Ausstellungsbesprechungen

Der Blaue Reiter: Marc, Macke, Kandinsky, Münter, Jawlensky , bis zum 8. November 2009

Die Künstler des Blauen Reiters sind mit München und Murnau verbunden, Russland ist biographisch mit von der Partie – Baden-Baden taucht dagegen nicht auf in der Gruppengeschichte. Dass seit Sommer 80 Arbeiten mit so klangvollen Namen wie Marc, Macke, Kandinsky, Münter und Jawlensky die Kurstadt sehr farbenfroh beleben, ist weniger einer Laune einzelner zufälliger Lebensläufe oder -entwürfe, sondern der Baufälligkeit des zentralen Museums des Blauen Reiters zu verdanken:

Bekanntlich hat das Lenbachhaus seine Pforten für seinen Hauptbestand bis 2012 geschlossen, und der glückliche Nutznießer ist das Burda-Museum in Baden-Baden. Die Sicht auf die Künstlervereinigung wird nun nicht neu geschrieben – zu lebhaft sind noch die Kandinsky-Ausstellungen in München und andernorts in Erinnerung. Die Ansprüche sind viel pragmatischer: Wer die Künstler dieser wirkungsmächtigsten Gruppe der Moderne sehen will, muss den Umweg nach Baden-Baden suchen, bzw. er kann sich den Weg nach München sparen und darf in badischen Gefilden Bekanntschaft mit den berühmten Kurzzeitexilanten schließen.
Wahre Ikonen sind hier zu sehen, darunter natürlich Marcs Pferde, Jawlenskys Meditationsbilder, konkret Mackes »Promenade« oder Jawlenskys fragiles »Bildnis des Tänzers Alexander Sacharoff« und vieles mehr – es heißt, es habe noch nie so viele Leihgaben aus München gegeben wie zu dieser umfassenden Schau. Und dabei wird es wohl auch bleiben: Es geht um keinen temporären Ausverkauf, sondern um einen Freundschaftsdienst, der mitunter darauf baut, dass Frieder Burda in den vergangenen Jahren etliche Arbeiten seiner Sammlung ans Lenbachhaus entliehen hat – eine Hand wäscht die andere, und das im positiven Sinne: Hintergrund und Klammer bildet das Freundschaftsthema – vermittelt in zahlreichen Porträts, begleitend aber auch durch Fotografien aus dem Kreis der Blauer-Reiter-Gruppe (insbesondere Arbeiten Gabriele Münters).

Der Kreis zog immerhin Kreise, was nur mit den Namen Campendonk und Delaunay angedeutet sei. Schön sind dabei die privaten Glanzlichter, die zwar hinlänglich bekannt, aber unter anderer Kulisse wieder erfrischend nahe rücken: »Den Namen ›Der Blaue Reiter‹ erfanden wir am Kaffeetisch in der Gartenlaube in Sindelsdorf«, schrieb Kandinsky, »beide liebten wir Blau, Marc – Pferde, ich – Reiter. So kam der Name von selbst.« Immer dabei ist freilich auch, mit einer nachvollziehbaren Notwendigkeit, der Umbruch von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion – ein kleiner Schritt für die Gruppenmitglieder, ein großer für die Menschheit. Das Publikum weiß das zu schätzen: Weit über 100.000 Besucher wurden bislang gezählt, an Wochenenden musste zu manchen Spitzenzeiten sogar der Zugang gesperrt werden.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, herausgegeben von Helmut Friedel, mit Texte von Annegret Hoberg und Matthias Mühling und Vorworten von Frieder Burda und Helmut Friedel.

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