Call for Papers

Call for Papers: Temporäre Kunstzentren - Ephemere Ereignisse und ihre Wirkung auf die Kunst der Vormoderne, vom 20. bis 22. März 2015 in Irsee

Auch die Kunst wird heute immer mobiler und macht verschiedenste Orte zu temporären Kunstzentren. Doch so neu ist das gar nicht: Bereits in Mittelalter und Früher Neuzeit nahmen ephemere Kunstorte eine große Rolle ein und zogen Künstler wie Kunstliebhaber und Mäzene an. Die Tagung möchte den Blick auf die Mechanismen dieser temporären Orte der Kunst richten. Einsendeschluss für Abstracts: 31. August 2014.

Beim modernen Kunstbetrieb können Ausstellungsorte oder Kunstmessen zu temporäre Kunstzentren werden, die die Unterscheidung zwischen Zentrum und Peripherie in einen völlig neuen Rahmen stellen. Überwunden ist zudem die über Generationen gewachsene Stellung von Kunstzentren – wie Rom oder später Paris – die zu besuchen quasi zum Kanon eines Künstlerlebens gehörte. In Vergessenheit geraten ist, dass neben den gewachsenen Kunstzentren im Mittelalter und der Frühen Neuzeit es vor allem temporäre Ereignisse waren, die die Auftraggeber und Künstler aus Nah und Fern zeitweise an einem Ort zusammenführten. Und diese Orte wechselten ständig und ihnen wuchs zeitweise eine regionale, nationale oder europäische Bedeutung zu. Denn der Aufenthaltsort des Herrschers – hier weiter gefasst für jede Form der Amtsausübung – bestimmte den Mittelpunkt, zu dem man reiste. Vor dem Hintergrund der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reiseherrschaft wechselten diese Itinerarorte, bis es zu der Herausbildung fester Residenzen kam. Die Tagung will die Auswirkungen derartiger temporärer Zentren auf die Künste untersuchen.

Vielfache Perspektivwechsel sind dabei gewollt: Beispielsweise einmal vom Austragungsort den Blick auf die Kommenden zurichten und umgekehrt, die Erfahrungen der Angereisten zu untersuchen. Und, dieser kann sowohl aus der Perspektive der Auftraggeber, Käufer wie von der der Künstler erfolgen. Es geht aber auch um vielfältige Transferprozesse, seien es technische, intellektuelle oder stilistische. Wie war die geographische Verbreitung des Kunstwissens, welches von einem solchen temporären Kunstzentrum ausging. Wie war die Stahlkraft des Neuen, wie konnten sich regionale Produkte (Kunstwerke) behaupten? Welches Produktbewusstsein gab es, wie war demnach das „Einkaufverhalten“ der angereisten fürstlichen Gäste?

Kunsttopographische Kategorien sind mit der Mobilität von Künstlern in Beziehung zu setzen. Der Definition des „Wanderkünstlers“ muss ein weiterer Aspekt hinzugefügt werden, der nämlich des „Kongresskünstlers“, der von einer Großveranstaltung zur anderen reiste, um sein Können und mitgeführte Kunstwerke anzubieten. Bei einer monographischen Bearbeitung von Künstler und Werk ist in Hinblick auf die kunstwissenschaftliche Methode der Ikonographie verstärkt darauf zu achten, dass Kongressorte Katalysatoren des künstlerischen Austausches waren, diese eine zusätzliche Inspirationsquelle für die ortsansässigen wie angereisten Künstler darstellen, die Kunst anderer Regionen und Länder kennenzulernen. Für den Stiltransfer können Vermittlungswege aufgezeigt werden.

Ein weiterer Fragekomplex betrifft die zeitgenössische Vorstellung von den ortstypischen Produkten. In welchem Ruf standen die Kunstzentren Europas? Die zu untersuchenden Produktionsfelder sollten dabei weit gefasst sein und neben dem klassischen kunstwissenschaftlichen Gattungskanon auch Erzeugnisse der Metallverarbeitung (Waffen, Alltagsgegenstände), des künstlerischen Metallgusses (Epitaphien, Brunnen, Medaillen), Gold- und Silberarbeiten, Feinmechanica (wissenschaftliche Instrumente, Uhren), Druckerzeugnisse (Bücher, Geographica), Musikinstrumente, Textiles und weiteres mehr behandeln.

Kontakt / Bewerbungen:

Abstracts: für bislang unpublizierte Beiträge (max. 2.000 Zeichen incl. Leerzeichen) können in deutscher oder englischer Sprache zusammen mit einem kurzen Lebenslauf und gegebenenfalls einer Auswahl einschlägiger Publikationen bis zum 31. August 2014 gesendet werden an:

Dr. Birgit Ulrike Münch M.A. (Universität Trier)
kfi@uni-trier.de

          

Das Kunsthistorisches Forum Irsee ist eine Kooperation zwischen der Schwabenakademie Irsee (Dr. Markwart Herzog, Dr. Sylvia Heudecker) und artifex (Dr. Birgit Ulrike Münch M.A., Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke; Universität Trier). Das 2012 gegründete Kunsthistorische Forum Irsee konzipiert jährlich Frühjahrsakademien. Diese Tagungen widmen sich in den nächsten Jahren dem Forschungsfeld „Künstler und Gesellschaft“.

