Call for Papers

Call for Papers: Tagung: Nichts Neues Schaffen. Perspektiven auf die treue Kopie 1300-1900, vom 26. bis 28. Juni 2014 in Hannover

Eine Tagung im Schloss Herrenhausen möchte den Blick auf die Kopie in der Kunst lenken. Diese ist weit mehr als nur eine Verfremdung oder Annäherung an ein Original. Auch ihre negative Konnotation im allgemeinen Sprachgebrauch greift zu kurz. Sie erfordert eigene kunsttheoretische und kunsthistorische, aber auch museumspraktische Ansätze. Diese und mehr Fragen dürfen diskutiert werden. Einsendeschluss für Abstracts: 20. Januar 2014

Bis vor wenigen Jahren erfuhr das Phänomen der Kopie in der kunstgeschichtlichen Forschung nur begrenztes Interesse: Form- und inhaltsverwandte „Versionen“ von „Werken“ wurden meistens in Fußnoten abgehandelt und fanden in der konkreten Museumspraxis ihren Platz im Depot oder in nachrangiger Garnitur. Demgegenüber ist in den letzten Jahren eine „Renaissance der Kopie“ zu beobachten. Angeregt durch medientheoretische Diskurse sowie kultur- und sozialgeschichtliche Theorien der Transformation wird die Kopie zunehmend aus ihrem kunsthistorischen Schattendasein geholt und unter sinnverwandten Begriffen wie Zitat, Variation, Transfermedium und Multiple schlaglichtartig beleuchtet.

Interessanterweise liegt hierbei jedoch der Fokus nach wie vor schwerpunktmäßig auf den Eigenschaften, die eine Kopie als anders, abweichend und somit „neu“ gegenüber dem vermeintlichen Original herausstellen. Doch diese Betonung von innovativen Eigenleistungen im Wiederholungsprozess, von Originalitäts- und Autorschaftsansprüchen in Bezug auf Neu-Nachgeahmtes, bedeutet, dass der Untersuchungsgegenstand letztlich immer noch an dem gemessen wird, was er im Kern nicht ist. Die bewusste Annäherung an ein gemaltes, gezeichnetes, gedrucktes oder skulptiertes Vorbild und dessen möglichst genaue Wiedergabe (in einem anderen oder im gleichen Medium) gerät auf diese Weise aus dem Fokus. Erst die Erkenntnis, dass künstlerische Freiheit und erfinderische Eigenständigkeit als Maßstäbe für die ästhetische und kunstwissenschaftliche Bewertung treuer Kopien zu kurz greifen, öffnet den Blick für die ihnen eigenen Qualitäten.

Ziel der für den 26.-28. Juni 2014 geplanten Tagung ist deshalb, die im Grunde konstitutiven – im heutigen Sprachgebrauch z.T. negativ konnotierten – Eigenschaften der treuen Kopie, wie Ähnlichkeit, Genauigkeit und Abhängigkeit möglichst vorurteilsfrei auf ihre spezifischen Qualitätsmerkmale hin zu untersuchen. Mit frischem Blick auf die treue Kopie sollen zudem in der Diskussion Ideen für ihre zukünftige Bearbeitung und Präsentation im musealen Kontext sowie in der universitären Forschung entwickelt werden.

Das Themenspektrum kann z.B. folgende Schwerpunkte beinhalten
- die treue Kopie in Museumspraxis und Restaurierung
- historische Konzepte von Treue und Ähnlichkeit, z.B. in kunsttheoretischen Schriften
- die Funktion der treuen Kopie in Werkprozessen und Künstlerausbildung
- treue Kopien mit Ziel von Austauschbarkeit und Ersatz
- treue Kopien zu Zwecken von Bildpropaganda und demonstrativem Rückbezug
- wahrnehmungsästhetische und psychologische Studien zur Rezeption von Bildtreue
- die treue Kopie als genderspezifisches Konzept
- die treue Kopie und Urheberrechtsfragen
- medientheoretische Ansätze zur Kopie vor 1900
- die Kultbildkopie aus kulturanthropologischer Perspektive

Interessierte ForscherInnen und NachwuchswissenschaftlerInnen bitten wir um die Einsendung eines kurzen Abstracts (max. 1800 Zeichen) für einen Vortrag (ca. 25 Minuten) an copyconference@gmail.com bis spätestens 20.1.2014.

Antonia Putzger, M.A. (TU Berlin)
Marion Heisterberg, M.A. (U Bonn)
Dr. Susanne Müller-Bechtel (TU Dresden)

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