Call for Papers

Call for Papers: Fotografie und Technik, am 14. und 15. Juni 2018 in Marburg

Ein Workshop will sich im Sommer 2018 den technischen Aspekten der Fotografie widmen. Wenngleich auch künstlerisches Medium, sind hier Technik und künstlerische Arbeit oft eng miteinander verbunden. Dabei ist auch zu fragen, was neue Speichermedien mit der Fotografie anstellen. Diese und andere Fragen will der Workshop diskutieren. Einsendeschluss für Abstracts: 11. Februar 2018.

Festzustellen, dass es sich bei Fotografie um ein technisches Bildmedium handelt, ist eine Banalität. Von Anfang an wurden die mit ihr verbundenen Vorstellungen und Versprechen meist auf ihre technische Herstellung zurückgeführt. Die Technik ist so selbstverständlich mit dem Medium Fotografie verbunden, dass die ersten Geschichtsschreibungen, allen voran Josef Maria Eders Geschichte der Photographie, von der Entwicklung der Technik und ihrer Diversifizierung erzählten. Auch die meisten Fotografie-Theorien gehen von der technischen Bildgenese aus, um die Spezifik des Mediums zu verstehen.

Die technikontologische Theorie der Fotografie hat allerdings einen Irrtum gefördert, der zu selten als solcher erkannt wird: die Annahmenämlich, dass es die eine Fotografie gibt. Vielmehr ist es eine Vielzahl verschiedener technischer Verfahren, die unter dem Oberbegriff ‚Fotografie‘ gebündelt wird. Zu nennen wären beispielsweise die Daguerreotypie, die Kalotypie, der Nass-Kollodium- und der Gummidruck, das Polaroid, die digitale Projektion, der Tintenstrahl-Druck und die Laser-Ausbelichtung. Diese formieren mit ihren spezifischen technischen Bedingungen die Gestaltung, den Inhalt, die Zugänglichkeit, ja den Status des Bildes. Zu spezifizieren ist weiterhin, dass die fotografische Praxis in verschiedenen Phasen mit Technik zu tun hat: Die Kameras und Speicher-Medien (ob analog oder digital) kommen im Augenblick der Aufnahme zum Zuge. Bei der Entwicklung und beim Herstellen der Abzüge (oder auch Drucke) werden verschiedene chemische und physikalische Verfahren und Arbeitsweisen eingesetzt. Bei der Distribution der Bilder sollten schließlich die fotomechanischen Verfahren nicht vergessen werden, die z.B. eine Druckplatte zu fertigen erlauben und die die Grundlage für die massenhafte Verbreitung von Fotografien (und fotografischer Reproduktionen anderer Bilder) bildeten bzw. bilden. Technik ist also ein zentraler, aber eben auch erstaunlich diverser Teil der Fotografie.

Im Workshop soll die Frage nach der Technik weniger grundsätzlich theoretisiert werden, als dass in den Mittelpunkt gestellt werden soll, wie die Technik in der Erforschung der Fotografie berücksichtigt werden kann. Muss man beispielsweise die technische Genese von Bildern auf jeden Fall als Faktor mitbedenken oder ist es statthaft von dem sichtbar vorliegenden Ergebnis auszugehen? Wie kann man die Technik in eine Interpretation einbeziehen? Wie korrespondiert die Herausbildung verschiedener Gattungen, Genres und Praktiken mit der Technik? Welche Möglichkeiten gibt es, eine Technikgeschichte der Fotografie jenseits einer Chronologie von Erfindungen und Verfahren zu konzipieren? Welche methodischen und theoretischen Konzepte können helfen Technik und Bild zusammenzudenken? Und vielleicht doch eine grundsätzliche Frage, die sich an konkreten Bildern noch einmal anders stellen lässt: Ist die Technik wirklich für die Gestaltung und Wirkmächtigkeit der Fotografie wichtig oder ist vielmehr ein soziales Wissen über Fotografie entscheidend, das die Handhabung, Gestaltung und Interpretation von Fotografie prägt – und den Einfluss der Technik vielfach überhöht, wenn nicht gar mythisiert?

Organisatorisches:

Der Workshop verfolgt das Ziel, im interdisziplinären Zusammenspiel, die aufgerissenen Problemhorizonte zu diskutieren und zu reflektieren. Willkommen sind fotografieinteressierte Wissenschaftler_innen aus allen Disziplinen. Vor allem anhand von case studies sollen theoretische und methodische Explorationen unternommen werden. Im Sinne des Workshop-Charakters steht die Diskussion im Vordergrund. Vorab ist von den eingeladenen Referent_innen ein ca. 8-seitiges Papier einzureichen, das die methodischen Überlegungen und Fragen an einer eigenen Fallstudie oder anhand einer exemplarischen und einschlägigen Position umreißt. Auf dem Workshop wird lediglich eine maximal 10minütige Impulspräsentation stattfinden, die das jeweils diskutierte Material mit den Leitfragen koppelt. Im Anschluss jeder Präsentation findet eine ca. 30minütige Diskussion statt.

Zur Einreichung von Beiträgen genügt eine maximal einseitige Skizze (ca. 300 Wörter), die bis zum 11. Februar 2018 bei den Organisatoren (Email: d.buehler@b-tu.de; ruchatz@staff.uni-marburg.de) eingegangen sein muss. Um die Vorbereitung der Papiere durch die Teilnehmer_innen des Workshops zu ermöglichen, müssen die finalen Papiere bis spätestens zum 25. Mai vorliegen.

Um die Planung zu erleichtern wird gebeten auch die Teilnahme als einfache Diskutant_innen baldmöglichst anzumelden. Für die Teilnahme als Diskutant_in oder als Referent_in ist es nicht zwingend notwendig, Mitglied der GfM oder der AG Fotografieforschung zu sein.

Der Workshop findet am 14. Juni statt. Bei entsprechender Zahl der Rückmeldungen kann er auf den nachfolgenden 15. Juni ausgedehnt werden. Tagungsort sind das Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität Marburg sowie das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg. An- und Abreise wird am jeweiligen Workshop-Tag möglich sein.

Organisiert von Daniel Bühler (Cottbus) und Jens Ruchatz (Marburg)

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