Das Kunsthistorische Forum Irsee bietet einen inner- wie interdisziplinären Forschungsrahmen. Es zielt darauf, genuin kunsthistorische Forschungsansätze mit sämtlichen Disziplinen, Methoden und Fragestellungen der (historischen) Kulturwissenschaften zu verbinden. Zu einem spezifischen Thema wird jährlich in einem Call for Papers um Beitragsvorschläge gebeten. Der wissenschaftliche Nachwuchs, das heißt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Promotionsphase und der Post-doc-Phase, soll dabei in hohem Maß einbezogen werden. Das Forum verfolgt zugleich das Ziel, Themen wissenschaftlich aufzubereiten, die aktuell in der Gesellschaft diskutiert werden, um innovative wissenschaftliche Ansätze in die Öffentlichkeit zu bringen.

Die Ergebnisse einer Frühjahrsakademie sollen jeweils in einem Tagungsband im Michael Imhof Verlag (Petersberg) veröffentlicht und auf der jeweils folgenden Frühjahrsakademie präsentiert werden.

In the modern art business, places of exhibitions or art fairs can become temporary art centres which place the difference between centre and periphery in a completely new perspective. In addition, the status of art centres established over generations such as Rome or later Paris, mandatory in an artist’s life, belongs to the past. It has been forgotten that along with the art centres which evolved in the Middle Ages and the Early Modern Era it was primarily the temporary events that brought patrons and artists from near and far together in one place for a certain time. And these places constantly changed and became significant for a certain period as regional, national or European centres. It was the residence of the ruler – to be understood here in a wider context as every form of the exercise of power – which determined the centre to which the artists and patrons came. During the era of medieval and early modern traveling sovereigns, these residences changed according to the itinerary until finally fixed residences became established. The conference will examine the effects of such temporary centres on the arts.

Manifold changes in perspective are intended: For example, taking a look from the starting venue to the coming venue, then, from the other direction, as well as examining the experiences of those attending. And this examination can be conducted from the perspective of the patron, of the buyer as well as from that of the artist. The aim is to look at the numerous transfer processes, be they technical, intellectual or stylistic. How did the knowledge of art radiating from such a temporary art centre spread geographically? What was the appeal of the new; how could regional creations (works of art) assert themselves? What product awareness existed; what were thus the “buying habits” of the participating princely guests?

One aim is to relate categories of both art and topography to the mobility of the artists. A further aspect must be added to the definition of the “traveling artist”, namely, the “conference artist” who travelled from one grand event to the other to offer both his mastery as well as the art works he brought with him. It is extremely important that the monographs on the artists and their works be analysed from the scholarly method of iconography, that the artistic conferences were catalysts of artistic exchange and represented an additional source of inspiration for the local people as well as for the participating artists to become acquainted with the art of other regions and countries. The monographs can show the paths and means of transferring artistic style.

A further set of questions concerns the contemporary idea of the artistic expressions typical of a particular place. What was the reputation of the art centres in Europe? The production fields to be examined are to be wide ranging and also treat along with the classical canon of artistic genres products from metal working (weapons, everyday objects), artistic works of cast metal (epitaphs, fountains, medallions), gold and silver work, fine mechanics (scientific instruments, clocks), printed works (books, geographical works), music instruments, textiles etc.

Contact / applications

Abstracts for as yet unpublished articles (a maximum of 2,000 characters, including spaces) may be submitted together with a brief CV and a possible selection of relevant publications in German or English by 31 August 2014 to:

Dr. Birgit Ulrike Münch M.A. (Universität Trier)
kfi@uni-trier.de


The Irsee Art History Forum will be conducted in cooperation with the Schwaben Academy Irsee (Dr. Markwart Herzog, Dr. Sylvia Heudecker) and artifex (Dr. Birgit Ulrike Münch, Dr. Dr. Andreas Tacke, Professor, both of the University of Trier).

Founded in 2013, the Irsee Art History Forum organises annual conferences (Spring Academies) devoted to a multi-facetted topic complex of research on art history, to be conducted over several years. The first segment concerns the research area “the artist and society”. As an intra- and interdisciplinary forum, it combines research approaches to art history in particular with all other disciplines, methods and questions of (historical) cultural scholarship. Calls for papers on specific topics are tendered annually, with a high percentage of young academics being drafted, that is, academics in the doctoral phase as well as the post-doctoral phase. Moreover, the forum aims to develop academic topics which are currently being discussed in society; it wishes to be open to a wider audience and to convey to the public innovative scholarly approaches to conveying scholarly knowledge. Along with holding the annual Spring Academies, we have set a goal to always publish the conference results soon after the conferences.

The publication is to be presented in the respective following year; the series will appear in the Michael Imhof Publishing Company (Petersberg).

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