Ausstellungsbesprechungen

Dem Auge ein Fest, Die Schenkung Rudolf und Ilse Franke

Unter dem Titel: Eine andere DDR, 25. Januar bis 12. Mai 2006, Opelvillen Rüsselsheim. Im Verlauf eines halben Jahrhunderts stellten der Erfurter Grafiker, Grafiksammler und Hochschullehrer Rudolf Franke und seine Frau Ilse eine umfangreiche Sammlung internationaler grafischer Arbeiten zusammen. Anlässlich der Schenkung dieser Grafiken an das Angermuseum Erfurt wird in den Räumen der Kunsthalle Erfurt eine umfangreiche Auswahl aus diesem Fundus von insgesamt 14.000 Blättern gezeigt. Die Ausstellung wird anschließend in den Opelvillen Rüsselsheim präsentiert.

Entsprechend der Struktur der Sammlung Franke, die Grafiken des 20. Jahrhunderts verschiedenster Künstler vereint, reicht das Spektrum der gezeigten Arbeiten von der klassischen Moderne, Brücke und Bauhaus über das Œuvre tschechischer Künstler der sechziger- und siebziger Jahre bis zu den Positionen der mit der Kulturpolitik ihrer Zeit non-konformen Erfurter Ateliergemeinschaft. In einfacher Formsprache gehaltene Hochdrucke aus den Jahresmappen jener Erfurter Künstler werden ebenso vor Augen geführt wie großformatige, in aufwändiger Mischtechnik geschaffene Farbradierungen – beispielsweise von Jîrî Anderle. Vereinzelte Handzeichnungen, so von Marino Marini oder auch von Elisabeth Ahnert, ergänzen die druckgrafischen Blätter.

 

Die Ausstellung erstreckt sich über sieben Räume. Wer sie durchwandert kann die Vielfalt und Qualität des umfangreichen Grafikbestandes, der nun im Angermuseum Erfurt zusammengehalten wird, erahnen und zugleich ein Stück Sammlungsgeschichte erfahren.

Rudolf Franke (1925-2002) trug die Grafiken aus dem In- und Ausland parallel zu seiner Tätigkeit als Lehrer für freie und angewandte Grafik am Pädagogischem Institut Erfurt (später Pädagogische Hochschule Erfurt/Mühlhausen) zusammen. Das Ehepaar Franke bestückte seine Sammlung mit Blättern internationaler moderner und zeitgenössischer Künstler, während zeitgleich der mit ihnen befreundete Herbert Kunze als Direktor des Angermuseums für dieses Haus aufgrund der kunstpolitischen Weisungen ähnliche Werke nicht erwerben konnte. Dem Museum waren bereits durch die Konfiszierung 1937 zahlreiche innovative Kunstwerke genommen worden. So dokumentiert die private Sammlung Franke die Brüche im historischen Kontext des Kunstsammelns im Deutschland des 20. Jahrhunderts und füllt zugleich die hierdurch entstandene Lücke im Bestand des öffentlichen Museums.

 

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Aufbau und Struktur der Ausstellung knüpfen wiederholt an Eckdaten der Genese der Sammlung Franke an. Die Exponate weisen auf einen regen Austausch hin und veranschaulichen die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst in der DDR auch abseits der offiziellen Angebote.

 

Der Besucher der Ausstellung wird von Gerhard Marcks „Trommler“ (1921), mit dem 1951 der Grundstein der Sammlung gelegt wurde, bis zu einer konzentrierten Präsentation ausgewählter, eigener Arbeiten Rudolf Frankes geleitet. Dabei findet sich der Betrachter Blättern von Miro und Picasso gegenüber, er begegnet Drucken Wilhelm Heises sowie Rainer Henzes und trifft auf eine Auswahl an Blättern Gerhard Altenbourgs, deren Umfang und Qualität der engen Verbindung zwischen Sammler und Künstler entspricht.

 

Die Zusammenstellung der Grafiken eröffnet auf vielen Ebenen zahlreiche Einblicke: entsprechend dem breiten Interesse des Sammlers ist eine Vielzahl von Künstlern vertreten. Technische Preziosen beeindrucken ein mit den Medien des Drucks vertrautes Publikum. Durch einen einführenden Text und Zitate, die durch die Ausstellungsräume leiten, werden sowohl Kenntnisse als auch Denkanstöße zu den Themen des Kunstsammelns und des Kunstverständnisses dieses Sammlers vermittelt. Diese können anhand des Begleitbuchs zur Ausstellung vertieft werden.

 

„Ein Fest für die Augen“ nannten die Frankes die Betrachtungen ausgewählter Bilder im kleinen Kreis, die sie anhand ihrer Sammlung jährlich ausrichteten. Die von Cornelia Nowak kuratierte und von Ilse Franke begleitete Ausstellung knüpft - nicht nur im Titel - an diese Tradition in idealer Weise an.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonnag: 11 - 18 Uhr

Donnerstag: 11 - 22 Uhr

Montag geschlossen

 

Eintritt

Euro 2.50 / 1.50

Freier Eintritt donnerstags 20-22 Uhr

 Mehr im Netz:

www.angermuseum.de

 

 

 

25.1.-12-5-2006

unter dem Titel „Eine andere DDR“

Stiftung Opelvillen

Zentrum für Kunst

Ludwig-Dörfler Allee 9

65428 Rüsselsheim

 

Mehr im Netz

www.opelvillen.dew

 

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