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Der animatronische Arm Rembrandts

Forscher der Universität Konstanz haben einen Industrieroboter so programmiert, dass er Bilder im Stil der Alten Meister schafft. Er könnte in Zukunft Künstler bei ihrer Arbeit unterstützen, meint der zuständige Projektleiter. – Oder einfach überflüssig sein. Ein Kommentar von Rowena Fuß.

e-David bei der Arbeit © Foto: computerbild.de
e-David bei der Arbeit © Foto: computerbild.de

Der sogenannte "e-David" ist ein Industrieroboter, wie er eigentlich zum Schweißen von Automobilkarossen verwendet wird. Per Knopfdruck richtet er seinen Schwenkarm zu einem Reißbrett und malt.

»Uns interessiert, inwieweit man das kunsthandwerkliche Schaffen eines Menschen künstlich imitieren und durch Algorithmen beschreiben kann«, erklärt Oliver Deussen, Informatik-Professor an der Universität Konstanz, im Deutschlandfunk den Sinn des Projekts. Denn die Gemeinsamkeiten einer Stilrichtung wie Farbtöne und Linienführung folgen einem Algorithmus. Diesem kommen die Forscher auf die Spur, indem sie Fotografien von Kunstwerken untersuchen und in digitale Signale zerlegen. Die daraus abgeleiteten Algorithmen dienen wiederum dem Malroboter als Grundlage, um ein neues Werk im Stil der gewählten Epoche zu produzieren.

Deussen könnte sich für die Zukunft vorstellen, dass Mensch und Maschine gemeinsam Kunst schaffen: »So, wie es Rubens getan hat, der hat die Skizze als Mensch gemacht. Und dann hatte er viele Maler, die ihm die Details gemalt haben. Und zum Schluss hat er das Ding dann fertig gemalt. Genauso könnte ich auch mit dem Roboter arbeiten: Ich gebe eine Skizze vor und der Roboter füllt diese über ein paar Tage mit vielen Details aus. Und ich kann dem Ganzen danach den letzten Schliff geben.«

So richtig mag man jedoch nicht an den Roboter-Buddy glauben. Deussens Vorschlag klingt zu sehr nach Massenproduktion für den Markt, nicht nach großer Kunst, die sich in Skizzen und Studien entwickelt hat. Noch dazu ist es eine Absage an die etwa fünf Jahre dauernde Ausbildung eines Diplomkünstlers. Denn wozu braucht es diese noch, wenn ein Roboter alles tun kann? Man könnte sogar so weit gehen und sagen: Der Künstler wird überflüssig, denn "e-David" produziert sicherlich billiger und schneller, wenn man hier noch ein wenig Arbeit in die Entwicklung investiert.

Interessant wäre es dann – aus einem rein sportlichen Interesse heraus –, zu beobachten, ob er in echter Konkurrenz zu den Kopisten aus dem südchinesischen Ort Dafen nahe Shenzhen stehen kann. Denn von dort werden laut Spiegel online jährlich rund fünf Millionen Gemälde, meist Kopien von Meisterwerken, in alle Welt exportiert. Die Latte für "e-David" liegt hoch.

Schließlich bleibt noch die Frage des künstlerischen Ingeniums. Weder dem Konstanzer Roboter, noch den chinesischen Kopisten mag man etwas attestieren, dass auch nur im Entferntestem dem gleicht, das seit 500 Jahren hinter dem Lächeln der Mona Lisa aufscheint. So bleibt "e-David" vorerst ein teures Spielzeug der Informatiker.

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