Ausstellungsbesprechungen

Daniel Buren – MODULATION. Arbeiten in situ. Neues Museum in Nürnberg, bis 14. Februar 2010

Wenn Daniel Buren in ein Museum einzieht, ist es nicht mehr das, was es zuvor war: Es verändert sein Gesicht, sein Wesen. In Nürnberg wird das gleich auf doppelte Weise sichtbar.

Nähert sich der Besucher dem schönen Museumsbau von Volker Staab, stutzt er womöglich angesichts der in Farbe getauchten Fenster, aber zugleich weckt es den Eindruck bei ihm, dass diese Gestaltung auch schon immer so hätte gewesen sein können. Kein Wunder, hat Buren doch den Rhythmus der Farbfolien genauestens festgelegt: Die Abfolge von Telemagenta, Grün, Azurblau, Rot und Goldgelb geben der ohnehin schon prägnanten, erst wenige Jahre alten Architektur das, was ein Bauwerk sonst erst mit der Patina der Geschichte bekommt: eine Seele. Da ist man schon versucht, gar nicht erst das Museum zu betreten und sich vielmehr außen sattzusehen, was natürlich nicht im Sinne der Kuratorin Melitta Kliege sein kann und zudem ein Highlight im Inneren unterschlagen würde: die „Laternen in vier Farben“, 2009, die den Wechselausstellungsraum prägt und wohl auch über die Schau hinaus prägen wird.

Wenn man von der Malerei traditionsgemäß erwartet, dass sie eine Handschrift aufweist, führt Burens Weg erstmal weg von der Kunst: Er trieb ihr dieses individualistische Element aus und wurde berühmt für seine sog. »Nullwert«-Manifestationen.
 Von da eroberte er sich die Kunst wieder, indem er ihr eine Art universale Sprache entwickelte - abzulesen in Holzgestellen, transparenten Folien, in Spiegel- und Glaselementen. Das Opus Magnum könnte hier die »in-situ«-Arbeit im Nürnberger Museum sein: Riesenquader, in sich vielfarbig in Quadraten gerastert, hängen von der Decke herab. Der Besucher geht darunter hindurch und findet sich in einem grandiosen Perspektiv-Environment wieder, das heißt, die von den Lampenkörpern erzeugten Linien, die schulbuchmäßig und eindringlich vor unseren Augen einem fingierten Fluchtpunkt zuströmten. Aus dem wahrgenommenen Raum wird ein Erfahrungsraum, der die vorhandene Architektur und den fiktiven Raum in einer extremen Intensität eins werden lässt. Buren agiert souverän, als sei er in seinen eigenen vier Wänden – man ahnt, dass er nicht nur auf eine mehrere Jahrzehnte zurückliegende Zusammenarbeit mit deutschen Museen zurückblicken kann, sondern dass er auch in gutem Einvernehmen speziell mit dem Neuen Museum in Nürnberg zusammengearbeitet hat – nach ein paar Jahren Abstinenz –, worüber die in der Begleitbroschüre abgedruckten Briefe Auskunft geben.

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