Ausstellungsbesprechungen

David Malin: Das unsichtbare Universum

The man who coloured stars.

Das Stadtmuseum Jena zeigt bis zum 25. Mai 2008 Bilder des Astrofotografen David Malin. Auf ca. 70 faszinierenden Farbprints und Platin/Palladium-Prints zeigt die Ausstellung »Das unsichtbare Universum« eindrucksvolle Aufnahmen aus dem unendlichen Weltall.

Bekannte Sternenbilder, rotierende Galaxien, Kometen und immer wieder Sternennebel sind hier in einer farblich fast unnatürlich wirkenden Intensität und Vielfalt zu sehen. Einen eigenen Bereich bekommen Schwarz-Weiß-Abbildungen und Bilder von Malins irdischem Umfeld, die eigentlich »einfache« Spielereien mit der Belichtungszeit sind. Neben einem Film wird die Ausstellung von vielen Texttafeln begleitet, die ausführlich über die Astronomie im Allgemeinen sowie über Wissenschaft und Leben Malins informieren.

Beim Lesen eben dieser Hintergründe wird klar, dass die gezeigten Abbildungen nicht ursprünglich bunt sind, sondern als schwarzweiße Platinabzüge von Teleskopaufnahmen entstehen. Erst Malins breites physikalisches Farbverständnis und die moderne Technik machen es möglich: Mit Hilfe aufwändiger Bildbearbeitung lässt er Orion, »Tarantel«– und »Pferdekopf«–Nebel, den so genannten »Hexenkopf« und sich vermischende Sternensysteme in ihrer intensiven und »realen« Farbenpracht erstrahlen. Dafür nutzt er die Schwarzweiß-Nuancen der Abzüge, denn diese geben Auskunft über die Lichtwellenlängen. Von Langwellen über Kurzwellen bis hin zu Ultraviolett entsprechen sie bestimmten Farben, ähnlich einem Prisma. Derart wissenschaftlich berechnet, sind diese Farben sehr wahrscheinlich »real«, da noch nicht sicher bewiesen ist, ob alle Menschen tatsächlich dieselben Farbtöne wahrnehmen. Im Vergleich sehen wir sogar sehr schlecht – die Sonne zum Beispiel ist physikalisch gesehen hauptsächlich grün.

David Malin jedoch, ist kein Astronom im eigentlichen Sinne, er will die Sterne nicht »ordnen« oder »sortieren«. David Malin will aus wissenschaftlichem und ästhetischem Interesse heraus, die »unsichtbaren«, uns verborgenen Dinge und kosmischen Vorgänge sichtbar machen. Nicht umsonst wird er als der »Zwitter« zwischen Kunst und Wissenschaft bezeichnet. 1941 in England geboren, arbeitet er ab dem 15. Lebensjahr in einem Chemielabor. Als gelernter Chemiker interessiert er sich für die allerkleinsten Vorgänge dieser Erde und will sie für alle sichtbar machen. Da diese aber nur durch ein Mikroskop zu erkennen sind, entwickelt er Techniken, sie zu fotografieren. Damit setzt er neue Maßstäbe in der Bildgewinnung und sein Interesse wandelt sich vom »Unsichtbaren« im Mikrokosmos zum »Unsichtbaren« im Makrokosmos. 1975 geht er nach Sydney und arbeitet dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Anglo-Australian Observatory in New South Wales – einem der größten Teleskope der Welt. Seine außergewöhnlichen Aufnahmen werden seither in Schulbüchern und Magazinen abgedruckt, in Ausstellungen weltweit gezeigt und sind außerdem mit wissenschaftliche und künstlerische Preise ausgezeichnet worden.

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Dies ist nicht verwunderlich, denn es ist nicht immer leicht, sich bewusst zu machen, dass diese Fotografien die Wirklichkeit jenseits unserer Erde darstellen. Stattdessen könnten sie auch der abstrakten Fantasie des »Künstlers« Malin entsprungen sein. Dabei sprühen diese Bilder geradezu vor »Leben« und Aktion und geben einen ganz neuen Blick auf das recht statische Vorwissen aus unserer Schulzeit. Da glühen und glitzern Sterne, andere scheinen zu explodieren, da sind Nebel, geheimnisvoll und schleierhaft und andere, deren »Flammen« gefährlich züngeln. Für das Verständnis über die Entstehung eben dieser intensiven Eindrücke wäre es allerdings von Vorteil gewesen, die schwarz-weißen Platin/Palladium-Prints an den Anfang der Ausstellung zu stellen. Auch die Informationstafeln sind im Gegensatz zum Bunt der Bilder etwas trist und ermüdend.

Dennoch bietet diese Ausstellung eine wunderbare Gelegenheit, über den »Tellerrand« unserer Welt hinauszuschauen und einen klaren Blick in die vermeintlich oft sternlose Nacht zu werfen. Hier wird Unsichtbares sichtbar gemacht!

Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit Howard Schickler Fine Art (Srarsota/USA) und Galerie Karsten Greve (St. Moritz/CH). Gefördert wurde die Ausstellung von den Stadtwerken Jena–Pößneck und dem Thüringer Kultusministerium.

 

 

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Öffnungszeiten
Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag 10 bis 18 Uhr
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