Ausstellungsbesprechungen

Charles Matton: Boxen, Zeichnungen, Fotografien und Film/ Falko Bärenwald: BAUART, Kunstsammlung Jena, 12.12.2009 bis 21.02.2010

Nicht nur der Schnee feierte dieses Wochenende in Jena Premiere: In der Kunstsammlung werden deutschlandweit zum ersten Mal die Werke von Charles Matton ausgestellt, deren Faszination über Liebhaberei zu Miniaturwelten hinausgeht. Parallel dazu läuft die Ausstellung zu Falko Bärenwald, die nicht nur als Schluss des Bauhausjahres verstanden werden kann, sondern auch als Verbindung zu Matton. Denn zentrales Thema beider Schauen ist der Raum. Rowena Fuß war für PKG in Jena.

Vor dem Hintergrund des Bauhauses sucht der Architekt Falko Bärenwald eine Lösung mit der Natur. «Architektur ist nur schön, wenn sie natürlich schön ist», so der Baukünstler. Daher öffnet sich sein «Haus Fahrig» in Jena nicht nur dem Berg, an dem es liegt, sondern auch seinen Bewohnern durch eine in warmen Farben gehaltenen Fassade und einem offenen Raumkonzept, welches an Mies van der Rohe erinnert.
Gleichrangig neben der Architektur steht Bärenwalds bildnerisches Werk. Die Skulpturen halten den Griff in das Material oder den Zustand des Waltens und Wirkens fest. Ihr Bezug zur Architektur wird durch den sensitiven Umgang mit den entstehenden Binnenräumen sowie dem Farbauftrag auf ihren Außenwänden deutlich, der zum Teil die Wirkung der Form bestimmt. Bärenwalds abstrakte Malerei schließt sich dem an, ist jedoch besonders im grafischen Bereich feiner und flinker. Farben und Formen wirken in Bildern wie «2008» oder «2009-27» durcheinander. Mal verdichten sich die Striche in unterschiedlichen bunten Farben, mal sind sie vereinzelt auf den Malgrund verteilt. Und obenauf finden sich breite Pinsellinien, die die Dynamik der Bilder und das Spiel mit dem verfügbaren Raum nur allzu deutlich machen.

Charles Matton erschafft in seinen „Boxen“ hingegen Miniaturwelten. So wird der Betrachter in eigenwillige, gedachte Schöpfungen wie Freuds Arbeitszimmer, der Bibliothek zu Babel, dem Zimmer einer unordentlichen Frau oder einem Flaschenkeller entführt. Einige „Boxen“ arbeiten mit ausgeklügelten optischen Illusionen, die den Blick des Betrachters in abgründige Tiefen lenken. Von vielen dieser Boxen gibt es Fotografien, die die imaginäre Welt durch diese Form des Beweises real erscheinen lassen.
Für Matton waren die Räume Orte zur Aufbewahrung und Ablage seiner Erinnerungen. Zahllose Arbeiten beruhen auf realen Vorlagen. So dienten Fotos der Ateliers von Francis Bacon oder Alberto Giacometti als Grundlage für die Ausstattung der betreffenden Boxen. Der Philosoph Jean Baudrillard beschrieb sie anlässlich einer Vernissage in Paris als « Orte einer fast zwanghaften Vertrautheit, die im Augenschein der vielen Dinge immer aufs Neue geweckt und belebt wird.» So hat jede Box ihr eigenes Abenteuer, das auf den geneigten Besucher wartet.

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