Kunstbücher für junge Leser

Brezina, Thomas: „Wer findet Vincents Farbenschatz?“ Illustriert von Laurence Sartin, Prestel Verlag, München 2005.

„Wer findet Vincents Farbenschatz?“ ist der zweite Kunst-Krimi aus der Serie MUSEUM DER ABENTEUER des bekannten englischen Kinderbuchautors Thomas Brezina. Auch in diesem Abenteuer gehen die jungen Leser zwischen 8 und 12 Jahren in Ich-Perspektive auf die Suche nach der Lösung geheimnisvoller Vorkommnisse, die sich in den Gemäuern des alten Museums abspielen.

Eine Ausstellung des berühmten Vincent van Gogh soll im Museum eröffnet werden. Doch bereits während der Vernissage beginnen sich die Farben auf den Bildern einfach in Luft aufzulösen. Nun müssen der aus dem ersten Buch bereits bekannte Hund Pablo und der Leser dem Rätsel der verschwindenden Farben auf die Spur kommen. Während der aufgeregte Museumsdirektor Herr Tonatelli die Gäste beruhigt, begeben sich Pablo und der Leser auf Herrn Tonatellis Anweisungen hin auf Zeitreise. Dabei gibt es einige Abenteuer zu bestehen und Rätsel zu lösen. Am Ende hat man viel über den Künstler Vincent van Gogh erfahren: wie er lebte, wie er zu malen begann, warum er als verrückt bezeichnet wurde und warum seine Bilder zu seinen Lebzeiten keiner kaufen wollte.
 
Mit Hilfe des „Lifts der Bild“ begeben sich Pablo und sein Begleiter auf eine Zeitreise durch das Leben von Vincent van Gogh. Sie besuchen den Maler „vor Ort“ und versuchen herauszufinden, wer der geheimnisvolle Farbendieb ist und wann er zum ersten Mal aufgetaucht ist. Dabei dient ihnen eine kleine Lupe zur Entschlüsselung verschiedener Rätsel und geheimer Nachrichten. Auf diese Lupe lohnt es sich aufzupassen, denn ohne sie sind die verschlüsselten Texte im Buch nicht zu lesen. Neben den Rätseln sorgen auch die zahlreichen und einzeln vorliegenden „Originalbriefe“ Vincent van Goghs für kleine Abwechslungen. In den Briefen hält der Künstler Kontakt zur Außenwelt und berichtet von seiner Arbeit als Maler.
 
Während des Lesens sorgen die tollen Illustrationen, Abbildungen und interaktiven Aufgaben für viel Spaß und Unterhaltung. Die Geschichte ist so spannend geschrieben, dass besonders die jungen Leser dazu angeregt werden immer weiter zu lesen und konzentriert bei der Sache zu bleiben. Daher eignet sich das Buch sehr gut für kleine Lesemuffel. Die Lupe, die Briefe und die Schatzkarte, die es am Ende zu enträtseln gilt, standen bei meiner 10-jährigen Co-Rezensentin ganz besonders hoch im Kurs. Dabei eignet sich das Buch auch gut zum gemeinsamen Vorlesen und zur Reflexion über Vincent van Goghs Leben als Künstler und über die im Buch erklärte kleine Farbenlehre.
 
Der Wortschatz des Buches ist vielfältig und bietet damit zwar Raum für das Lernen neuer Wörter, bedarf jedoch auch hin und wieder einer genaueren Erklärung. Insbesondere die vielen französischen Namen sind etwas problematisch. Ein witziges Detail ist zum Beispiel, dass im Textsatz die Farbenwörter in genau der beschriebenen Farbe abgedruckt sind und dass z.B. das Wort „eng“ ganz eng gesetzt wurde. Diese zahlreichen Spielereien zeugen von einem kreativen und einfachen Umgang mit Text und Buch und untermauern die beschriebene Stimmung in der Geschichte.
 
Etwas gewöhnungsbedürftig wirkte allerdings anfangs die Ich-Perspektive. Und auch die vielen Zeitsprünge mit den unterschiedlichen Zeitmaschinen können etwas verwirrend sein, besonders, wenn man in Etappen liest. Leider hielt der Einband, der einen Rahmen um ein Porträt des Künstlers bildet, nicht lange der hohen Beanspruchung stand und riss stark ein. Ein harter Bucheinband wäre bei diesem Buch wahrscheinlich praktischer.
 
Als Fazit bleibt der Spaß am Lesen das wichtigste Kriterium. Von den Kindern wurde das Buch spitze angenommen und als Beschäftigung über Stunden genutzt. Der Text eignet sich auch hervorragend für das gemeinsame und interaktive Lesen und Entdecken, sofern sich die Erwachsenen etwas Zeit nehmen, um Inhalte zu reflektieren oder Fragen zu beantworten. Auch zum Vorlesen oder Lesen üben bietet das Buch reichliche Möglichkeiten und so leistet „Wer findet Vincents Farbenschatz?“ einen sehr guten Beitrag zur Lese- und Literaturförderung. Ein genialer Kunstkrimi für Groß und Klein.

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