Call for Papers

Call for Papers: Leerstellen graphischer Künste. Funktion, Ästhetik und Bedeutung des nicht bezeichneten Raumes, am 18. und 19. Januar 2018 in Florenz

Das Kunsthistorische Institut in Florenz widmet sich in einem Workshop der Leere. Oder genauer gesagt: ihrer Rolle in Zeichnung und Graphik der Frühen Neuzeit als Gegensatz zu dem durch Linien bezeichneten Raum. Vorschläge für Beiträge dafür können bis zum 6. Juni 2017 eingereicht werden.

Dass sich Zeichnung und Druckgraphik aus dem Setzen und Nicht-Setzen einer Spur konstituieren und damit kompositorische Gefüge aus Verdichtung und Entzerrung entstehen lassen, ist die wohl einfachste Explikation dieser Gattungen. Innerhalb dieses grundlegenden Dualismus nimmt die freie Fläche nicht zwangsläufig die untergeordnete Rolle gegenüber der zeichensetzenden Linie im Nebeneinander von Form und Nicht-Form ein. Ziel des Workshops, der seinen historischen Schwerpunkt in der Frühen Neuzeit setzt, ist es, der nicht bezeichneten Stelle in ihren Ausdrucksformen und Funktionen nachzugehen. Zentrale Fragen und Problemstellungen können dabei lauten:

  • Welche Arten von Leerstellen gibt es und wie sind ihre semantischen Differenzierungen?
  • Welches ästhetische Potenzial entfalten Leerstellen im Kunstwerk? Mögliche Aspekte wären hier: Leerstelle vs. Fläche, Leerstelle als räumlich-perspektivisches Prinzip, chromatische Tonwerte
  • Bildet der Übergang von zeichnerischer Äußerung und Leerstelle einen für Abstraktion prädestinierten Bereich?
  • Wie fungiert die Leerstelle als Vehikel für künstlerische und/oder rezeptionsästhetische Imagination? Kann die Leerstelle der Kristallisationspunkt der künstlerischen idea sein?
  • Was sind technisch bedingte Leerstellen? Wie lassen sie sich jeweils in Zeichnung oder Druckgraphik charakterisieren?
  • Wie gehen wir mit außerkünstlerischen Phänomenen des leeren Zeichenträgers selbst um (Papierstruktur und ihre Färbung, Wasserzeichen, Alterungserscheinung, etc.)?
  • Welche Implikationen hat das cutting eines Bildträgers?
  • Welche Rolle spielt das Verso als mögliche Leerstelle?
  • (Wie) Lassen sich Metaphern ("blinder Fleck", et al.) und philosophische Ideen und Konzepte ("Horror vacui") mit frühneuzeitlicher Graphik in Verbindung bringen?
  • Welche Leerstellen frühneuzeitlicher Diskurse von Graphik gibt es?

Die zweitägige Veranstaltung bietet die Möglichkeit, diese und weitere Themenbereiche zu technischen, ästhetischen sowie theoretischen Leerstellen graphischer Künste der Frühen Neuzeit in 20-minütigen Vorträgen in deutscher, italienischer oder englischer Sprache zu behandeln. Zudem besteht die Gelegenheit, selbst ausgewählte Objekte in einem gemeinsamen Arbeitsgespräch im Gabinetto dei Disegni e delle Stampe degli Uffizi in den Blick zu nehmen.

Bitte senden Sie ein Exposé (max. 500 Wörter) und kurzen Lebenslauf in einem einzelnen PDF bis zum 06.06.2017 an lisa.jordan@khi.fi.it sowie elvira.bojilova@khi.fi.it. Das Kunsthistorische Institut in Florenz – Max-Planck-Institut übernimmt die Kosten für Reise und Unterkunft gemäß den Vorgaben des Bundesreisekostengesetzes.

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