Gewalt scheint seit jeher ein Thema der Kunst zu sein: Märtyrerbilder des Mittelalters, Schlachtengemälde der Neuzeit, Kriegsfotografien und - berichterstattung, und und und. Die Tagung der Forschungsstelle Naturbilder will die Erscheinungsformen der Gewalt im Bild untersuchen und lädt hierzu den wissenschaftlichen Nachwuchs bewusst aus unterschiedlichen Disziplinen ein, Aspekte des Themas vorzustellen. Einsendeschluss für Abstracts: 31. Januar 2018.
Ob christliche Martyrien im Mittelalter, frühneuzeitliche Schlachtengemälde, barocke Vanitas-Bilder, illustrierte Zeitungen des 19. Jhds., frühe Kriegsfotografie oder aktuelle Pressebilder – Gewalt erscheint als anthropologische Grundkonstante und ist seit jeher bildwürdig. Dabei zeichnen sich Gewaltbilder oft durch eine zwiespältige Wirkung aus: sie schrecken ab und verstören, können aber auch faszinieren und erregen oder zur meditativen Versenkung auffordern. Seit der Antike tritt dieses scheinbare Paradoxon der anziehenden Abstoßung und abstoßenden Anziehung laufend in Erscheinung. Betrachtende finden sich hierbei unter moralischem und ästhetischem Selbsteinschätzungsdruck einem Dilemma ausgesetzt: besser hin- oder doch lieber wegsehen?
Angesichts der aktuellen Präsenz von Gewalt in der tagespolitischen Berichterstattung ist es kaum verwunderlich, dass vielerorts der Eindruck eines bislang nie dagewesenen Ausmaßes an Gewalt entsteht. Unbeachtet bleibt dabei aber, dass aktuelle Pressebilder immer auch auf bestimmte Traditionen und Entwicklungen visueller Wissensordnungen und Bildsetzungen in medial transformierten Gewalthandlungszusammenhängen verweisen. Nicht zuletzt drängen – unter Berücksichtigung bildimmanenter Kodierungen – die mediale Massenproduktion und naive Verbreitung in den sozialen Netzwerken durch den sogenannten „Bürgerjournalismus“ danach, sich mit dem historischen, kulturellen, theoretischen und berufspraktischen Umgang mit Gewaltbildern zu beschäftigen.
Ziel der Tagung ist es, nicht nur die Vielfalt der Erscheinungsformen bildlicher Gewalt und ihren motivischen Strang herauszuarbeiten, sondern auch die zwiespältige Wirkkraft bildlicher Gewalt auf den jeweiligen Betrachter in den Blick zu nehmen.
Vorträge zu folgenden Fragestellungen sind erwünscht:
Die Tagung öffnet sich – dem fach- und epochenübergreifenden Thema entsprechend – inhaltlich, zeitlich und methodisch bewusst Nachwuchskräften aller Disziplinen aus Theorie und Praxis (gerne auch fortgeschrittene Studierende). Explizit angesprochen sind damit auch Fotografen und Journalisten. Das Format der Tagung wird sich von der gängigen Struktur vergleichbarer Veranstaltungen insofern absetzen, als Panels mit übergeordnetem Themenbereich drei bis vier Referent*innen zusammenbringen, deren Thesen am Ende in einer längeren Podiumsdiskussion gemeinsam mit dem Publikum besprochen werden.
Vorschläge für zirka 25-30-minütige Beiträge schicken Sie bitte in einem Abstract (max. 3000 Zeichen bzw. 1 Din-A4 Seite) zusammen mit einem kurzen CV bis zum 31.01.2018 an hinundwegsehen@gmail.com. Reise- und Übernachtungskosten können übernommen werden. Tagungsort wird das Warburg-Haus in Hamburg sein. Gefördert wird die Tagung durch die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Eine Publikation der Beiträge ist angedacht.
Idee und Umsetzung: