Call for Papers

Call for Papers: Rahmen – frames. Funktionsbestimmungen in der Vormoderne, am 29. und 30. April 2016 in Hamburg

Die Rolle der Rahmung eines Bildes wirdt oft unterschätzt, doch tatsächlich beeinflusst der Rahmen die Bildwirkung entscheident. Darüber hinaus trennt er das Bild von seiner Umgebung. Auch die Kunstgeschichte beschäftigt sich mittlerweile intensiver mit der Rahmung. Die Tagung an der Universität Hamburg will sich diesem Element der Kunst ganz und gar widmen. Einsendeschluss für Abstracts: 15. Juli 2015.

"Bilder leben eingehegt von ihrem Rahmen" schrieb José Ortega Y Gasset in seiner Meditation über den Rahmen (in: Über die Liebe, Stuttgart 1977). Ortega Y Gasset bezieht sich hier auf den Rahmen als den schmalen, das Bild von seiner Umwelt trennenden Grat und doch ist seine Aussage auch für zahlreiche weitaus komplexere Bildverhältnisse eine treffende Beschreibung. Klassischerweise wird der Begriff "Rahmen" als dritte Instanz zwischen dem Innen und dem Außen, das heißt dem Bild und seinem Umfeld, gesehen. Die zu Grunde liegende Disposition einer Rahmung ist simpel: Eine Struktur umschließt eine andere. In der kunsthistorischen Forschung hat sich der Blick auf dem Rahmen mittlerweile verändert: Der Rahmen – oder besser die Rahmung – wird als vielseitiges, multifunktionales Element verstanden.

Die Rahmung, das heißt das Zusammenwirken von Form, Organisation und Inhalt des Rahmenden, schafft komplexe Kommunikationsstrukturen zwischen Bild und Betrachter und etabliert Verflechtungen und Interaktionen zwischen Innen und Außen, Phänomene, die bisher für die Kunst der Vormoderne noch nicht ausreichend untersucht worden sind. Mit der Tagung "Rahmen – frames" sollen daher Fallstudien versammelt werden, die den Blick auf die objekt- und medienspezifischen Konditionen von Rahmung in der Kunst der Vormoderne schärfen und die Bandbreite des ästhetischen Potenzials von Rahmungen erörtern.

Beispielsweise kann die Rahmung in der mittelalterlichen Kunst die Organisation umfangreicher Bildsysteme übernehmen oder in den komplex arrangierten Seitenlayouts der Stundenbücher innovativen Formen der Bilderzählung dienen. Wieder andere Bedingungen für Rahmungen ergeben sich auf dreidimensionalen Objekten oder dann, wenn, wie etwa bei illusionistischen Architekturrahmen, das Dreidimensionale auf einer Fläche erscheint. Schon diese wenigen Beispiele zeigen, dass ein Rahmen in der vormodernen Kunst mehr sein kann, als eine rein externe Begrenzungsform.

Für die Erörterung dieser vielfältigen Erscheinungsformen und Funktionsweisen von Rahmen könnten wichtige Anstöße von der auf E. Goffman zurückgehenden frame-Theorie ausgehen, die inzwischen auch medientheoretisch und literaturwissenschaftlich erweitert und umgeformt wurde (W.Wolf: Framing Borders, 2006). Daher ist es ein Anliegen der Tagung, ausgehend von den Fallstudien auch zu prüfen, inwieweit dieser in der kunsthistorischen Theoriebildung bisher kaum berücksichtigte Ansatz für visuelle Rahmungen anwendbar ist.

Mögliche Fragestellungen und Aspekte wären:

  • Wie kann Rahmung die Rezeption, lenken und/oder beleben?
  • Die Rahmung als ein den Betrachter aktivierendes Element
  • Rahmende Bildfelder als "Third Space"
  • Gibt es medien- oder gattungsspezifische Strukturen oder Konzepte der Rahmung?
  • Welche Funktion kann die Rahmung/können rahmende Bilder bei der Vermittlung ideeller Konzepte erfüllen?
  • Die Rahmung als bildliche Glosse und/oder Ort des Diskurses
  • Form oder Idee? Konzeptuelle und formale Alternativen: Paratexte, Parabilder, Parerga.

Wir begrüßen Beiträge aus allen Disziplinen der Kunstgeschichte der Vormoderne (Antike Kunst, Buch-, Wand-, Glasmalerei, Skulptur, Architektur, Grafik, ...), die sich mit einzelnen Objekten oder übergeordneten Rahmen-Phänomenen beschäftigen.

Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Wir freuen uns auf die Zusendung von Themenvorschlägen (max. 300 Wörter) für Vorträge zusammen mit einer kurzen Biografie bis zum 15. Juli 2015 an:

fridericke.conrad@uni-hamburg.de
daniela.wagner@uni-hamburg.de

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