Call for Papers

Call for Papers: Kolloquium "Eine andere Moderne? Otto Rudolf Salvisberg und das Neue Bauen", Bern, vom 16. bis 18. Mai 2019

Das Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern erbittet für das architekturgeschichtliche Kolloquium "Eine andere Moderne?" Beiträge zu verschiedenen Themenkomplexen. Einsendeschluss für Exposés: 20. Dezember 2018

Call for Papers

Otto Rudolf Salvisberg (1882-1940), der florierende Architekturbüros in Berlin (1913-1932), Bern (1920-1940) und Zürich (1929-1940) unterhielt, zählt zu den maßstabsetzenden Entwerfern des 20. Jahrhunderts. Salvisberg war der meistbeschäftigte Schweizer Protagonist der Architekturmoderne der 1910er bis 1930er Jahre, dessen beruflicher Brückenschlag ins Nachbarland Deutschland als einzigartige Erfolgsgeschichte dasteht. Dort entspann sich ein Netzwerk, das von Bruno Taut über Martin Wagner bis hin zu Hans Poelzig und Erich Mendelsohn reichte und von seiner großen Anerkennung zeugt. Als Heinz Johannes 1931 den ersten Architekturführer der Moderne veröffentlichte, wurde Salvisbergs Ende der 1920er Jahre realisiertes Œuvre ganz selbstverständlich dem „Neuen Bauen in Berlin“ zugerechnet. Weit vor Walter Gropius oder Ludwig Mies van der Rohe ist er darin mit am prominentesten vertreten. Viele seiner Entwürfe wie die „Weiße Stadt“ in Berlin- Reinickendorf (1928-30, heute UNESCO-Welterbe), die Berner Universitäts-Institute (1929-31) und das Suvahaus (1929-31) sowie sein eigenes Wohnhaus (1929-31) und das Fernheizkraftwerk mit Maschinenlaboratorium der ETH (1929-34) in Zürich zählen zu den Hauptwerken des Neuen Bauens in Europa.
Dennoch gilt Salvisberg heute als Exponent einer „anderen Moderne“, dem vermeintlich nie ein vollgültiger Beitrag zum Neuen Bauen gelungen sei. Hier wirkt ein Verdikt nach, das im CIAM-Kreis um Sigfried Giedion, Walter Gropius und Le Corbusier seinen Ursprung hat und noch die Wiederentdeckung des Architekten in den 1970er und 1980er Jahren überlagerte. Heute ist ein differenzierterer Blick auf die frühe Architekturmoderne möglich, der etablierte Entwicklungsmodelle und Narrative hinterfragt. Danach muss der gebürtige Schweizer als Raumgestalter, Architekt und Städtebauer zu den maßstabsetzenden Entwerfern gezählt werden, der sich am zeitgenössischen Theorie-Diskurs allerdings kaum beteiligte. Dies war seinem Nachruhm ebenso abträglich wie Salvisbergs plötzlicher Tod im Jahr 1940, ohne dass sein jüngeres Œuvre in einer grösseren Monografie veröffentlicht worden war. Über die Reformarchitektur der 1910er, das Neue Bauen seit Mitte der 1920er Jahre und einen in der Tradition fundierten Entwurfsansatz, der parallel lief, vertrat er eine undoktrinäre und evolutionäre Architekturpraxis, die nicht zuletzt der Nachkriegsmoderne den Weg ebnete.

Das Kolloquium „Eine andere Moderne?“ findet im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Forschungsprojektes „Otto Rudolf Salvisberg – Architekt der Moderne (1910-1940)“ statt, das seit Juli 2017 am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern angesiedelt ist. Ziel ist es eine Monografie zu erarbeiten, die Salvisbergs vielfach noch kaum untersuchtes Werk im Kontext der gesamteuropäischen Architekturentwicklung verortet.

Zur Halbzeit stellen wir erste Ergebnisse zur Diskussion und erbitten Beiträge zu folgenden Themenkomplexen:

Sektion 1: Neues Bauen in Deutschland – Neues Bauen in der Schweiz
Sektion 2: Transformierte Moderne: Die 1930er Jahre
Sektion 3: Die Rolle der Materialität: Bedeutung – Verwendung – Erhaltung
Sektion 4: Architekten-Ausbildung und Architekturschulen der 1920er und 1930er Jahre

Bitte beachten Sie die Erläuterungen zu den einzelnen Sektionen auf unserer Homepage
http://www.ikg.unibe.ch/forschung/forschungsprojekte/otto_rudolf_salvisberg/kolloquium/index_ger.html

Anreise- und Übernachtungskosten werden den ReferentInnen erstattet. Eine Publikation der Beiträge ist geplant. Tagungssprache ist Deutsch. Beiträge sind auch in französischer und englischer Sprache willkommen.

Organisation und Konzeption

Prof. Dr. Bernd Nicolai (Leitung), Florin Gstöhl M.A., Dr. Theresia Gürtler-Berger und Dr. des. Thomas Steigenberger, Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte, Abteilung für Architekturgeschichte und Denkmalpflege.

Abstract

Bitte senden Sie ein Abstract für einen 20-minütigen Vortrag (max. 2000 Zeichen) sowie Ihren aktuellen Lebenslauf mit Anschrift bis zum 20. Dezember 2018 an: thomas.steigenberger@ikg.unibe.ch

Zeitplan

20. Dezember 2018: Eingabeschluss (Abstract max. 2000 Zeichen und CV)
10. Januar 2019: Benachrichtigung über die Annahme
15. April 2019: Finale Einreichung des Abstracts
16.-18. Mai 2019: Kolloquium in Bern

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