Call for Papers

Call for Papers: Raumrealitäten und Raumimaginationen: Die Konstruktion Oberitaliens, seiner Landschaften und Städte in Architektur, Historiographie und Kunst vom Hochmittelalter bis zur Renaissance, am 14. und 15. September 2018 in Frankfurt am Main

Der Raum spielt zunehmend in den verschiedensten historischen Disziplinen eine Rolle. Die Tagung will vor allem die Rolle von Architektur und Malerei, aber auch Geschichtsschreibung für die Konstruktion städtischer und landschaftlicher Räume untersuchen. Nachwuchswissenschaftler sind aufgerufen ihre Zugänge zum Thema vorzustellen. Einsendeschluss für Abstracts: 15. Januar 2018.

Der Begriff des „Raumes“ als diskursives Konstrukt hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch in der Geschichtswissenschaft und verwandten Disziplinen durchgesetzt. Geographische Räume werden damit als durch kulturelle Prozesse konstituierte Landschaften anerkannt, deren Identität sich ebenso sehr aus landschaftlichen Gegebenheiten wie aus durch verschiedene Kulturpraktiken getragenen Aneignungsprozessen zusammensetzen. Raumerfassung wird damit auch in historiographischen Texten, Kunst- und Kartenwerken und Architektur sichtbar und durch diese bestimmt, und wirkt somit weiter auf eine Verfestigung des räumlichen Erlebens hin.

Die geplante Tagung soll die Möglichkeit bieten, diese Praktiken aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu untersuchen. In den Mittelpunkt sollen dabei vor allem die diversen Kulturtechniken und kommunikativen Vorgänge rücken, in denen diese Schaffung eines gemeinsamen Raumes in unterschiedlichen Dimensionen sichtbar wird. Inwiefern bilden Architektur, Malerei, Kartographie, Sepulkralbauten und Historiographie die Entwicklung und das Selbstverständnis geographischer Räume ab? Inwieweit prägten diese künstlerischen, literarischen und handwerklichen Arbeiten wiederum räumliche Auffassungen? Welche Medien spielen dabei weiter konkret eine Rolle, und verändert sich das räumliche Verständnis im Prozess politischer Entwicklungen? Lassen sich theoretische Konstrukte (Raumimaginationen) von praktischen Größen (Raumrealitäten) unterscheiden, oder anders gefragt: Welche konkreten Auswirkungen besaßen auf dem Papier und Pergament voneinander unterschiedene Räume auf politischer, gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Ebene? Anhand welcher naturgegebenen oder menschengemachten Barrieren grenzten die Zeitgenossen Räume ab, aus welchen Gründen und zu welchen Anlässen schufen oder veränderten sie diese? Nicht außer Acht gelassen werden soll auch der Performanzbegriff, der nicht zuletzt darauf verweist, dass Räume aus sozialen und kulturellen Handlungen entstehen und gleichzeitig diese Handlungen wieder beeinflussen können. Als historischer Raum im geographischen Sinne soll Oberitalien zwischen Alpen und Apennin in den Mittelpunkt der Untersuchungen rücken, das sich durch seine zahlreichen politischen Veränderungen und seine hohe Wandelbarkeit zwischen Hochmittelalter und Renaissance, im Zeitalter der Kommunen und Signorien, besonders als Untersuchungsgegenstand eignet. Geprägt von häufig wechselnden Regierungen in Städten wie Brescia, Pavia, Padua, Treviso oder Verona, und einigen sich herausbildenden und expandierenden Schwerpunktmächten mit teilweise weit über die Region herausreichendem Einfluss wie Mailand und Venedig eignet sich Oberitalien als bewegliche und bewegte Landschaft besonders sowohl für kleinteilige Analysen als auch für übergreifende Blickwinkel. Gleichzeitig ist für den gesamten oberitalienischen Raum eine besonders bemerkenswerte Produktivität zu attestieren, die zahlreiche Schriftzeugnisse, Kunst- und Kartenwerke sowie architektonische Leistungen hinterließ, deren Deutung Einblicke in die Entwicklung von Raumkonzepten und -verständnis ermöglicht. Dabei bleibt aber immer die Frage bestehen, die im Rahmen der Veranstaltung vielleicht zu klären ist, ob die aus gegenwärtiger Perspektive leichtfertig konstituierte These eines „oberitalienischen Raumes“ an sich überhaupt für ein mittelalterliches Verständnis haltbar bleibt, wofür die modernen Begrifflichkeiten eindeutig definiert und den mittelalterlichen Bezeichnungen für Norditalien und seine Regionen gegenübergestellt werden sollen.

Interessierte (Jung-)Wissenschaftler sind herzlich eingeladen, bis zum 15. Januar 2018 ein Abstract von max. 500 Wörtern für einen 25minütigen Vortrag in deutscher Sprache an cusa@em.uni-frankfurt.de einzureichen. Eine Auswahl der Beiträge erfolgt bis Anfang Februar 2018. Eine Publikation der Tagungsbeiträge im Print- oder Onlineformat ist geplant. Die Übernahme der Reise- und Übernachtungskosten kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht definitiv zugesichert werden, wird jedoch vorbehaltlich der bewilligten Finanzierung der Veranstaltung angestrebt.

Kontakt
Giuseppe Cusa
Frankfurt am Main
cusa@em.uni-frankfurt.de

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