Call for Papers

Call for Papers: Ornamentum: Raumausstattung, Bildprogramme. 18. Internationaler Barocksommerkurs der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, vom 25. bis 29. Juni 2017

Seit dem Jahr 2000 lädt die Bibliothek Werner Oechslin jedes Jahr Vertreter verschiedener Disziplinen zu ihren Barocksommerkursen ein. 2017 steht dieser unter dem Vorzeichen des Ornaments. Wissenschaftler und Promovierende aus Architektur- und Kunstgeschichte, Geschichte, Theologie, Theaterwissenschaften sowie Nachbardisziplinen sind aufgerufen, ihre Sicht auf das Thema zu präsentieren. Einsendeschluss für Abstracts: 4. Dezember 2016.

Leonbattista Alberti führt zu Beginn seines sechsten, dem Ornament gewidmeten Buch von De Re Aedificatoria aus, dass von den drei Erfordernissen an das Bauen, neben dem Zweck und der Solidität der Frage der Schönheit das grösste Gewicht zukomme: "restat tertia omnium dignissima et perquam valde necessaria". Weit davon entfernt, von dekorativer Zutat oder Schmuck zu reden, erachtet er diese Frage als genauso notwendig wie jene nach dem Nutzen und der Konstruktion. Ja, er lässt keinen Zweifel bestehen, dass erst auf diese Weise ein Gebäude zu seiner Vollendung findet. Im "ornamentum" entscheidet es sich!

Zweierlei wird dabei vorausgeschickt. Das "ornamentum" ist aufs engste mit der "pulchritudo", der Schönheit verbunden. Es ist im 'alten' Sinn ein ästhetisches Problem; über die Sinneswahrnehmung wird man begreifen, was das profane oder sakrale, öffentliche oder private Gebäude als in jedem einzelnen Falle angemessen und erfahrbar 'schön' macht. Alberti hält es in Anbetracht der uns täglich auf vielfältigste Weise mit Schönheiten bezaubernden Natur für überflüssig, Schönheit genauer definieren zu wollen. Es besteht kein Zweifel, man soll nach Schönheit trachten.

Desweitern entziehe sich die Vielfalt 'möglicher Schönheiten' einer näheren Erklärung durch Worte: "fortassis animo apertius intelligemus". Man muss es anderweitig verstehen und begreifen wollen. Nur gerade aus Verlegenheit lässt sich Alberti zu einer knappen Definition verleiten. Diese enthält alles, was der Architektur ohnehin grundsätzlich aufgetragen und zugegeben ist: "certa cum ratione concinnitas universarum partium in eo"! Es soll alles, nachvollziehbar, erklärbar zu einem Ganzen so zusammengefügt werden, dass sich nichts wegnehmen oder hinzufügen oder ohne Nachteil verändern liesse.
In der Tat passt diese letzte Bestimmung eines ‚richtigen’ Ornaments in keiner Weise zu jener (modernen) Auffassung, die in ihm nur Auf- und Hinzugesetztes vermutet. Im Ornament erfüllt sich vielmehr das Ganze eines Bauwerks oder eines Raumes und bringt es - zum intendierten Zweck - zu Ende.

Raumausstattung und Bildprogramme im Profan-, aber auch im Sakralbau sind ein wesentlicher Schwerpunkt. Uns interessieren zudem Beiträge über:

  • Gestaltungsvoraussetzungen
  • Decorum
  • Theorie
  • Ikonographische Aussagen
  • Kompetenzen
  • Künstlertransfer
  • Materialien: vom Spiegelglas über Textilien bis hin zum Stuck
  • Farbigkeit
  • Raumabfolgen
  • Einrichtungsobjekte
  • Mobilieninventare als Quellen (u. a. zur Situierung im Raum)
  • Nutzungsaspekte

All dies soll unter dem Aspekt der Vollendung eines Bauunternehmens als sinnstiftendem ("cum ratione!") Ganzen einer genaueren Prüfung unterzogen werden.

