Call for Papers

Call for Papers: Tagung: Streit ums Denkmal. Theorie und Praxis des Monuments in Deutschland und Österreich seit 1945, vom 7. bis 9. Juni 2012 in Paris

In wenigen Ländern hat sich die Frage nach dem Denkmal als Medium historischer Erinnerung mit solcher Schärfe und Virulenz gestellt wie in Deutschland und Österreich. Die interdisziplinäre Tagung möchte die Reflexion über Monumentalität und Monumentalisierung im spezifischen Falle der beiden Länder seit 1945 untersuchen. Einsendeschluss für Abstracts: 15. Januar 2012

Bereits um die Jahrhundertwende wurde in Deutschland und Österreich intensiv über "Patrimonialisierung", Denkmalkult und Denkmalschutz und somit über den künstlerischen und memoriellen Wert von Monumenten nachgedacht. Monumente - seien es bewusst intendierte oder ungewollt gewordene - zeichneten sich dabei zumeist durch einen positiv bestimmten Erinnerungswert aus. Es kam zu diesem Zeitpunkt bereits erste Kritik an einer veritablen "Denkmalflut" auf, an einer nie gekannten Konjunktur der Memorialkultur, wie sie schließlich in den zahllosen Gefallenendenkmälern des Ersten Weltkriegs gipfelte.

Nach 1945 verschärften sich gerade in den beiden deutschsprachigen Ländern, als Ländern der Täter, die politischen Implikationen solcher Monumentalisierungsprozesse. An die Stelle einer affirmativ nationalen Bestimmung trat nun die Polarität von Zerstörung und Wiederaufbau, Präsenz und Absenz, Verschweigen und Aufzeigen. Es kristallisieren sich nicht nur zahlreiche Debatten im Streit um die Monumente, die Artefakte werden vielmehr selbst zum Ausgangspunkt zentraler gesellschaftlicher Kontroversen. Von der Notwendigkeit, die Erinnerung an die Shoah wach zu halten, über die Suche nach adäquaten Umgangsformen in Bezug auf die Überreste der nationalsozialistischen Ära, die heftigen Debatten um das Schicksal der Monumente der DDR, die jüngsten Polemiken um monumentale Rekonstruktionsprojekte bis hin zu aktuellen Entwicklungen der „public art“ stellt sich immer neu die Frage, was ein Monument, seine Realisierung, Rekonstruktion oder Zerstörung, "sagen" oder "nicht sagen", "tun" oder "nicht tun" kann, und welche Rolle in diesem Zusammenhang seiner spezifischen künstlerischen Form und Materialität zukommt.

Die interdisziplinäre Tagung, die im Rahmen des Projekts «Monument Nonument. Politique de l’image mémorielle, esthétique de la mémoire matérielle» am Collège International de Philosophie (Paris) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forum für Kunstgeschichte (Paris) und dem Centre d’études et de recherches sur l’espace germanophone (CEREG, Université Sorbonne- Nouvelle – Paris 3) organisiert wird, möchte die Reflexion über Monumentalität und Monumentalisierung im spezifischen Falle Deutschlands und Österreichs seit 1945 untersuchen. Kann man angesichts dieser neuen Situationen, Bedeutungen und Bedingungen eine aktuelle Bestimmung des Begriffs Monument versuchen? Wie greifen künstlerische Praxis und Theoriebildung dabei ineinander? Willkommen sind sowohl Beiträge über ein spezifisches Monument, Umgangsformen und Rezeption von Monumenten, so wie Denkmaldebatten.

Bewerbungen bitte mit Abstract (maximal 500 Wörter) an Céline Trautmann-Waller: celine.trautmann-waller@univ-paris3.fr. Tagungssprachen sind Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch.

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