Call for Papers

Call for Papers: Workshop: Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung, vom 28. bis 30. September 2017 in Göttingen

Die Zentrale Kustodie der Georg-August-Universität Göttingen veranstaltet im September 2017 den zweiten Workshop der Reihe »Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung«. Dieser steht unter dem Titel »Fernsicht, Nahsicht, Durchsicht: Instrumente der Sichtbarmachung in der wissenschaftlichen Praxis« und richtet sich an Nachwuchswissenschaftler_innen. Einsendeschluss für Abstracts: 1. Juli 2017.

Vom 28. bis 30. September 2017 organisiert die Zentrale Kustodie der Georg-August-Universität Göttingen den zweiten Workshop der Reihe »Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung«. Die von der VolkswagenStiftung geförderte fünfteilige Reihe wurde von der Koordinierungsstelle gemeinsam mit der Gesellschaft für Universitätssammlungen e.V. ins Leben gerufen. Das »Junge Forum« bietet Nachwuchswissenschaftler_innen die Möglichkeit, sich fächerübergreifend miteinander zu vernetzen und Fragen der objektbasierten Forschung insbesondere in wissenschaftlichen Sammlungen zu reflektieren.

Zum diesjährigen Workshop in Göttingen sind Doktorand_innen eingeladen, die ihre Projekte unter folgendem thematischen Schwerpunkt vorstellen möchten:

Die Arbeit mit Instrumenten erscheint auf den ersten Blick unkompliziert. Mikroskope führen vor Augen, was man mit dem bloßen Sehsinn nicht erfassen kann. Entfernte Gegenstände erscheinen mit den geeigneten Instrumenten sehr nahe. Röntgenapparate oder MRT-Scanner machen Opakes durchsichtig sowie innere Strukturen und Zusammenhänge beobachtbar und einsichtig. Modelle veranschaulichen komplexe und nur schwer greifbare Zusammenhänge. Dennoch – darauf haben besonders wissenschaftshistorische Arbeiten der letzten Jahrzehnte aufmerksam gemacht – ist die Nutzung von und die Arbeit mit Instrumenten und Modellen, die in vielen Wissenschaften besonders seit dem 19. Jahrhundert an die Stelle einer direkten Beobachtung getreten sind, alles andere als voraussetzungslos. So muss nicht nur ihr Gebrauch erst erlernt werden. Ebenso ist ihre Verwendung eingebettet in fach- sowie ortsspezifische Praktiken, die sich historisch ausgebildet und institutionell stabilisiert haben – Praktiken, mit denen man sich jedoch im Prozess der Forschung nur selten reflexiv auseinandersetzt. Aber nicht nur die richtige Handhabung und Bedienung von wissenschaftlichen Apparaten und Instrumenten ist kein einfaches ‚push-the-button-business‘. Auch das, was mit ihrer Hilfe an Bildern und Visualisierungen produziert wird, liegt jenseits eines intuitiven Verständnisses. Neben einer je spezifischen Bildsprache, die erst erlernt und entschlüsselt werden muss, sind technische Bilder und Modelle eingebettet in disziplinäre Abbildungskonventionen, Bildtraditionen und (lokale) Standards. Apparate, Instrumente und die von ihnen produzierten Visualisierungen sind damit weit mehr als bloße Nullleiter, die die natürliche Welt in eine neutrale Bildsprache überführen.

