Call for Papers

Call for Papers: 88. Kunsthistorischer Studierendenkongress: Nacht, vom 4. bis 7. Juni 2015 in Trier

Die Nacht ist mystisch, sie ist geheimnisvoll, romantisch, ein Ort für Träumer, aber auch düster, gefährlich und wild. Also das perfekte Sujet für die Kunst! Und das wissen auch die angehenden Kunsthistoriker in Trier und wollen ihre Rolle für Kunstmacher und - betrachter in Vorträgen und Workshops einmal näher ansehen. Einsendeschluss für Abstracts: 31. März 2015.

Auf dem 88. KSK in Trier wird die Nacht ins Licht gerückt. Ihr Stellenwert für unsere Disziplin ist unbestritten, denn schon der Mythos von der Entstehung der Kunst beginnt bei Nacht: Plinius der Ältere beschreibt, wie Dibutadis, die Tochter eines korinthischen Töpfers, im Schein des Kerzenlichts den Schatten ihres Geliebten als Umrisslinie festgehalten und so zugleich die erste Zeichnung geschaffen hat.

Das Wechselspiel von Tag und Nacht definiert seit Anbeginn der Zeit den Rhythmus unserer Welt. Nachdem die Dämmerung das Ende des Tages und den Beginn der Nacht eingeleitet hat, wird am Himmel langsam der Blick auf die Weiten des Universums freigegeben. Durch die einbrechende Dunkelheit wird der Mensch in der Fähigkeit des klaren Sehens und Erkennens eingeschränkt und auf sein Assoziationsvermögen zurückgeworfen. Somit kommt der Nacht als Sphäre des Geheimnisvollen und Gefährlichen, des Unbewussten und des Traums eine besondere Stellung in der Gedankenwelt des Menschen zu. Andererseits lädt sie dazu ein, über Facetten des menschlichen Daseins nachzudenken, die während des geschäftigen Tages in den Hintergrund rücken.

Die Nacht bietet sowohl dem Künstler als auch dem Rezipienten zahlreiche Möglichkeiten der Interpretation. Schon früh wird sie als ideale Kulisse für religiöse und mythologische Szenen erkannt – so wird sie etwa von Rembrandt genutzt, um das sakrale Leuchten des Christuskindes zu unterstreichen. Einen Höhepunkt bilden barocke Nachtstücke, die ihre teils profanen, teils religiösen oder mythologischen Inhalte durch extreme Hell-Dunkel-Kontraste inszenieren. Doch die Nacht fungiert nicht nur als Kulisse, sie kann auch als Personifikation selbst zum Bildthema werden. Die zahlreichen Skulpturen der Nyx zeigen außerdem, dass sich die Auseinandersetzung mit der Nacht keineswegs auf die Disziplinen der Malerei und Graphik beschränkt.

In der Moderne wird die Bedeutungsvielfalt der Nacht genutzt, um mit ihrer Hilfe verschiedene Diskurse der Zeit künstlerisch aufzuarbeiten. So nutzen Künstler wie Otto Dix die Nacht als Folie für die Schrecken des Krieges oder die Vereinsamung des Menschen in der modernen Großstadt. Im Kontrast dazu findet aber auch das ausgelassene Leben der Bohème zu einem großen Teil bei Nacht statt, wie wir bei Toulouse-Lautrec sehen können. Zeitgenössische Werke wie die Land-Art von James Turrell zeigen, dass die Möglichkeiten der künstlerischen Bearbeitung, die die Nacht bietet, noch immer nicht ausgeschöpft sind. Seine Werke sprengen die Grenzen der klassischen Kunst: Hier ist die Nacht weder Kulisse noch Bildthema, sondern Material.

Auf dem 88. KSK in Trier vom 4. bis 7. Juni 2015 bietet das Thema Nacht die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit verschiedenen Kunstgattungen und -epochen sowie den Einbezug interdisziplinärer Beiträge. Durch Vorträge und Workshops eröffnet der Kunsthistorische Studierendenkongress zahlreiche Möglichkeiten, neue Blickwinkel und Herangehensweisen an das Thema zu entwickeln. Im direkten Kontakt mit anderen KunsthistorikerInnen entsteht eine Plattform für die Präsentation eigener Arbeitsergebnisse und ihre inhaltliche Diskussion. Auch für Diskurse der Universitätspolitik und einen allgemeinen Erfahrungsaustausch bietet der KSK verschiedene Gelegenheiten. Alle Studierenden des Fachs Kunstgeschichte und der Kunstwissenschaften sind herzlich eingeladen, den 88. KSK in Trier durch ihren Beitrag mitzugestalten.

Anregungen zur Themenfindung:

  • Personifikationen der Nacht
  • Chiaroscuro-Malerei
  • Nächtliches Treiben z.B. bei Henri de Toulouse-Lautrec
  • Die Nacht als Material
  • Rolle der Nacht in religiösen Kontexten
  • Dämmerung als romantische Szenerie
  • Die Beleuchtung der Stadt
  • Nacht als dramaturgisches Mittel z.B. bei Joseph Wright of Derby
  • Die Farben der Nacht
  • Das Nachtstück als Sujet
  • Die Betrachtung der Gestirne
  • Auswirkungen der Nacht auf Architektur
  • Der Dualismus von Tag und Nacht
  • Nächtliche Rituale z.B. Totentanz

Abstracts (max. 1 DIN-A 4) und kurzer Lebenslauf bis 31.3.2015 als PDF an:
abstract@ksk-trier.de

Mehr Infos gibt es hier.

Diese Seite teilen

Besuchen Sie uns