der Begriff der Dauerausstellung in einzelnen Aufsätzen beleuchtet, historische Entwicklungslinien nachgezeichnet sowie Einblicke in verschiedene Präsentationsformen gegeben. Auffällig ist dabei vor allem die Bandbreite der betrachteten Museen, die jeweils als Beispiele dienen. So werden Aussagen zu ethnografischen, historischen, naturkundlichen, kunsthistorischen, archäologischen, medizinhistorischen und vielen weiteren Sammlungen getroffen. Dies schafft einen wunderbaren »Rundumblick«. Jedes Museum ist nicht nur in unterschiedliche finanzielle, soziale, geografische, strukturelle Rahmenbedingungen eingebunden. Vor allem stellen die Objekte der einzelnen Museen jeweils andere und besondere Herausforderungen an eine erfolgreiche Ausstellungskonzeption.

Diese ersten Überlegungen werden im zweiten Teil des Buches in einzelnen Gesprächen mit Museumsmitarbeitern genauer beleuchtet und anhand vieler Beispiele aus der täglichen praktischen Arbeit für den Leser besonders anschaulich. Dabei beeindruckt nicht nur der hohe Praxisbezug, sondern auch der jeweilige Blick der Gesprächspartner über den Tellerrand. So thematisiert Bernhard Purin, Direktor des Jüdischen Museums München, nicht nur die Ausstellungsstrategien seines Museums, sondern bettet diese in größere Zusammenhänge wie das Judentum allgemein oder das jüdische Leben in Deutschland ein. Um dabei pointiert zu bleiben und sich nicht in allzu weiten Gedanken zu verlieren, hat sich die Form des Dialogs als besonders geeignet erwiesen.
In den Beiträgen des abschließenden dritten Blocks werden insbesondere aktuelle Trends vor dem Hintergrund möglicher zukünftiger Ansprüche und Notwendigkeiten dargelegt.

Dieses Buch ist jedem zu empfehlen, der sich mit den Möglichkeiten der musealen Präsentation beschäftigen, sie verbessern oder verändern oder einen Blick über den eigenen Ausstellungsrand werfen will. Wer Theorie und Praxis auf besondere Weise verbunden erfahren will, ist mit dieser Publikation gut beraten.

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