Das Kolloquium findet von Sonntag 25. bis Donnerstag 29. Juni 2017 statt.
Wie üblich soll der Diskurs fächerübergreifend angelegt sein. Wir erhoffen uns eine rege Teilnahme von Wissenschaftlern und Promovierenden aus den Disziplinen Architektur- und Kunstgeschichte, Geschichte, Theologie, Theaterwissenschaften etc.?
Da dem Gespräch, gemeinsamen Diskussionen, grosses Gewicht zugemessen wird, sollten die Beiträge nicht länger als 20 Minuten dauern. Die Referate können in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache vorgetragen werden. Passive Deutschkenntnisse werden vorausgesetzt.

Bedingungen: Die Stiftung übernimmt die Kosten für die Übernachtungen, die Exkursion und die gemeinsamen Abendessen. Reisespesen können leider nicht erstattet werden.

Wir bitten um Bewerbungen mit einem kurzen Exposé und CV bis spätestens 04. Dezember 2016 per e-mail an: anja.buschow@bibliothek-oechslin.ch

Konzeption / Organisation: Anja Buschow Oechslin, Axel Christoph Gampp, Stefan Kummer, Werner Oechslin, Martin Pozsgai, Tristan Weddigen.

- English Version -

At the beginning of the sixth book, dedicated to ornament, of his De Re Aedificatoria, Leon Battista Alberti remarks that, of the three requirements for building - including utility and stability - the greatest importance lies in beauty, "restat tertia omnium dignissima et perquam valde necessaria." Far from speaking of decorative additions or embellishments, he considered this issue just as crucial as those regarding use and construction. Indeed, he leaves no doubt that a building can only achieve perfection in this manner. "Ornamentum" is decisive!

Two things are stated here up front: The "ornamentum" is intimately linked with "pulchritudo," beauty. It is an aesthetic problem in the "ancient" sense; through sensory perception, one comprehends what makes a sacred or profane, public or private building appropriately and sensibly "beautiful" in each individual case. Alberti considers it superfluous to aim to define beauty more precisely in view of nature, which enchants us with the most varied kinds of beauty every day. There is no doubt one should strive for beauty.

Furthermore, the multiplicity of "possible beauties" eludes closer explanation with the words "fortassis animo apertius intelligemus." One must want to understand and comprehend it in another way. Out of sheer embarrassment, Alberti lets himself be induced to provide a brief definition. This contains everything that is already fundamentally part and parcel of architecture: "certa cum ratione concinnitas universarum partium in eo"! Everything should be combined to a whole, comprehensibly and explicably, such that nothing could be removed, added, or changed without drawbacks.

Indeed, this last stipulation for a "real" ornament in no way corresponds to the (modern) concept that assumes it is only something that is added on. With ornament, rather, the whole of a building or a space is fulfilled, and is brought to its intended purpose - to completion.

A major focus will be the interior decoration and programs of imagery in secular, but also sacred architecture. We are also interested in contributions on:

  • Prerequisites for design
  • Decorum
  • Theory
  • Iconographic statements
  • Skills and responsibilities
  • Artistic transfers
  • Materials: from mirrors through textiles to stucco
  • Color
  • Spatial sequences
  • Furnishings
  • Inventories as sources (for instance, for placement of objects within the room)
  • Aspects of use

All of this will be subjected to careful examination with a view to the consummation of a building project as a meaningful whole ("cum ratione!").

The Colloquium will take place from Sunday, 25 June, to Thursday, 29 June 2017.
The course is open to doctoral candidates as well as junior and senior scholars who wish to address the topic with short papers (20 minutes) and through mutual conversation. As usual, the course has an interdisciplinary orientation. We hope for lively participation from the disciplines of art and architectural history, but also from scholars of history, theology, theatre and other relevant fields. Papers may be presented in German, French, Italian or English; at least a passive knowledge of German is a requirement for participation.

Conditions: The Foundation assumes the hotel costs for course participants, as well as several group dinners and the excursion. Travel costs cannot be reimbursed.

Please send applications with brief abstracts and CVs by e-mail to: anja.buschow@bibliothek-oechslin.ch

The CFP deadline is 4 December 2016.

Concept / Organization: Anja Buschow Oechslin, Axel C. Gampp, Stefan Kummer, Werner Oechslin, Martin Pozsgai, Tristan Weddigen

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