Call for Papers

Call for Papers: Symposium: Gesetze der Kunst – Recht und Ritual, vom 19. bis 20. April 2013 in München

Kunst folgt Gesetzen. Von dieser Überlegung aus ergründet das Symposium die künstlerischen Strategien im Kampf um Meinungshoheit und Legitimierung. Die Veranstaltung richtet sich an Promovierende aller kunstwissenschaftlichen Fächer, ist aber im Sinne des interdisziplinären Promotionsprogramms ProArt offen für verwandte Diskurse und Anschlüsse. Einsendeschluss für Abstracts: 10. Februar 2013

»Es gibt ein Kunstgesetz, das ewig ist: Wir wollen nicht gelangweilt werden!«, so fasst Kurt Tucholsky die Essenz des künstlerischen Schaffens zusammen. Doch welchen Regeln folgen ästhetische Phänomene? Welche Muster zeigen sich bei der Produktion, Präsentation, Rezeption und Interpretation von Kunstwerken? Welche Rolle spielen diese Regeln als ästhetische Stilmittel und bei der Anerkennung eines Kunstwerkes als ein solches? Und was passiert, wenn das innere Regelwerk der Kunst mit einem anderen in Konflikt gerät oder Kunstwerke gegen geltende Rechte verstoßen? Grundsätzliche Bedeutung für die Annäherung an solche Gesetze der Kunst können Kategorien wie Recht, Ideologie, Ritual und Inszenierung besitzen. Diese sind multiperspektivisch und interdisziplinär einsetzbar, je nach gewähltem Forschungsgegenstand ‚verschiebbar‘ und sollen bei der Ausrichtung und Fragestellung der Untersuchungsgegenstände helfen.

Ideologien, Rituale und Inszenierungen sind Strategien zur Herstellung einer Verbindung zwischen Individuen und Gemeinschaften als Adressaten einer allgemeinen Codes. Verweisen Ideologien auf die autoritäre Diktion politisch, religiös und ästhetische grundierte Weltbilder, sind Inszenierungen in diesem Zusammenhang als Legitimierungsstrategien zu bewerten, die nicht selten auf die kollektiv-bindende Kraft ritueller Handlungmuster zurückzugreifen. Als gewohnheitsmäßige, in ihrer Form festgelegte, theatral inszenierte und performative Handlungsmuster bündeln Rituale Emotionen. Sie greifen auf Requisiten, Instrumente und Körper zurück und sind an den Moment, den Raum und die Zeit ihrer Inszenierung gebunden. In ihrer Mischung aus Genauigkeit und Wiederholung ähneln sie einem Theaterstück, das bei jeder Aufführung neu interpretiert werden kann. Oft synonym gesetzt mit Begriffen, wie Gewohnheit, Konvention oder Routine, sind Rituale doch das eigentliche Gegenteil: Sie unterbrechen den normalen Ablauf und erzeugen eine Differenz zu Alltagspraktiken. In diesem allgemeinen Sinn sind Rituale als rhetorische Zeichen in der Grammatik der Kunst lesbar.

Aus juristsicher Perspektive wird Kunst durch das Urheberrecht und Persönlichkeitsrecht geregelt. Unter zahlreichen Regimen wird Kunst durch Zensur eingeschränkt. Wie an dem inzwischen zum internationalen Medienereignis avancierten Fall der russischen Gruppe Pussy Riot deutlich wird, können Kunstwerke als blasphemische eingestuft und die Künsterlinnen vor Gericht gestellt werden. In diesem Fallen treffen das Gesetzt und die Kunst direkt aufeinander und stellt sich die Frage, in welches Wechselverhältnis Recht, Religion, Politik und das Kunstwerk treten.

Das Symposium spricht vor allem Promovierende aller kunstwissenschaftlichen Fächer (Film-, Musik-, Theater-, Kultur- und Kunstwissenschaft) an, ist aber im Sinne des interdisziplinären Gedanken des Promotionsprogramms ProArt auch offen für verwandten Diskurse und Anschlüsse. Themenvorschläge
für einen 20-minütigen Vortrag in deutscher oder englischer Sprache sind als Abstract von max. 400 Wörtern in Form eines Word-Dokuments und mit einem tabellarischen Lebenslauf bis spätestens 10. Februar 2013 einzureichen unter: kunstgesetze@lrz.uni-muenchen.de

Weitere Informationen zum Symposium und Fragestellungen für die Abstracts finden Sie hier.

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