Call for Papers

Call for Papers: Genealogie der Populärwissenschaft. Von der Ekphrasis zur Virtuellen Realität, am 15. und 16. Juni 2018 in Karlsruhe

Populärwissenschaftliche Betrachtungen sind bei den Rezipienten beliebt, finden in der Wissenschaftsforschung aber bisher kaum Beachtung, am wenigstens in historischer Perspektive. Daher will sich die Tagung fachübergreifend diesem Phänomen annähern. Einsendeschluss für Abstracts: 31. Januar 2018.

Die gesellschaftliche Relevanz und die mediale Diversität der Populärwissenschaft sind politischen, ästhetischen und soziokulturellen Bedingungen geschuldet. Aufgrund dieser vielschichtigen Realität wird die Erforschung der Populärwissenschaft von keiner Fachdisziplin vollständig abgedeckt. In fachübergreifenden Disziplinen wie der Wissenschaftsforschung, der Wissenschaftssoziologie oder der Science and Technology Studies (STS) scheint die Annäherung zum Phänomen „Populärwissenschaft“ mit den Problemen der Gegenwart rückgekoppelt zu sein. Hier fehlt es beispielsweise an historischen Ansätzen. Der Wissenschaftsgeschichte fehlt es hingegen an methodologischen Werkzeugen zur Erläuterung der polymedialen Dimension der Populärwissenschaft. Und die vor diesem Hintergrund vielversprechenden sprach- und bildwissenschaftlichen Disziplinen wie die Klassische Philologie oder die Kunstwissenschaft werden grundsätzlich nicht in die Erforschung der Wissensvermittlung als Kulturtechnik einbezogen.

Ziel der geplanten Fachtagung ist, eine fachübergreifende, genealogisch reflektierte Auseinandersetzung mit der Populärwissenschaft als Kulturtechnik im Laufe der Zeit zu initiieren. Die Kategorie Populärwissenschaft soll interdisziplinär und diachron beleuchtet werden. Im Vordergrund stehen sowohl die sozialanthropologische Dimension der Kulturtechnik Populärwissenschaft als auch jene formalen und funktionalen Techniken, welche die Wissensvermittlung in Produktions- wie in Rezeptionskontexten prägen. Hierfür sind insbesondere sprach- und bildwissenschaftliche Forschungsansätze vonnöten. Die perspektivenreiche Auseinandersetzung mit der Kulturtechnik Populärwissenschaft soll ein bislang kaum untersuchtes Forschungsfeld beleuchten.

Es ist geplant, die während der Tagung gehaltenen Vorträge in einem Sammelband zur „Genealogie der Populärwissenschaft“ zu publizieren.

Mögliche Themen könnten folgende oder ähnliche sein:

  • Antike: antike Rhetorik, Progymnasmata, Ekphrasis, technische Ekphrasis, Lehrgedicht, Satire und Wissenschaft, Protreptik und exoterische Texte, das Publikum der Geschichtsschreibung, Poikilographie als Wissensvermittlung, Kunst und Sophía, Verbreitung von Mythen und Geschichte in der griechischen Keramik, Ästhetik der Erziehung, Orte des Wissens und der Performanz, Darstellungen von Philosophen und „Wissenschaftlern“ in der Antike
  • Mittelalter: Prediger als Medienmenschen, Vulgärlatein und Weltanschauung, Weltgeschichte in Volkssprache, enzyklopädisches Erzählen, Ursprung der Studia Generalia, Tradition der Goliarden, sakrale Kunst und Weltanschauung, das Publikum der illuminierten Handschriften, Reformation und Wissenspopularisierung.
  • Renaissance: Emigration byzantinischer Gelehrten in den Westen, Auswirkungen des Buchdrucks auf die Verbreitung von Wissen, Ekphrasis und Malerei, öffentliche Vorlesungen, das Theatrum Anatomicum, neue Wissenschaft ex suppositione und Aberglaube, das Publikum der Wunderkammern, Einfluss des paragone delle arti auf die Verbreitung von Wissen, populäre Erfindungen und Entdeckungen.
  • Aufklärung: die ersten “modernen Wissenschaftskommunikatoren“, wissenschaftliche Experimente als öffentliche Spektakel, die Figur des Experimentators in den Künsten, Darstellung der Wissenschaft in Satire und Modezeitschriften, die Beziehung zwischen Erfindung und Dekoration (e.g. Newtons Kugelstoßpendel), Legitimationsdiskurse der Naturwissenschaften, neuartige Darstellungen von Wissenschaftler/innen, Dichtung und Wissenschaft in der Romantik, populärwissenschaftliche Bestseller.
  • Gegenwart: Geschichte der modernen Wissenschaftskommunikation, Ursprünge und Mittel des öffentlichen Verständnisses von Wissenschaft sowie von Scientific Literacy oder Public Engagement, das goldene Zeitalter der Wissenschaftspublizisten in den Massenmedien (Carl Sagan, Attenborough, Kenneth Clark etc.), Kunst als Wissenschaftsvermittlerin, Darstellung von Wissenschaftlerinnen in Populärmedien, neue Medien und alte Techniken von Wissenschaftskommunikation, virtuelle Realität als Vermittlung- und Kognitionsinstrument.
  • Epochenübergreifende Themen: politische Funktion der Wissenschaftskommunikation, Gender-Fragen, Kontinuität und/oder Wiederkehr von bestimmten Kommunikationsformaten, diachrone Diskursanalyse, Darstellung von Wissenschaftlerinnen und Publikum im Laufe der Zeit.

