Call for Papers

Call for Papers: Tagung: Preis(e) ohne Grenzen. Kunstmarkt an europäischen Höfen der Vormoderne, vom 2. bis 4. April 2014 in Wolfenbüttel

Die Tagung »Preis(e) ohne Grenzen. Kunstmarkt an europäischen Höfen der Vormoderne« will der Frage nachgehen, welche Rolle die europäischen Höfe für die Kunstpreise der Vormoderne hatten. Einsendeschluss für Abstracts in deutscher oder englischer Sprache: 31. August 2013

Der Preis eines Kunstwerks war in Spätmittelalter und Früher Neuzeit Ergebnis eines diffizilen und mehrschichtigen Aushandlungsprozesses zwischen Herstellern, Agenten und Kunden: Einerseits bestimmten der Materialwert, die Größe des Werks, der Aufwand an Mitarbeitern und Zeit sowie eine gattungsabhängige Wert- und Bedeutungszuweisung den Preis, andererseits entwickelte sich ein spezifischer »Kunstwert«, dessen Anteil an der Preisfindung für Kunstwerke sich zwischen ca. 1500 und 1800 stetig vergrößerte. Dieser Kunstwert fand seinen Ausdruck in schwer bezifferbaren, da originär ästhetischen Kategorien wie dem Rang und dem Genius des Künstlers sowie der künstlerischen Qualität des Werks. Es besteht somit die Frage, in welcher Weise und mit welchen Argumenten dieser Aushandlungsprozess geführt wurde und welche Akteure Einfluss nehmen konnten.

Nachdem im Frühjahr 2012 die Tagung »Preisbildung auf städtischen Kunstmärkten des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit« an der Schwabenakademie Irsee dieser Frage aus einem Blickwinkel nachging, der auf einen dezidiert städtischen Kontext hin ausgerichtet war, stehen in dem geplanten Arbeitsgespräch die Rolle und die Funktion der europäischen Höfe und ihrer unterschiedlichen Akteure bei der Aushandlung von Kunstpreisen im Mittelpunkt des Interesses. Anhand von Fallstudien soll das Feld aus der Perspektive verschiedener Disziplinen, primär der Kunstgeschichte, der Geschichtswissenschaft, der Musikwissenschaft sowie der Philologien abgesteckt und aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden:

- Welchen Stellenwert hatte die Konkurrenz verschiedener Höfe um seltenes Kunstgut? Welches Potential zur Steigerung höfischer Repräsentation war dieser Konkurrenzsituation inhärent?

- Wie nutzten Künstler und/oder deren Agenten diese Rivalität zur Erlangung höherer Preise?

- In welcher Weise hatten höfische Diskurse über Kunst Anteil an deren ideeller wie materieller Wertschätzung?

- Inwiefern bedingten sich höfischer Kunstdiskurs, die Komplexität und Kunstfertigkeit des Werks sowie die Höhe des dafür bezahlten Preises wechselseitig? Lassen sich hier Ansätze für einen Entwicklungsprozess beobachten?

- Waren in verschiedenen Medien und Gattungen angesiedelte Kunstwerke Produkte eines spezifisch höfischen Überbietungsprozesses und beförderte dies wiederum in besonderem Maße eine zunftübergreifende Zusammenarbeit der Künstler?

- Hatte die zunehmende Professionalisierung der höfischen Festkultur im Laufe des 17. Jahrhunderts Einfluss auf die bildende Kunst im Sinne einer normierenden Einordnung von Produkten und Preisen? Wie lässt sich die höfische ephemere Kunst in die Debatte einbetten?

- Sind bei unterschiedlichen Gattungen wie Kunsthandwerk, Malerei und Skulptur unterschiedliche Tendenzen der Kunstpreisbildung zu erkennen?

- Sind die Mechanismen der Preisgestaltung bei mobilen wie auch immobilen (z. B. Schlossausstattungen) Kunstwerken ähnlich?

- Welche Quellen können für diese Fragen herangezogen werden? Wie sind zum Beispiel in Inventaren enthaltene Schätzpreise zu verstehen?

- Wie ist die Entlohnung von Künstlern mit „Kunstgeschenken“ im Rahmen der Mechanismen der höfischen Preisbildung aufzufassen?

Für das Arbeitsgespräch können Vortragsthemen von ca. 30 Minuten vorgeschlagen werden, die auf der Grundlage von Einzelstudien Ansätze zu einer übergreifenden, systematisierenden Betrachtung der Thematik darbieten. Geschenkpraxis und Diplomatie sollen hingegen nicht im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen. Die Veröffentlichung der Tagungsbeiträge ist vorgesehen.

Vorschläge für Vorträge auf Deutsch oder Englisch können bis zum 31. August 2013 als Abstracts (ca. 2.000 Zeichen) mit kurzem Lebenslauf und ggf. eine Auswahl einschlägiger Publikationen gesendet werden an: tacke@uni-trier.de

Kontakt:

Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke
Lehrstuhl für Kunstgeschichte
Universität Trier
54286 Trier
Mail: tacke@uni-trier.de

Dr. Michael Wenzel
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Postfach 1364
38299 Wolfenbüttel
Mail: mwenzel@hab.de

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