Kunstspiele-Rezensionen

Das Spitzweg-Spiel, von Fritz Gruber, Belser Verlag / Kosmos Spiele, Stuttgart 2003.

Will man in die Bildwelt Carl Spitzwegs eintauchen, bot sich bislang der Griff zu einem Bildband an. Nun gibt es eine Alternative, die auf weitaus kurzweiligere Art und Weise in das Werk des beliebten Biedermeier-Malers einführt.

Es erscheint dabei geradezu konsequent, dass Spitzweg ein Kartenspiel gewidmet wird, fanden sich im Nachlass des Künstlers doch mehrere Entwürfe für Spielkarten. Das vom Belser Verlag im Zusammenhang mit einer großen Spitzweg-Ausstellung herausgegebene Spiel präsentiert 80 seiner Gemälde, bekannte, aber auch einige eher unbekannte. Und wer wissen möchte, wie Spitzweg aussah: die Jokerkarten zeigen ein Portrait des Künstlers.
 
Die 80 Karten sind nach Themen aufgeteilt wie etwa Landschaften, Reisen und Wandern,  Liebe und Sehnsucht. Es gibt vier Farben und die Karten sind von 1 bis 10 durchnummeriert. Nun gilt es, die eigenen Karten geschickt auszuspielen. Im Wesentlichen ist das Spitzweg-Spiel ein Kartenablegespiel, dessen grundlegende Spielidee, zugegeben, auch ohne jedes Spitzwegmotiv funktionieren würde. Aber dann wäre es nur halb so schön, denn es besticht weniger der Spielmodus, der auf Bewährtes setzt (Klassiker wie Rommé lassen grüßen!), als die Optik des Spiels.
 
Im Laufe des Spiels müssen Ausstellungen mit Spitzweg-Werken bestückt werden. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten, Karten anzulegen: Entweder nach ab- oder aufsteigenden Zahlen bei gleicher Farbe oder mit demselben Zahlwert bei Karten verschiedener Farbe. Joker können jede Karte ersetzen. Von der ersten Kartenreihe aus können sich immer weitere Abzweigungen bilden, wobei jedoch immer mindestens drei Bildkarten angelegt werden müssen, um der Kartenreihe eine neue Richtung zu geben. Das Spielprinzip ist einfach und wird in der klar und tadellos strukturierten Spielanleitung anschaulich erklärt. Farbige Spielchips markieren, welche Bilder der einzelne Spieler (quasi als „Leihgabe“) in die Ausstellung geschickt hat.
 
Die Ausstellungsfläche ist begrenzt und darf eine maximale Ausdehnung von 8 mal 5 Karten nicht überschreiten. Zudem gibt die Spielerzahl vor, aus wie vielen Bildern eine Ausstellung bestehen darf. In der ersten Runde sind das bei drei bis vier Spielern 14 Bilder. Danach wird das Ausstellungsvolumen pro Runde um jeweils ein Bild erhöht. Auf dem Wertungsblock werden dann nach Ende jeder Runde, d.h. nach Beendigung einer Ausstellung, die Punkte eingetragen, die jeder Spieler erreicht hat. Die Zahlwerte der Bildkarten geben an, wie viel Punkte diese Karte wert ist. Seine Punktzahl verdoppeln darf der Spieler, der eine Ausstellung vollendet. Der Glücksfaktor in diesem Spiel ist hoch, aber auch Strategen kommen auf ihre Kosten, denn durch geschicktes Anlegen kann man mitunter in einem Zug sehr viele seiner Karten loswerden und eine Ausstellung ist manchmal schneller beendet, als man ahnen kann. Darin liegt der Reiz des Spiels.
 
Das Spitzweg-Spiel ist, alles in allem, ein gelungenes Kartenablegespiel. Die Bildmotive Spitzwegs spielen keine entscheidende Rolle – sie sind bloß schönes Dekor. Das ist zu bedauern, denn hier gäbe es durchaus interessante Details zu entdecken.

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