Call for Papers

Call for Papers: Tagung: »NS-Kunst«? »Nachkriegskunst«? Kontinuitäten und Brüche in den Künstlerbiographien 1937/38 bis 1955, am 24. und 25. November 2017 in Berlin

Die Verflechtung von Künstlern mit dem Nationalsozialismus wird in der Regel in Zusammenhang mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges betrachtet. Jedoch: nicht selten können Kontinuitäten zwischen dem Wirken in der Weimarer Republik, im NS-Staat und sodann im geteilten Deutschland entdeckt werden. Diesen Biografien zwischen Bruch und Kontinuität will sich die Tagung widmen. Einsendeschluss für Abstracts: 1. September 2017.

Lange Zeit wurden die Zäsuren »des NS-Staats« von 1933 und 1945 als Grenzen für geschichts- und kunstwissenschaftliche Fragestellungen gesetzt. Die jüngere Forschung zum Thema »Künstler im Nationalsozialismus« zeigte jedoch, dass die Künstlerbiographien längere Entwicklungsverläufe aufweisen, die über die politischen Systemwechsel hinweg reichen und diesen nur in Teilen unterworfen waren.

Die neue Tagung fragt nun spezifischer nach Kontinuitäten und Brüchen zwischen der zweiten Phase der nationalsozialistischen Kulturpolitik um 1937/38, dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus 1945 und der Nachkriegszeit bis um 1955. 1937 war das Schlüsseljahr der »radikalen« Einschreibung von Grenzen einer national sowie „arisch“ definierten »deutschen Kunst«, die durch die beiden Ausstellungen in München markiert wurden: der ersten »Großen Deutschen Kunstausstellung« (GDK) und der Komplementärausstellung, die die angeblich »Entartete Kunst« davon abgrenzen sollte. Damit waren die kunstpolitischen Ziele der »Säuberung« klarer markiert und die stigmatisierten Künstler wurden aus dem staatlichen Kunstbetrieb entfernt. Demgegenüber richteten sich nach 1945 die Bemühungen um »Entnazifizierung« darauf, einen personellen Bruch zur NS-Kunst durchzusetzen und eine demokratische »Nachkriegskunst« zu ermöglichen. Politische Aufladungen der künstlerischen Arbeitsweisen und Geschmackswandel überlagerten einander bis etwa 1955. Ein Schwerpunkt unseres Erkenntnisinteresses kreist um die »NS-Belastungen« und um Umgangsweisen damit nach 1945.

Einen Focus bildet die für die NS-Kunstpolitik bedeutsame Berliner Kunsthochschule. Nach 1945 stellte zunächst die Berufung von „verfemten“ Künstlern der modernistischen Entwicklung zwischen 1905/10 und den dreißiger Jahren eine Wiedergutmachung (Karl Hofer, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff) dar. Der pluralistische Neubeginn wurde jedoch schon um 1950 durch Freund-Feind-Stereotypen unterbrochen, Heinrich Ehmsen, Gustav Seitz und andere wiederum zum Wechsel zwischen West und Ost genötigt.

Die Tagung ist somit darauf gerichtet, Kontinuitäten, Brüche, aber auch Ambivalenzen der Protagonisten dieser Zeitgenossenschaft anhand ihrer Handlungsspielräume über die Zäsur von 1945 hinweg empirisch zu klären. Mit dem Ansatz einer empirischen Kulturgeschichte, die kunst- und politikgeschichtliche Dimensionen gleichermaßen umfasst, können mythische Narrative aus der Nachkriegszeit dekonstruiert werden.

Einsendeschluss für Abstracts: 1. September 2017.

Kontakt:
Prof. Dr. Wolfgang Ruppert
kulturgeschichte.wr@t-online.de

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