Das »Junge Forum« möchte zu einer Vergegenwärtigung von und Reflexion über solche impliziten Praktiken mit Instrumenten und technischen Bildern bzw. Modellen beitragen. Dabei werden Nachwuchswissenschaftler_innen aus den Natur- und Lebenswissenschaften mit Nachwuchswissenschaftler_innen aus den (historischen) Kultur- und Sozialwissenschaften (Wissenschaftsgeschichte und -forschung, Kulturanthropologie, Kunst- und Bildwissenschaften, Ethnologie und Soziologie) in einen produktiven Dialog treten. So sind auf der einen Seite Promovierende der Natur- und Lebenswissenschaften eingeladen, im Sinne eines Werkstattberichts aus ihrer alltäglichen Forschungspraxis zu berichten: Welche Rolle spielen die Apparate innerhalb der jeweiligen Forschung? Welche Entscheidungen, Operationsschritte und Eingriffe sind nötig, um die Apparate und Instrumente in Gang zu bringen und am Laufen zu halten? Welche Routinen und unhinterfragten Regeln, aber auch welche Schwierigkeiten treten bei der Bedienung der Apparate auf? Wie lernt man, die Bilder und Visualisierungen, die mit den Apparaten gewonnen werden, zu deuten und sie mit anderen vergleichbar zu machen? Welche Stationen der Bildbearbeitung führen zum fertigen Bild, welche werden für eine Publikation ausgewählt und wie werden sie modifiziert?

Auf der anderen Seite sind Promovierende aus den Kultur- und Sozialwissenschaften eingeladen, Projekte vorzustellen, die sich aus einer theoretisch angeleiteten Position den (historischen) Praktiken des Instrumentenumgangs und der Interpretation technischer Bilder in den Wissenschaften widmen. Indem damit solche von einer Distanz des Untersuchenden gegenüber dem Untersuchungsgegenstand geprägten Analysen mit einer stärker involvierten Beschreibungsposition aus aktuellen naturwissenschaftlichen Forschungskontexten zusammengebracht werden, soll ein produktiver Erkenntnisvorgang in zwei Richtungen angestoßen werden: Zum einen können die Praxisberichte der Naturwissenschaftler_innen die historisch, soziologisch oder ethnographisch ausgerichteten Projekte der Kultur- und Sozialwissenschaftler_innen mit aktuellen Beispielen anreichern und damit den Blick auf die historischen Quellen oder die eigene Beobachtung verändern. Zum anderen profitieren die naturwissenschaftlichen Projekte von den kultur- und sozialwissenschaftlichen Analysen, indem die aktuelle Praxis in einen historischen Zusammenhang gebracht und in eine eher distanzierte Beschreibungs- und Beobachtungsposition eingebunden wird.

Um einen geeigneten Rahmen für einen möglichst konkreten Austausch zu schaffen und ein gemeinsames Gespräch zu ermöglichen, ist der Workshop in vier grobe Instrumentenkategorien gegliedert, die sich in vier Panels niederschlagen:

  • »Fernrohr usw.«, also solche Instrumente, mit denen man in die Ferne sehen kann,
  • »Mikroskop usw.«, also Instrumente, die kleine, mit dem bloßen Auge nicht erkennbare Einheiten und Phänomene sichtbar machen,
  • Instrumente der Durchleuchtung (Röntgen, CT, MRT usw.), also Instrumente, die einen Blick in das Innere ermöglichen sollen, und
  • dreidimensionale Modelle, also solche Objekte, die einen Sachverhalt oder eine Entität in einem anderen Material ausdrücken bzw. in ein anderes Medium übersetzen.

Jedem Panel ist ein_e Expert_in zugeordnet, der/die die Vorträge kommentiert. Danach werden sie im Plenum zur Diskussion gestellt.

Interessierte sind aufgefordert, ihr Forschungsthema in einem einseitigen Abstract für eine 20-minütige Präsentation darzulegen. Darin sollte die Verbindung zur thematischen Ausrichtung des diesjährigen Workshops explizit gemacht und der Bezug zu einem Panel verdeutlicht werden. Den Abstract schicken Sie bitte zusammen mit einem kurzen CV in Form einer PDF-Datei bis zum 1. Juli 2017 an: vogel@kustodie.uni-goettingen.de.

Es ist geplant, die Tagungsbeiträge elektronisch zu publizieren. Reise- und Übernachtungskosten werden erstattet.

Für Rückfragen steht Ihnen Christian Vogel (vogel@kustodie.uni-goettingen.de) gerne zur Verfügung.

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