Wer kann teilnehmen?
An der Fachtagung werden renommierte Forscher/innen aus verschiedenen Disziplinen sowie Masterstudierende, Promovierende und Nachwuchswissenschaftler/innen teilnehmen.
Forschende aus Deutschland und dem Ausland sind eingeladen, sich mit einschlägigen Beiträgen an der Spurensicherung und Deutung von zeit- und kulturübergreifenden Formen der Populärwissenschaft zu beteiligen. Der Einbezug bisher STS-ungewohnter Disziplinen und kultureller Blickwinkel ist dabei ein wichtiger Faktor, um unseren Wissenshorizont zu erweitern. Wir begrüßen die Teilnahme jener Expert/innen, die sich mit rhetorischen Fragestellungen und alten wie neuen sprach- und bildbasierten Medien – wie z.B. Papyren, Tafeln, Inschriften, Manuskripten, Skulpturen, Miniaturen, Fresken, Gemälden oder Zeichnungen aber auch Fotos, Filmen, E-Books, digitalen Bildern, Medienkunst-Installationen oder VR-Applikationen – auseinandersetzen. Wir laden sie dazu ein, ihr Wissen und ihre Methoden zur Förderung neuer sprach- und bildwissenschaftlichen Studien über die Populärwissenschaft einzusetzen. STS-Forscher mit aktuellen Themen, etwa mit Fokus auf neue Medien, wie z.B. Webvideos, Social Media und Microblogging, sind ebenso notwendige Partner der Diskussion und werden ausdrücklich aufgefordert, sich an dem Forschungskolloquium mit eigenen Beiträgen zu beteiligen.
Bitte senden Sie bis spätestens Mittwoch, den 31. Januar 2018 um Mitternacht, Ihren Vorschlag mit bis zu 500 Wörtern (in englischer oder deutscher Sprache) entweder für einen 30-minütigen Vortrag oder für eine Work-in-Progress-Präsentation (15 Minuten) an jesus morcillo∂kit edu. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Die Veröffentlichung der Beiträge in einem Sammelband ist vorgesehen. Siehe detaillierte Informationen weiter unten.

Anweisungen für die Einreichung von Proposals
Forscher aus dem In- und Ausland sind eingeladen, bis Mittwoch, den 31. Januar 2018 um Mitternacht ein Abstract (bis zu 500 Wörter in deutscher oder englischer Sprache) und einen kurzen Lebenslauf an Dr. Jesús Muñoz Morcillo (jesus.morcillo@kit.edu) zu senden. Die Redezeit für Vorträge beträgt 30 Minuten, für Work-in-Progress-Präsentationen 15 Minuten. Bitte folgen Sie den untenstehenden Anweisungen.

  • Sprache: Deutsch oder Englisch
  • Angabe des Formats: Vortrag (30 Min.) oder Work-in-Progress-Präsentation (15 Min.)
  • Vortrag: einschlägiger Beitrag zur Forschung
  • Work-in-Progress-Talk: vorläufige Ergebnisse
  • Angabe über die Teilnahme an der Publikation (ja/nein)
  • Titellänge: max. 150 Zeichen
  • Textkörper: 500 Wörter (Arial 12px; 1,5 Punkte Zeilenabstand)
  • Bibliographie: zitierte Texte und weiterführende Literatur
  • Kurzbiographie
  • Kontaktdaten: Name, Vorname, E-Mail, Institution, ggf. Tel.

Anweisungen für die Einreichung von Papers
Ausgewählte Beiträge werden in einem Sammelband veröffentlicht. Die Sprache des Buches wird Englisch sein. Falls Sie eine Zusage für Ihren Vortrag/Präsentation bekommen, erwarten wir, dass Sie an der Veröffentlichung des Sammelbandes teilnehmen. Bitte folgen Sie den untenstehenden Anweisungen für die Vorbereitung Ihres Manuskriptes. Einsendeschluss für die Einreichung der Beiträge ist Donnerstag, den 31. Mai 2018 um Mitternacht.

  • Sprache: Englisch
  • Titellänge: max. 150 Zeichen
  • Abstract: max. 150 Wörter
  • Schlüsselwörter: max. 6
  • Schriftart und -größe: Arial 12px
  • Zeilenabstand: 1,5 Punkte
  • Long Paper (Vortrag): 9.000 Wörter, zzgl. Bibliographie
  • Short Paper (Work-in-Progress-Talk): 4.500 Wörter, zzgl. Bibliographie
  • Bibliografische Referenzen nach APA 6th Style Referencing (https://library.sydney.edu.au/subjects/downloads/citation/APA%20Complete_2012.pdf)
  • Bildunterschriften mit Quellenangabe

Weitere Informationen unter www.zak.kit.edu

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