Call for Papers

Call for Papers: Wissenschaft im Museum - Ausstellung im Labor. Abgabeschluss ist der 15. Juni

Gemeinsame Tagung des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung, Berlin und dem Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft, Universität Tübingen, am 08. und 09. April 2010.

Das Wissenschaftsmuseum wird gemeinhin als ein Ort anerkannt, an dem Geschichte und aktuelle Aspekte der (Natur-)Wissenschaften behandelt und in Dauerpräsentationen und Wechselausstellungen dargeboten werden. Prominente Beispiele sind das Deutsche Museum in München, das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden oder das Science Museum in London. Daneben sind seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche Museen aufgebaut worden, die in direktem Zusammenhang mit einem bestimmten, meist durch seine Forschungen bekannten Wissenschaftler stehen wie das Darwin-Museum in Moskau, das Freud Museum in London, das Roentgen-Museum in Remscheid, das Pathologische Museum in Berlin, oder das Phyletische Museum in Jena. Ein genauer Blick auf diese Häuser zeigt, dass es hier feine, aber wichtige Unterschiede gibt: Zum einen handelt es sich um Museen, die in Gedenken an Wissenschaftler eingerichtet wurden und nicht selten ihre Wohn- und Arbeitsräume zum Ausgangspunkt musealer Präsentationen nehmen. Daneben existieren solche Museen, die dezidiert die Arbeiten und Entdeckungen von Wissenschaftlern zum Ausgangspunkt nehmen, gleichzeitig aber auch versuchen ihre Theorien in aktuelle Bezüge zu stellen. Schließlich ist eine dritte Kategorie zu benennen, in der Ausstellungen von Wissenschaftlern selbst aktiv betrieben, begründet und eingerichtet wurden. Diese drei Kategorien sollen vergleichend in den Blick genommen werden.

Wurde in den letzten Jahren vermehrt das Augenmerk darauf gerichtet, welchen zentralen Stellenwert Museen in der geistes-, wie naturwissenschaftlichen Forschungslandschaft besitzen, soll die geplante Tagung die Perspektive verkehren und danach fragen, welche Präsentationspraktiken aus den Museen und Ausstellungen in die Wissenschaftsräume diffundierten. Kurz gesagt: Neben die Forschung im Museum tritt die Ausstellung im Labor. Als prominentes Beispiel kann der Ausstellungsraum Vladimir Bechterevs angesehen werden, der Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem psycho-physiologischen Labor in Sankt Petersburg ein ganzes Stockwerk der Ausstellung seiner Apparate und Versuchsaufbauten widmete. Aber auch das Phyletische Museum in Jena entstand in enger Verknüpfung mit den Darstellungspraktiken und Arbeitsweisen des Biologen Ernst Haeckel. In welchem Verhältnis stehen solche Ausstellungsräume zu den an den Universitäten üblichen Lehrmittelsammlungen? Welche gemeinsamen Praktiken wie etwa der Modellbau wurden gepflegt?

Ein Schwerpunkt der Tagung soll auf der Differenz zwischen Arbeitspraxis und Ausstellungspraxis liegen. These ist, dass der Gegenverkehr von Praktiken zwischen Museum und Labor nicht nur auf der Ebene der Repräsentation stattfindet, sondern ebenso auf der Ebene der Wissensproduktion. Das Ausstellen von wissenschaftlichen Objekten ist genauso historischen Wandlungen unterworfen, wie die wissenschaftlichen Objekte selbst. Mehr noch - das Ausstellen von Wissen ist nicht als Repräsentation von diesem Wissen unterscheidbar. Es ist Teil seiner Produktion.

Die Tagung wird die Darstellung, Ausstellung und Musealisierung von wissenschaftlichen Objekten in seiner historischen wie aktuellen Dimension herausarbeiten. Während der erste Schwerpunkt der Tagung die "Ausstellung im Labor" thematisiert, soll der zweite Schwerpunkt den Auswirkungen einer "longue durée" der Präsentationspraktiken gewidmet werden, die auch heute noch unseren Wissenschaftsalltag bestimmen. Wieviel Museum steckt in der Wissenschaft?

Titel und Abstract bitte bis 15. Juni an:

Margarete Vöhringer
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Schützenstrasse 18
10117 Berlin
voehringer@zfl.gwz-berlin.de

Anke te Heesen
Luswig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft
Universität Tübingen - Schloss
Burgsteige 11
72070 Tübingen
anke.te-heesen@uni-tuebingen.de

 

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