Ausstellungsbesprechungen

China Design Now

»Made in China« ist nicht wirklich ein Verkaufsmagnet. Sofort assoziiert man dies mit billiger oder schlechter Qualität. Fühlt man sich doch bedeutend wohler, wenn da »Made in Germany« steht. Was für ein unglaublicher Wandel passierte nun, denn plötzlich heißt es »Designed in China«. Für viele noch unbegreiflich, denn Design und Mode kommen doch aus Paris oder Mailand, und nicht aus Shanghai oder Shenzhen, einer Stadt, deren Namen auszusprechen schon eine Herausforderung ist.

Die neue Ausstellung »China Design Now« im Victoria and Albert Museum führt uns in ein faszinierendes China, dessen Modedesigns mutig, Architektur innovativ und futuristisch und dessen Grafikdesigns eine Revolution startete, einen Aufbruch in ein neues China, das offen für globale Einflüsse ist und empfänglich für die Hoffnungen und Träume seiner neuen urbanen Mittelklasse.

 

Der Ursprung des Designs, sowie die Reise durch die Ausstellung, beginnt in Szenzhen, einer Stadt an der nördlichen Grenze Hongkongs. Vor ungefähr 30 Jahren war dies noch eine Ansammlung von Fischerdörfern. Heute ist es die jüngste und hippste Stadt Chinas mit 10 Millionen Einwohnern und einem Altersdurchschnitt von 27 Jahren. Hier liegen die Wurzeln des zeitgenössischen Grafikdesigns. Poster von Künstlern wie Wang Xu, der mit den beiden Werken »60th anniversary of Nagasaki und Hiroshima atomic bombing« nochmals auf die Geschichte aufmerksam macht oder Chen Xiongwei mit »He Ping-Peace«, welches die Botschaft »Frieden und nicht Krieg« trägt, zeigen, welchen Anspruch schlichte Poster stellen können. Diese jungen Pioniere starteten aufgrund ihres Wissens und ihrer Inspiration einen Dialog mit der westlichen Welt. Sie experimentierten mit neuen Technologien und setzten sich mit internationalen Designtrends auseinander, wodurch teilweise seltsam verrückte Objekte der Mode, Musik, Film und Kunst entstanden. Eine Reihe von Puppen erwecken Aufmerksamkeit, da sie irgendwie »süß« aussehen, aber doch wiederum nutzlos sind, da sie nicht wirklich Spielzeug darstellen, mit denen Kinder spielen wollen, sondern eher das Portrait einer Generation widerspiegeln, die in den 1980er-Jahren geboren ist. Genauso verhält es sich mit den Animationsfilmen, die sehr futuristisch orientiert sind und eher für Erwachsene gemacht wurden. Vieles ist bunt, fast grell, verrückt, wie eine Serie von vier Fotos »Days of a Cotton Candy« des Fotografen Maleonn, der seine Fotos mit dem Leben vergleicht, das »… unvorhersehbar, voller Andeutungen ist und keine Antworten bereit hält.«

 

Der zweite Teil der Reise ist glamouröser und heißt nicht umsonst »Dream City Shanghai«. Es ist etwas dunkler im »Dream City«-Ausstellungsraum, so dass die Sehnsüchte und Träume der Stadt besser zur Geltung kommen. Faszinierende, außergewöhnliche Cover-Fotos des bekannten Magazins »Vision« zeigen kunstvolle Portraits des Fotografen Chen Man, die eine westliche Modezeitung äußerst langweilig und konservativ erscheinen lassen. Der Soundtrack des bekannten Films »In the Mood for Love« sorgt für eine perfekte musikalische Stimmung. Mode und Möbel, die vom Shanghai Glamour der 1920er- und 30er-Jahre inspiriert wurden, feiern durch die neue Mittelklasse eine Neugeburt einer aspirierenden Lifestyle-Kultur. Führende Modedesigner wie Han Feng, Lu Kun, Ma Ke, Wang Yiyang und Zhang Da zeigen Shanghai-Chic bis Avantgarde-Stil. In »Dream City« treffen Hoffnungen und Träume auf die Wirklichkeit des Chinas von heute, in dem Statussymbole eine große Rolle spielen.

 

»Beijing: Future City« steht am Ende der Ausstellung und gleichzeitig für den Neubeginn und die Zukunft Chinas. »Future City« zeigt, wie sehr sich die großen Ambitionen Chinas in den neuen Strukturen Beijings wieder finden. Die Transformation von Beijings Architektur zeigt sich deutlich in den Vorbereitungen für die Olympischen Spiele 2008. Ultramoderne Gebäude wie das »Vogelnest«, das nationale Olympiastadium, des Schweizer Architektenduos Herzog & De Meuron; das »China Central Television Headquarter« von Rem Koolhaas und Ole Scheeren sowie das supercoole »National Swimming Centre« von PTW Architects, das wie ein riesengroßer Seifenblasencontainer aussieht, jedoch aber ein hocheffizientes Solarenergiehaus darstellt, sind als Modelle präsent. Beijing mit all seinen innovativen Designs zeugt von einer ganz neuen kreativen Energie einer neuen Generation von Avantgarde-Architekten und Städteplaner, die nicht nur nach ihrer eigenen Vision eines modernen Chinas suchen, sondern auch verwirklichen.

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